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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Schaukel und legte den Hut mit der Krone nach unten daneben, zog dann Bottleneck und Stahlplektrons von seinen Fingern und ließ sie in den Hut fallen.
    »Die alte Frau und ich essen heut Limabohnensuppe. Sie können dableiben, wenn Sie wollen. Aber zu diesem speziellen Thema gibt’s nix mehr zu sagen«, sagte er.
    »Die Polizisten sind nach wie vor da draußen, nicht wahr?«, sagte ich.
    »Wiedersehn, Sir. Eh Sie über mich urteilen, sollten Sie vielleicht dankbar sein für das, was Sie haben«, sagte er, ging in die dunkle Hütte und ließ die Fliegendrahttür hinter sich zuknallen.
    Bei den Anonymen Alkoholikern wird immer behauptet, dass der Alkoholismus nicht die eigentliche Krankheit sei, sondern nur ihr Symptom. Das klingt nach Selbstrechtfertigung. Ist es aber nicht.
    An diesem Abend saß ich am Tresen des Köderladens und sah zu, wie Clete Purcel mit dem Daumen den Deckel einer Whiskeyflasche abschraubte, sich gut fünf Zentimeter von dem Zeug in einen Glaskrug eingoss und ein Dixie-Bier zum Nachspülen öffnete. Er redete übers Angeln, über einen Urlaub auf Hawaii, vielleicht auch über seine Militärzeit, und wer weiß, worüber sonst noch alles. Die Bierflasche war dunkelgrün, mit dicken Tropfen beschlagen, der Whiskey im Krug bräunlich golden, wie Herbstlicht in einem Laubwald.
    Die Luft draußen war schwül, voller schwirrender Insekten, und Rauchfäden stiegen von den Strahlern auf. Ich öffnete eine Dose Dr. Pepper, trank aber keinen Schluck. Hielt sie nur krampfhaft in der Hand und hatte ein Summen und Knistern im Kopf, als wäre ein abgerissenes Stromkabel in einer Pfütze gelandet.
    Clete setzte den Glaskrug an und trank den Whiskey in einem Zug aus, spülte mit dem Bier nach und wischte sich mit der Hand den Mund ab. Er schaute mich an, wandte den Blick ab und schaute mich dann wieder an.
    »Dir geht wieder die Geschichte durch den Kopf, die dir die schwarze Nutte erzählt hat«, sagte er.
    »Meine Mutter hat gesagt, dass sie Robicheaux heißt«, sagte ich.
    »Was?«
    »Bevor sie gestorben ist, hat sie gesagt, dass sie Robicheaux heißt. Sie hat den Namen ihres Mannes wieder angenommen.«
    »Ich reib dir jetzt mal einen deiner eignen Ratschläge unter die Nase, Dave. Die Hurensöhne, die deine Mutter umgebracht haben, sind von Grund auf böse. Lass dir von denen nicht noch mehr antun.«
    »Ich will rausfinden, wer sie sind, ich will sie aufspüren und zur Strecke bringen.«
    Er schraubte seine Whiskeyflasche zu, wickelte sie in eine braune Papiertüte, trank dann einen Schluck Bier, stand auf und steckte die Tüte in die Außentasche seiner Jacke.
    »Was hast du vor?«, fragte ich.
    »Zum Motel zurückfahren. Dich mit deiner Familie allein lassen. Den Schnaps fortschaffen.«
    »Darum geht’s doch gar nicht.«
    »Nicht in erster Linie, aber dir war’s lieber. Bis morgen, Streak«, sagte er.
    Er setzte seinen Porkpie-Hut auf und ging aus der Tür. Dann hörte ich, wie sein Cadillac angelassen wurde und langsam, fast schwerfällig davonfuhr.
    Ich kettete die Mietboote über Nacht an und wollte gerade das Licht ausschalten, als Cletes Cadillac zurückkam und bei der Bootsrampe anhielt. Er erwartete mich am anderen Ende des Stegs mit einer Packung Fertig-Popcorn für die Mikrowelle.
    »Ich hab keine Lust, allein im Motelzimmer vor dem Fernseher zu hocken«, sagte er, legte mir den Arm um die Schultern und ging mit mir den Hang zum Haus hinauf.
    Am nächsten Morgen steckte ich sämtliche Tatortfotos, die nach dem Mord an Vachel Carmouche aufgenommen worden waren, in einen Umschlag und fuhr hinaus zu dem verlassenen Haus am Bayou Teche. Ich stieß die Hintertür auf und trat einmal mehr in die stickige Hitze und den Gestank, der in dem Haus herrschte. Purpurschwalben, die vermutlich durch den Kamin eingedrungen waren, flogen blindlings gegen Fenster und Wände, verspritzten ihren Kot über den Boden und die Arbeitsplatten. Ich wedelte mir mit einer Zeitung vor dem Gesicht herum und scheuchte sie aus der Küche, schloss dann die Tür und sperrte die Vögel aus.
    Warum bin ich überhaupt hier?, fragte ich mich. Ich hatte keine Ahnung, was ich eigentlich suchte.
    Ich ging in die Hocke und tippte mit dem Kugelschreiber an einen bräunlichen Blutfleck auf dem Linoleum. Er zerbröselte zu lauter kleinen Krümeln. Ich wischte den Kuli mit einem Kleenex ab, steckte ihn wieder in die Tasche und tupfte mir mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.
    Ich wäre am liebsten hinausgelaufen, in den Wind, den

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