Straße nach überallhin
dann?“
„Weil ich fühle, es wird bald eintreten.“
„Fühlen?“
„Es scheint wahrscheinlich.“
„Wahrscheinlichkeiten und ihre Auswirkungen haben uns hier bisher selten gekümmert. Ich kenne dein Begehren, und ich sage dir, du kannst den Schatz noch nicht haben.“
„Ja“, antwortete Chantris und entblößte ihre Zähne.
„Ja“, wiederholte Patris in ihrer gutturalen Sprache und öffnete das andere Auge. „Und du hast gerade ein Wort zuviel gesagt. Du kennst meinen Willen, und doch spielst du damit.“ Er hob den Kopf. Die andere wich zurück. „Willst du mich herausfordern?“
„Nein“, antwortete Chantris.
„… Und dann sagst du ,noch nicht.’“
„Ich bin nicht so dumm, diesen Ort und diesen Augenblick zu wählen.“
„Vernünftig. Aber ich bezweifle, daß dich das im Endeffekt retten wird. Entschwinde mit dem Nordwind.“
„Das hatte ich sowieso vor, Lord Patris. Und ich bitte Euch, nicht zu vergessen, daß wir keine Straße benötigen. Lebt wohl.“
„Warte, Chantris! Wenn du dieses Muster vernichtest, das du gesehen hast, wenn du diesen anderen in seiner anderen Form verletzen wirst, dann hast du Zeit und Ort selbst bestimmt!“
Aber die andere war bereits verschwunden, um einen zu suchen und aufzuhalten, der wieder in den Wind zurückkehren würde, es aber noch nicht wußte.
Patris schloß die Augen. Orte und Zeiten glitten hinter ihnen dahin. Er fand den Kanal seiner Wünsche und nahm die Feineinstellung vor.
Eins
Red saß auf seinem Bett, Mondamay auf dem Boden, Fleurs lag auf dem Tisch zwischen ihnen. Zigarrenqualm kräuselte sich in dem Zimmer. Red nahm einen verzierten Pokal vom Tisch und trank einen Schluck dunklen Rotwein.
„Also gut. Wo waren wir stehengeblieben?“ fragte er, öffnete seine Schnürsenkel und warf die Stiefel neben das Bett.
„Du sagtest, du wolltest nicht mit zu mir nach Hause kommen und Töpfe machen“, sagte Mondamay.
„Das stimmt.“
„… Und du hast gesagt, es würde dir schwerfallen, die Straße für immer zu verlassen und dich zu verbergen.“
„Ja.“
„Du bist bereits zu der Überzeugung gekommen, ein Verweilen auf der Straße und deinen Geschäften nachzugehen könnte gefährlich sein.“
„Richtig.“
„Dann sehe ich nur noch eine Möglichkeit für dich, nämlich die Offensive zu übernehmen. Schnapp Chadwick, bevor er dich schnappt.“
„Hmmm.“ Red schloß die Augen. „Das wäre eine interessante Variante“, sagte er. „Aber er ist verdammt weit weg von hier, und es wird bestimmt nicht einfach werden.“
„Wo ist er jetzt?“
„Das letzte, das ich über ihn erfuhr, war, daß er eine Firma im J siebenundzwanzig gegründet hat. Er ist ein sehr wohlhabender und mächtiger Mann.“
„Aber du könntest ihn finden?“
„Ja.“
„Wie gut kennst du seinen Standort und seine Zeit?“ fragte Mondamay.
„Ich habe über ein Jahr dort gelebt.“
„Dann ist diese Möglichkeit eigentlich die einzig logische: Jag ihm nach.“
„Ich glaube, du hast recht.“
Red stellte plötzlich seinen Pokal ab, stand auf und ging aufgeregt im Zimmer auf und ab.
„Du glaubst! Was für andere Möglichkeiten bleiben dir denn sonst auch?“
„Ja, ja!“ antwortete Red, knöpfte sein Hemd auf und warf es auf das Bett. „Hört zu, wir müssen uns morgen weiter darüber unterhalten.“
Er löste seinen Gürtel, zog die Hosen aus, warf sie neben das Hemd und ging wieder auf und ab.
„Red!“ sagte Fleurs scharf. „Hast du wieder einen deiner Anfälle?“
„Keine Ahnung. Ich fühle mich etwas komisch, das ist alles. Wahrscheinlich. Ich glaube, ihr geht jetzt besser. Wir unterhalten uns morgen weiter.“
„Ich glaube, wir bleiben besser“, konterte Fleurs. „Ich wüßte gern, was geschieht, und vielleicht …“
„Nein! Das ist mein Ernst! Ich unterhalte mich später mit euch! Geht jetzt!“
„Also gut. Wie du willst. Gehen wir, Mondy.“
Mondamay erhob sich und nahm Fleurs vom Tisch.
„Kann ich noch etwas für dich tun?“ fragte er.
„Nein.“
„Dann gute Nacht.“
„Gute Nacht.“
Er ging. Während sie die Treppe hinuntergingen, fragte Mondamay Fleurs: „Was ist los? Ich kenne ihn schon länger, aber ich wußte bisher noch nichts von einer Krankheit … von Anfällen … Was hat er?“
„Ich habe keine Ahnung. Er bekommt sie nicht sehr oft, aber wenn, dann schafft er es immer, dabei allein zu sein. Ich glaube, er hat manchmal Anwandlungen von Irrsinn, manische
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