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Straße nach überallhin

Straße nach überallhin

Titel: Straße nach überallhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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wurde er selbstzerstörerisch …“
    Randy schüttelte den Kopf.
    „Ich sehe schon – ich werde warten müssen, bis ich ihn selbst sehe. Wie wäre es mit etwas Sprachunterricht?“
    „Also gut.“

 
     
Eins
     
     
     
    Red steuerte plötzlich nach rechts in eine schmale Seitenstraße, ohne die Geschwindigkeit zu verlangsamen.
    „Was machst du da?“ fragte Fleurs.
    „Zwölf Stunden fahren ist eine lange Zeit“, sagte er. „Ich will jetzt schlafen.“
    „Klapp den Sitz nach hinten. Ich übernehme.“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Ich will aus diesem verdammten Auto raus und endlich mal richtig ausruhen.“
    „Dann trag uns bitte unter falschem Namen ein.“
    „Ohne Eintragung. Wir werden irgendwo lagern. Verwüstetes Gebiet. Kein Problem.“
    „Mutanten? Strahlung? Bomben?“
    „Nein, nein und nochmals nein. Ich war schon einmal hier. Es ist sauber.“
    Nach einer Weile verlangsamte er, fand eine weitere Abzweigung – schmal, armseliger Straßenbelag. Der Himmel verschwamm zu einer rosafarbenen Dämmerung. In weiter Ferne tauchte die Silhouette einer verwüsteten Stadt am Horizont auf. Er wendete wieder.
    „… Et que leurs grands piliers, droits et majesteux, rendaient pareils, le soir, aux grottes besaltiques’“, kommentierte Fleurs. „Du willst an einer Stätte des Todes lagern.“
    „Aber nein“, versicherte er ihr.
    Mittlerweile befanden sie sich auf einem Feldweg. Einige Zeit führte er durch das Gebirge, sie überquerten eine knarrende Brücke über eine schmale Schlucht, umrundeten eine Klippe und erreichten schließlich wieder eine Ebene, von der aus sie die Stadt sehen konnten. Red steuerte in ein Feld, in dem zwischen Kratern die Überreste verrosteter Militärausrüstung lagen – hauptsächlich beschädigte Fortbewegungsmittel. Er hielt schließlich in einem sauberen Gebiet.
    Der seltsam geformte Schatten, der inzwischen über dem Dach des Fahrzeugs lag, nahm die Umrisse eines Reptils an, wurde dunkler, substantieller …
    „Du könntest das Äußere des Wagens einem der Wracks dort draußen anpassen“, befahl Red.
    „Gelegentlich hast du auch mal eine gute Idee“, kommentierte Fleurs bissig. „Es wird fünf bis sechs Minuten dauern, wirklich gute Arbeit zu leisten. Laß den Motor an.“
    Als die Veränderung begann, zog der Schatten sich plötzlich zu einem Kreis zusammen, glitt zu Boden und entfernte sich rasch. Red und Mondamay stiegen aus und bauten eine Barriere auf. Die Luft um sie herum war unruhig, sie kündete von kommender Kälte. Im Osten baute sich eine Wolkenbank auf. Irgendwo begann ein Insekt zu summen.
    In der Zwischenzeit tauchten Rostflecken auf der Karosserie des Wagens auf, wurden größer und tiefer. Dellen wurden sichtbar. Der ganze Wagen kippte nach einer Seite ab. Red ging hin und holte einen Packen Rationen sowie einen Schlafsack. Der Motor ging aus.
    „Das war’s“, meldete Fleurs. „Wie sieht’s aus?“
    „Hoffnungslos“, sagte Red, rollte den Schlafsack aus und öffnete eine Dose. „Danke.“
    Mondamay kam herüber, blieb stehen und sagte sanft: „Ich kann im Umkreis von zehn Kilometern nichts besonders Feindliches entdecken.“
    „Was meinst du mit ‚besonders?’.“
    „Unter den Wrackteilen befinden sich mehrere undetonierte Bomben und geladene Waffen.“
    „Welche davon in nächster Nähe?“
    „Nein.“
    „Radioaktivität? Giftgase? Bakterien?“
    „Sicher.“
    „Dann können wir’s ja hier aushalten.“
    Red begann zu essen.
    „Du sagtest, du arbeitest schon seit geraumer Zeit“, sagte Mondamay, „um die Dinge in Richtung einer Situation zurückzuverändern, an die du dich erinnerst?“
    „Das ist richtig.“
    „Aber bei allem, was du bisher über dein Erinnerungsvermögen gesagt hast, bist du sicher, daß du den Ort überhaupt wiedererkennen würdest?“
    „Sicherer denn je. Ich erinnere mich inzwischen an mehr.“
    „Und wenn du die Straße findest, die du suchst, wirst du dann heimgehen?“
    „Ja.“
    „Wie ist es dort?“
    „Kann ich dir nicht sagen.“
    „Und was hoffst du dann dort zu finden?“
    „Mich selbst.“
    „Dich selbst? Ich fürchte langsam, ich verstehe dich überhaupt nicht.“
    „Ich auch noch nicht ganz. Aber das Bild wird immer klarer.“
    Der Himmel wurde zusehends dunkler, Sterne blinkten. Der Mond hing tief im Osten. Außer seiner Zigarre zündete Red keine Lichter an. Er trank griechischen Wein aus einer irdenen Flasche. Der Wind, jetzt kühl, nahm an Stärke zu. Fleurs gab etwas kaum

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