Straße des Todes: Thriller (German Edition)
das Kommando.«
Rojas wirkte überrascht, erhob aber keinen Einspruch. Sie waren sehr lange zusammen gewesen. Ghazi setzte Rojas’ Leben nur äußerst ungern aufs Spiel, doch er war eindeutig klüger und kompetenter als Medina. Falls es jemandem gelingen sollte, Maysan zu befreien, dann am ehesten Rojas.
»Jemand hat sie gekauft?«, fragte Rojas.
»Die Gangster haben meine Schwester. Du wirst die pollos gegen sie austauschen. Ich habe die entsprechenden Vorkehrungen getroffen.«
Al-Diri umriss rasch, wo und wie der Austausch stattfinden würde, und sagte Rojas, er solle sich seine Männer aussuchen und sich so schnell wie möglich auf den Weg machen.
Rojas und Medina wandten sich zum Gehen, doch al-Diri rief Medina zurück.
»Medina, du bleibst. Für dich habe ich eine andere Aufgabe.«
Medina machte kehrt und wartete. Al-Diri brauchte einen Moment, um sich Klarheit zu verschaffen, ob sein Gedankengang richtig war. Er verlor nicht nur die Koreaner, sondern musste auch die Dattelfarm aufgeben. Ohne die Hilfe seiner Schwester würde er jedoch keinen neuen Ort mehr finden, um die übrigen pollos unterzubringen. Er konnte sie aber nicht einfach gehen lassen, da sie Zeugen abscheulicher Verbrechen geworden waren, also musste etwas geschehen.
Ghazi al-Diri hatte sich entschieden – er hatte die in seinen Augen einzig richtige Entscheidung getroffen.
»Wir brauchen einen zweiten großen Lastwagen. Wenn Rojas fort ist, werden wir von hier verschwinden. Wir müssen die pollos beseitigen.«
Medina betrachtete ihn ein paar Sekunden lang, dann zuckte er mit den Achseln.
» Pollos gibt es wie Sand am Meer.«
Vasco Medina war der richtige Mann für diesen Job.
»Bist du sicher, dass du nicht auf Rojas warten willst? Das würde uns die Kosten für einen Lastwagen ersparen.«
»Wir haben nicht die Zeit zu warten. Wir werden uns woanders mit Rojas treffen.«
Medina knurrte nachdenklich, dann verzog er den Mund zu einem Lächeln. Er hatte verstanden. Sie würden nicht auf Rojas warten, weil er und der Truck wahrscheinlich nicht zurückkehren würden.
»Okay. Ich besorg uns einen Laster, kein Problem. Am besten einen größern. Wir werden, wie viele, hundertzwanzig, hundertdreißig haben?«
»Ja, so in der Richtung.«
Medina knurrte wieder.
»Wir könnten sie auch hierlassen. Das wäre am einfachsten.«
Daran hatte Ghazi ebenfalls schon gedacht, es aber sofort wieder verworfen. Die Dattelfarm ließ sich zu Maysan zurückführen. Wenn hier so viele Leichen gefunden wurden, würde die Polizei bei den Ermittlungen sehr schnell die Verbindung zwischen ihr und Ghazi aufdecken, womit sie ihm dann auf der Spur wären.
»Nein, wir können sie nicht hierlassen.«
»Okay. Ich kenne eine Stelle, die mit dem Truck zu erreichen ist. Ich werde mich drum kümmern.«
Er wollte gerade gehen, blieb aber stehen.
»Was ist mit dem reichen Jungen? Der auch?«
Die Chancen, dass seine verwitwete Mutter zahlen würde, waren Ghazi zu ungewiss. Reiche Leute konnten Probleme bereiten, also wollte er den Jungen zusammen mit den anderen loswerden.
»Der auch. Wir dürfen keine Zeit mehr verschwenden.«
»Und das Arschloch, das mit den Sinaloas unter einer Decke steckt? Ich kann den verfluchten Pisser nicht ausstehen.«
»Alle. Besorg den Truck, und dann werden sie verladen. Ich will hier weg.«
»Kann ich das erledigen, wie ich will?«
Ghazi al-Diri zuckte zusammen. Medina meinte das Töten. Ihm würde es Spaß bereiten. In Mexiko machten sie es mit Hämmern.
»Mach es, wie du willst, nur nicht hier. Warte damit, bis ihr am Ziel seid, wo immer das sein mag. Dann musst du sie auch nicht groß tragen.«
Medina zeigte wieder sein Krokodilslächeln, und Ghazi fragte sich, warum der Mann seine Zähne nicht in Ordnung bringen ließ.
Er sah Medina hinterher und ging zu seinem Wagen. Er fuhr einen anthrazitfarbenen Lexus-SUV, den Pinetta billig von einem seiner Diebe erstanden hatte. Pinetta würde schwer zu ersetzen sein; erheblich schwerer als Ghazis Schwager, dessen einziges Talent darin bestanden hatte, die Liebe von Maysan zu erobern.
Ghazi holte hinter dem Vordersitz eine kurze schwarze Schrotflinte hervor. Er vertraute diesen Gangstern nicht und war sicher, sie würden angreifen. Er konnte es spüren: Jemand machte Jagd auf ihn.
Ghazi vergewisserte sich, dass die Flinte geladen war, dann folgte er Medina hinein. Es war immer noch viel zu tun, bevor das Töten begann.
Kwan Min Park
Kwan saß bei Jack und
Weitere Kostenlose Bücher