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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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langen, flachen Hechtsprung ins Wasser tauchte. Mit zwei Zügen war er zwischen den Zypressen, rannte über Sandbänke und durch Sumpflöcher und verschwand hinter den schaukelnden Spinnweben und Kletterranken.
    Ich zitterte am ganzen Körper, als hätte ich Malaria. Mir dröhnte der Kopf, und meine nassen Händen glitschten über den Plastikkolben des Gewehrs. Dann beugte ich mich vornüber und erbrach mich ins Wasser.
    Ich stieg die Bootsrampe hinauf, ging dann auf den Steg, streifte mein T-Shirt ab und setzte mich auf die Planken, zog die Knie an und legte das Gesicht darauf.
    Ich blieb dort, bis die Sonne aufging, dann hängte ich mir das Gewehr mit der Mündung nach unten über die Schulter und ging die Böschung hinauf, zwischen den Bäumen hindurch, wusste nur zu genau, dass ich vorsätzlich einen Menschen hatte umbringen wollen und gleichzeitig sowohl als Mörder wie auch als Polizist versagt hatte.

28
    A n diesem Nachmittag bekam ich einen Anruf von Wally, unserem Komiker vom Dienst.
    »Genießt du deine freien Tage?«, fragte er.
    »Ich mache gerade den Fettfang sauber. Komm doch vorbei.«
    »Ich hab ein kleines Problem. Ich würd gern meine Schicht zu Ende bringen, ohne dass man mich in ’ner Kiste rausträgt. Mein Blutdruck steht eh schon auf hundertneunzig. Ich kann keine Rassenunruhen gebrauchen. Ich will nicht von Schwarzen am Telefon angeschrien werden. Ich kann keine weiße Lesbe gebrauchen, die drüben an der Hopkins den Pöbel aufhetzt.«
    »Sprichst du von Helen Soileau?«
    »Ich hab doch gewusst, dass du drauf kommst. Mach dich auf, Dave.«
    Ich fuhr in die Stadt und dann nach Westen, zur Hopkins Street, die früher zusammen mit der Railroad Avenue das Rotlichtviertel von New Iberia darstellte. Helen Soileau hatte gerade zwei etwa fünfzehnjährige schwarze Kids mit Handschellen an die Sicherungskette eines Hydranten gefesselt.
    Ich parkte den Pick-up vor einem Schnapsladen und ging durch die Menschenmenge, die sich auf dem Bürgersteig und in den Vorgärten zweier Häuser zusammengerottet hatte. Helen stand vornüber gebeugt da, die Hände in die Hüfte gestützt, und ließ ihre Laune an den beiden Kids aus, die auf dem Zement hockten. Ein Stadtpolizist in Uniform blickte nervös die Straße auf und ab.
    Helen richtete sich auf und starrte mich mit nach wie vor hitziger Miene an. Ihre Hose war am Schenkel zerrissen und ihre weiße Bluse mit Matsch verschmiert. »Was machst du hier?«, sagte sie.
    »Ich bin zufällig vorbeigekommen. Was haben die Jungs gemacht?«
    »Nichts weiter. Der eine hat mit einem Luftgewehr auf ein vorbeifahrendes Auto geschossen und ein sechs Wochen altes Baby getroffen. Der andere kleine Sack hat ein M-80 im Schlafzimmer einer alten Frau unter den Boden gelegt.«
    »Ich glaube, wir sollten ein bisschen Dampf rausnehmen.«
    »Die verraten mir entweder, wo das Luftgewehr ist, oder sie bleiben hier, bis sie die Farbe von dem Hydranten da fressen müssen. Habt ihr das gehört, ihr kleinen Scheißer?«
    »Komm mal kurz mit, Helen«, sagte ich.
    »Du hast mir überhaupt nichts zu sagen«, erwiderte sie.
    »Da kann ich dir nicht widersprechen. Aber wir sind im Stadtgebiet. Lass das die Stadtpolizei regeln.«
    Sie schaute zu mir auf. Ihre Augen glühten vor Zorn, die Arme waren angespannt.
    »Am liebsten würde ich dir eine donnern, Dave. Der Skipper will nichts als eine Entschuldigung, dann bist du wieder im Dienst«, sagte sie.
    »Dann lass den Stadtpolizisten seine Arbeit machen und die Kids festnehmen.«
    »Na gut, ist mir doch scheißegal«, sagte sie, bückte sich und schloss die Handschellen auf, löste die Kette und legte sie den beiden Jungs dann wieder an, führte sie zum Streifenwagen der Stadtpolizei, stieß sie hinein und schlug die Tür hinter ihnen zu. Dann kam sie wieder zu mir und sagte: »Spendier mir einen Kaffee, Paps.«
    Ich rechnete mit einer von Helens Tiraden, aber ich irrte mich. Wir gingen in das McDonald’s an der East Main Street und setzten uns ans Fenster. Der Himmel hatte sich grünlich verfärbt, und der Wind fegte durch die Eichen am Straßenrand und wirbelte die abgerissenen Blätter hoch in die Luft.
    »Ich war heute Morgen in Lafayette. Kennst du diesen Tattoo- und Wahrsagerschuppen gleich neben der Vierspurigen?«, sagte sie.
    »Eine alte Zypressenhütte, deren Galerie voller Perlen und bunten Lichtern hängt?«
    »Ich hab Passion Labiche reingehen sehn. Das Mädchen macht mir zu schaffen.«
    »Inwiefern?«
    »Vachel Carmouche war ein

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