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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Scheißkerl, und jeder hat’s gewusst. Der ganze Prozess hat gestunken. Ich werde jedes Mal sauer, wenn mir jemand erzählt, dass Carmouche ein Ordnungshüter war ... Warum machst du so ein Gesicht?«
    »Ich habe Beweise dafür, dass sie es nicht allein getan hat.«
    »Willst du mir etwa sagen, dass Passion ihr geholfen hat?«
    »Ja, genau.«
    »Tolle Erkenntnis«, sagte Helen. »Was macht dir heute sonst noch zu schaffen?«
    »Ich habe letzte Nacht Johnny Remeta aufgelauert.«
    »Was hast du gemacht?«
    »Ich wollte ihm die Birne zerballern. Ich hab’s nicht fertig gebracht.«
    Sie räumte unseren Müll zusammen, ging zum Abfallkorb, stopfte alles hinein und kehrte zum Tisch zurück.
    »Hier drin ist es viel zu laut. Bei dem ganzen Teenagergeschrei und dem Gebrüll der Köche hab ich nicht ganz mitgekriegt, was du gesagt hast. Bis demnächst, Bwana«, sagte sie.
    Sie ging hinaus zu ihrem Streifenwagen und fuhr weg.
    In dieser Nacht hatte ich den Hörer des Mobiltelefons unter dem Bett liegen. Es klingelte kurz nach 23 Uhr. Ich nahm ihn und ging in die Küche, bevor ich auf den Knopf drückte.
    »Sie sind überfällig«, sagte ich, ohne abzuwarten, bis er sich meldete.
    »Ich habe Sie letzte Nacht falsch eingeschätzt. Ich dachte mir, die Ehre gebietet es, dass ich Ihnen das sage, Mr. Robicheaux.«
    »Die Ehre?«
    »Ich hab gesagt, Sie brächten es nicht fertig, mich abzuknallen. Ich weiß, wer ihre Mutter umgebracht hat. Deswegen haben Sie mich leben lassen.«
    »Sie liegen schwer daneben, mein Freund.«
    Ich konnte hören, wie er in die Sprechmuschel atmete. »Wir sind uns gleich. Ich hab’s an Ihren Augen gesehen«, sagte er.
    »Ich dachte immer, meine Mutter hätte mich im Stich gelassen, Johnny. Aber ich habe begriffen, dass ich ihr vergeben muss. Ich hab’s getan, damit ich mich nicht mehr betrinken musste.«
    »Wollen Sie damit irgendwas über meine Mutter sagen?«
    »Sie sind doch schlau. Lesen Sie Chaucers Geschichte über die drei Jungs, die loszogen, um den Tod zu finden und ihn ein für alle Male aus der Welt zu schaffen. Gefunden haben sie ihn schon. Aber die Sache ging anders aus, als sie erwartet hatten.«
    »Ich will Ihnen mal sagen, was wahre Rache ist. Ich werde die Leute ausnehmen, die Ihre Mutter erledigt haben, dann geh ich außer Landes und lass sie von jemand anders umbringen. Aber Sie werden nie genau wissen, wer sie waren.«
    »Suhlen Sie sich meinetwegen in Ihrem eigenen Sumpf, Johnny. Aber mir hängt dieses Zeug zum Hals raus«, sagte ich und schaltete das Telefon aus. Dann ging ich durchs ganze Haus und zog sämtliche Telefonstecker aus den Dosen.
    Der Sheriff wohnte oben am Bayou Teche, in einem gelbgrau gestrichenen Holzhaus mit einer breiten Galerie, das etwas abseits der Straße unter mächtigen Zedern und Eichen stand. Als ich an diesem Samstagnachmittag dort hinfuhr, schnitt er gerade die Kletterrosen in seinem Blumenbeet zurück, während seine Enkel neben dem Haus spielten. Er trug einen zerschlissenen Strohhut, mit dem er seinen Kopf vor den Rosenstacheln schützte, und sein Bauch hing ihm über den Gürtel. Hier, auf seinem eigenen Grund und Boden, in seiner fleckigen und mit Farbklecksen übersäten Arbeitskluft, als er die Blüten abschnitt und vorsichtig in eine Schale Wasser legte, wirkte der Sheriff viel älter als in der Dienststelle und überhaupt nicht wie ein Polizist.
    Ich setzte mich auf die Treppe vor dem Haus, fischte ein paar Rindenstücke aus einem Sack Mulch und schnippte sie ins Gras.
    »Ich habe mich selber zum Narren gemacht, als ich über Jim Gable hergefallen bin. Außerdem habe ich dem Ansehen der Dienststelle geschadet. Ich möchte mich dafür entschuldigen«, sagte ich.
    »Sie müssen sich am Riemen reißen, Dave.«
    »Ganz meine Meinung.«
    »Fünf Tage unbezahlt vom Dienst suspendiert, wirksam ab letzten Montag. Ein schriftlicher Verweis in der Personalakte. Einverstanden?«
    »Ich muss Ihnen noch etwas anderes mitteilen«, sagte ich. »Passion Labiche hat mir erzählt, dass sie ihrer Schwester geholfen hat, Vachel Carmouche umzubringen.« Ich wartete darauf, dass er etwas sagte, doch es kam nichts. »Außerdem hätte ich Johnny Remeta eins in die Rübe verpassen können, aber ich hab’s nicht getan.«
    Er hielt in seiner Arbeit inne, verzog aber keine Miene.
    »Muffensausen?«, fragte er.
    »Ich hatte es auf ihn abgesehen. Ich wollte ihm sämtliche Lichter ausknipsen.«
    Ein Moskito schwirrte ihm ins Gesicht, worauf er sich mit den Handrücken

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