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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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zugefügt. Jetzt nehmen Sie einen Tag Urlaub und haben nicht mal den Anstand, mich anzurufen?«, sagte er.
    »Johnny Remeta steigt hinter meiner Tochter her und hinterlässt Nachrichten an meinem Haus. Es ist mir egal, was mit Gable los ist«, erwiderte ich.
    »Sie nehmen immer alles persönlich, Dave. Sie benutzen die Dienststelle wie ein Preisboxer die Kiste mit dem Kolophonium. Sie sind Angestellter des Bezirks. Was wiederum heißt, dass ich Ihr Vorgesetzter bin, nicht irgendjemand, der mit Besen und Schaufel hinter Ihnen herläuft. Ich möchte nicht eigens hierher kommen und Ihnen das erklären müssen.«
    »Hat Gable Anzeige erstattet?«
    »Nein.«
    »Dann ist es eine Privatsache.«
    »Sie sind ab sofort vom Dienst suspendiert.«
    »Da kann man nichts machen.«
    »So kalt lässt Sie das, was?«
    »Wie fänden Sie es denn, wenn Remeta bei Ihrem Haus rumschleichen würde?«
    »Wenn Sie das tun, woran Sie denken, halte ich schon mal eine Zelle für Sie bereit.«
    »Ich habe Sie nicht angerufen, weil ich nicht beweisen kann, was Gable in dem Pavillon hinter dem Rücken meiner Frau gemacht hat. Ich würde sie nur in Verlegenheit bringen.«
    »Hinter ihrem Rücken? Was, zum Teufel, soll das heißen?«
    »Das Gespräch ist beendet.«
    »Sie haben Recht. Mit Ihnen zu reden bringt nichts. Ich wünschte, ich wäre nicht hierher gekommen«, sagte er. Er schlug sich mit dem Stetson ans Bein und ging mit verkniffenem Mund hinaus in den Dunst.
    Ich arbeitete den ganzen Tag lang mit Batist am Bootssteg, fuhr dann zu dem Winn-Dixie in der Stadt, belud den Pick-up mit Limonade und packte die Eiskiste voller Fleisch für den Kühlschrank im Köderladen. Ein Stück weiter stand das alte Motel, in dem Clete wohnte. Ich hatte ihn seit Samstagnachmittag nicht mehr gesehen, als ich ihn mit trüben Augen und einem Fetzen Papier in der Hand allein gelassen hatte.
    Ich bog in die Zufahrt des Motels ein und fuhr unter dem Laubdach der Eichen hindurch zu dem Cottage, das er sich gemietet hatte. Laub segelte von den Bäumen herab, während er seinen Cadillac mit einem Lappen abwischte und die Blätter vom Lack schnippte, als ob keine weiteren mehr herunterfielen. Die Haare auf seinen bloßen Schultern leuchteten in der einfallenden Sonne wie ein blonder Pelz.
    »Was steht an, Streak?«, sagte er, ohne von seiner Arbeit aufzublicken.
    »Geht’s dir gut?«, sagte ich.
    »Ich hab in dem medizinischen Wörterbuch in der Bibliothek nachgeschlagen. Nach dem, was da steht, ist dieses Zeug so ähnlich, als wenn man durch die Hölle geht, ohne zu sterben.«
    »Es gibt bestimmt eine Behandlungsmöglichkeit.«
    »Die Betroffenen sehn aus, als ob sie in Plastikplanen eingewickelt worden sind.«
    »Wie geht’s Passion?«
    »Sie redet nicht drüber. Jedenfalls nicht mit mir.« Seine Stimme klang tonlos, gleichförmig. »Stimmt es, dass du Jim Gable beim Shrimp-Festival auseinander genommen hast?«
    »Ich nehme an, ich muss etwa alle sechs Monate die Beherrschung verlieren, damit ich mich dran erinnere, dass ich nach wie vor ein Säufer bin.«
    »Spar dir das Geseiere. Du hast nicht die Beherrschung verloren. Er hat dich dazu verleitet.«
    »Was?«
    »Gable macht nichts ohne einen Grund. Du versuchst ihn zu Fall zu bringen. Jetzt glaubt dir doch keiner mehr, was du über ihn sagst.«
    Ich starrte ihn an. Ich kam mir vor wie ein Dummkopf, der von einem Hochstapler geneppt wurde und feststellen muss, dass er bodenlos leichtgläubig ist. Clete warf seinen Staublappen durch das offene Fenster auf den Vordersitz des Cadillac und ging zu meinem Pick-up.
    »Du bist genau wie ich, Streak. Du bist nie aus der Kampf linie raus gekommen. Du denkst, mit Aspirin, Gruppentreffen und kalten Duschen kriegst du den Kopf frei. Aber eigentlich willst du nichts weiter als Gottes Erlaubnis, damit du sämtliche Taugenichtse fertig machen kannst. Dazu kommt’s aber nicht, Großer«, sagte er.
    »Die Sache mit Passion tut mir Leid.«
    »Das Leben ist eins der schwersten, und hinterher ist man tot«, erwiderte er.

27
    Z apfenstreich-Charley suchte mich nach wie vor im Traum heim, kroch mit seinem schwarzen Pyjama, der sich wie flüssige Seide um seinen ausgemergelten Körper schlang, durch die Reisfelder. Er benutzte ein französisches Repetiergewehr mit starrem Visier und japanische Werfergranaten, die er an eine Banyanwurzel knallte, um den Aufschlagzünder vorzeitig auszulösen, bevor er sie in unsere Stellung warf. Aber trotz seiner altmodischen Ausrüstung war

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