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Straße nach überallhin

Straße nach überallhin

Titel: Straße nach überallhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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abschloß. Vielleicht weiß er nicht, daß die Wettlisten in solchen Fällen immer wertvolle Hinweise bieten können. Aber natürlich könnte es auch eine Art Falle sein.“
    „Was werden Sie jetzt tun?“
    „Selbstverständlich reagieren. Sollte ich einen weiteren Attentäter dabei verlieren, dann sei’s drum. Noch kann ich mir das leisten, und ich muß auf jeden Fall herausfinden, ob er nur einen Fehler gemacht oder ob er etwas Besonderes vorhat.“
    „Was für einen Agenten werden Sie dieses Mal einsetzen?“
    „Dieses Mal sollte es ein starker Agent sein, habe ich das unbestimmte Gefühl. Vielleicht Max, dieses Gehirn aus J vierundzwanzig, in seinem gepanzerten Vehikel. Oder vielleicht sogar Timyin Tin – wenn ich ihn auch gerne für den Fall in Reserve halten würde, das etwas schiefgeht. Augenblicklich wäre es das beste, einen schweren Gegner zu schicken. Vielleicht Archie. Ja …“
    „Ich wünsche …“
    „Was?“
    „Es wäre uns möglich, zurückzugehen und das Ereignis persönlich zu genießen. Haben Sie nicht das Bedürfnis, anwesend zu sein, wenn Ihr alter Feind beseitigt wird?“
    „Selbstverständlich werde ich einen vollständigen Bericht bekommen mit Fotos!“
    „Trotzdem …“
    „Ja, ich verstehe Sie. Natürlich kam mir dieser Gedanke auch schon. Aber ich habe keine Möglichkeit festzustellen, welcher den Treffer landen kann. Ich werde also einfach abwarten, bis das Ereignis stattgefunden hat, und dann zurückgehen und alles ansehen. Aber zuerst möchte ich sicher sein, daß alles vorüber ist. Dann allerdings werde ich es mir viele, viele Male ansehen.“
    „Das klingt kompliziert. Ich würde gerne beim nächsten Mal als Ihr persönlicher Augenzeuge dabeisein.“
    „Vielleicht läßt sich später etwas arrangieren.“
    „Aber später könnte zu spät sein.“
    „Es ist niemals zu spät. Augenblicklich haben wir ein Schachspiel zu beenden, und dann habe ich da noch ein paar Manuskripte, die Sie sich ansehen sollten.“
    Der Marquis seufzte.
    „Sie verstehen sich wirklich darauf, einen Mann leiden zu lassen.“
    Lächelnd schaltete Chadwick eine orangene Leuchtröhre ein. Eine Schildkröte, deren Panzer mit Gold und Türkis eingelegt war, kam herbeigekrochen, und er tätschelte den Kopf des Tieres.
    „Für alles seine Zeit“, sagte er. „Und alles zu seiner Zeit.“

 
     
Eins
     
     
     
    Red hatte vier Tabletts mit Essen bestellt – große Tabletts, Fleisch, Hähnchen und Spanferkel –, und nun schlang er die Nahrungsmittel hinunter. Gelegentlich legte er eine Pause ein und ging im Zimmer auf und ab oder stand keuchend am Fenster. Die Nacht war kühl. Im Osten bleichte ein noch nicht aufgegangener Mond den Himmel. Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, und seltsame Laute drangen aus seiner Kehle.
    Etwa eine halbe Minute preßte er die Handflächen gegen die Augen. Dann starrte er lange Zeit seine Hände an. Das Licht schien heller zu werden, aber er wußte, das war nicht der Fall. Er zog seine restlichen Kleider aus und machte sich über die Reste des Essens her. Nur hin und wieder hielt er inne, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen.
    Die Lichter begannen zu tanzen. Die Realität schien in farbigen Blitzen zu verschmelzen. Die Hitze war unerträglich …
    Er warf sich auf das Bett und wartete bewegungslos.
    Plötzlich war ein Geräusch zu hören, als würde der Wind durch ein Getreidefeld streichen, und alles begann sich zu drehen.

 
     
Zwei
     
     
     
    Er bewegte sich lautlos zum Fuß des Turms, dunkel, dunkler als die mondhelle Nacht selbst, stumm.
    Lange Sekunden starrte er hoch. Dann berührte er die Wand. Er zog die Hände zurück, formte die Hände zu Krallen, pumpte. Die Klauen schnellten heraus.
    Ohne auch nur das leiseste Geräusch zu verursachen, begann er zu klettern, ein Schatten unter Schatten, der die Wand des Bauwerks hinaufglitt. Sein Atem ging völlig normal. Sein dunkles Gesicht war ausdruckslos. Das war der Ort. Der Wagen, der ihn hergebracht hatte, parkte unten. Er hatte absolut keinen Grund zur Eile. Die Nacht war noch jung. Der Fahrer würde warten.
    Er wich Fenstern aus, obwohl die meisten bereits dunkel waren. Unter dem Balkon des ersten Stocks wartete er lauschend.
    Nichts.
    Er hob den Kopf und überblickte das Gebiet.
    Frei.
    Er kletterte links an dem Balkon vorbei, eine sanfte Brise streichelte ihn. Ein erschrockener Vogel stieß einen leisen Schrei aus und verließ sein Nest an der Wand, um in der Nacht hinter ihm zu

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