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Straße nach überallhin

Straße nach überallhin

Titel: Straße nach überallhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Tin.
    Mehrere Herzschläge lang blieb er stehen und blickte hinaus in die Nacht. Dann verbeugte er sich wieder.
    Er holte ein bleistiftdünnes Röhrchen aus seiner Tasche knapp unter dem Saum seines rechten Ärmels hervor. Einen Augenblick wog er es in Händen, dann richtete er es zum Himmel empor. Er drückte ein winziges Knöpfchen an der Seite, worauf ein feiner, roter Strahl von der Spitze ausging.
    Mit einer knappen Bewegung seines Handgelenkes dirigierte er den Strahl auf das Geländer. Er schnitt eine dünne Linie durch acht Zentimeter Stein. Dann schaltete er es ab und ging zu der Stelle, wo er geschnitten hatte. Er fuhr mit dem Daumen über den Riß und sah zum ersten Mal über das Geländer. Schließlich nickte er, wandte sich ab und steckte die Röhre wieder in die Tasche.
    Lautlos ging er die Treppe hoch. Er sah hoch, und einen Augenblick verschwamm das Bild vor seinen Augen, da das enge Treppenhaus ihn an einen Korridor erinnerte, in einem uralten Gebäude, das er einst gekannt hatte.
    Er ging langsam die Stufen hinauf, hielt sich aber immer sorgfältig an der linken Wand. Er passierte eine Tür, schritt weiter zur nächsten.
    Bei der richtigen Tür angekommen, blieb er stehen. Hinter ihr brannte immer noch ein bleiches Licht. Er nahm die Röhre in die Hand, lauschte aber weiter. Im Innern waren leise Geräusche zu hören, das Knarren von Möbeln, dann Stille.
    Er hob die Waffe und deutete damit auf eine Stelle neben dem Pfosten, wo er den Riegel vermutete. Dann hielt er wieder inne und senkte sie. Er machte einen Schritt vorwärts. Sachte, ganz sachte, versuchte er langsam die Tür zu öffnen. Sie war unverschlossen.
    Er schritt zur Seite, hob die Waffe erneut und stieß die Tür ganz auf.
    Er sank auf die Knie. Die Röhre entglitt seinen Fingern.
    „Das wußte ich nicht“, sagte er.
    Er preßte die Stirn gegen den Boden.

 
     
Eins
     
     
     
    Als er seine Rechnung bezahlte und für den Schaden in seinem Zimmer aufkam, wurde Red vom Wettannehmer angesprochen, einem kleinen Mann mit Turban.
    „Meinen Glückwunsch, Mr. Dorakeen“, sagte er. „Sie sehen heute morgen ausgezeichnet aus.“
    „Kommt hin und wieder vor“, antwortete Red und wandte sich ab. „Aber es kommt selten vor, daß jemand davon Notiz nimmt.“
    „Aber mein Glückwunsch galt selbstverständlich Ihrem Sieg.“
    „Oh? Habe ich denn auf etwas gewettet?“
    „Ja. Sie wetteten auf sich selbst für die nächste Etappe der Schwarzen Zehn, Chadwick gegen Drakeen. Erinnern Sie sich nicht mehr?“
    „Ach. Aua!“ Er massierte seinen Nasenrücken. „Ja, so langsam kommt alles zurück. Entschuldigen Sie bitte, aber die Erinnerung an den gestrigen Tag ist etwas verschwommen. Was für eine verdammte Dummheit … Moment mal. Wenn ich gewonnen habe, dann bedeutet dies, daß gestern ein erfolgloser Anschlag auf mein Leben verübt wurde.“
    „So ist es. Die Nachricht von Ihrem Sieg wurde bereits durchgegeben. Wollen Sie Bargeld, oder soll ich Ihnen den Betrag gutschreiben lassen?“
    „Lassen Sie ihn gutschreiben. Keinerlei Besonderheiten?“
    „Keine.“ Der Mann brachte ein Dokument zum Vorschein. „Wenn Sie das hier unterschreiben würden, dann werde ich Anweisungen geben, daß man den Gewinn Ihrem Konto gutschreibt.“
    Red kritzelte seine Unterschrift darauf.
    „Gab es in der Nachbarschaft keine Störungen, die etwas damit zu tun haben könnten?“
    „Abgesehen von den Schäden in Ihrem Zimmer keine.“
    Red schüttelte den Kopf.
    „Kaum zu glauben. Gab es keine – Überbleibsel?“
    „Wollen Sie auch auf den fünften Versuch wetten?“
    „Den fünften? Bisher fanden aber nur drei Versuche statt, wenn man den von heute nacht mit einrechnet.“
    „Den Meldungen zufolge haben Sie aber bereits vier hinter sich gebracht.“
    „Ich fürchte, das verstehe ich nicht, und ich habe nicht vor, alles durch eine neue Wette noch weiter zu komplizieren.“
    Der andere zuckte die Achseln.
    „Wie Sie wollen.“
    Red nahm seinen Rucksack und wandte sich ab. Mondamay glitt an seine Seite. Er hielt Fleurs in der Hand.
    „Ja, das war verdammt dumm“, sagte Fleurs, während sie zum Ausgang gingen. „Zu wetten!“
    „Das habe ich bereits zugegeben, aber die Person, die ich gestern war, hatte eben einige Probleme.“
    „Dann hast du dieses Problem bestenfalls noch vergrößert. Chadwick hatte buchstäblich alle Zeit der Welt, dich hier zu umzingeln. Glaubst du, wir werden es über den Parkplatz schaffen?“
    Mondamay verband seinen

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