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Straub, Peter

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Titel: Straub, Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fremde Frau
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kann man nur sehr selten kaufen «, sagte ich.
    »Wie ich Ihre amerikanische Offenheit liebe! Auch ich ve r abscheue Bestechung «, sagte er. Er hätte sicher weitergespr o chen und einen Satz angefangen, der das Wort Gelegenheit enthielt, wenn nicht das Telefon auf meinem Schreibtisch g e läutet und ich mich hinüber gebeugt hätte, um den Hörer a b zunehmen. Er verstummte höflich.
    Sheila Goldsmiths Stimme drang betörend in mein Ohr. »Owen, Jack und ich möchten Sie heute Abend zu uns zum Essen einladen. Wir haben Angst, Sie werden nichts zu essen bekommen, wenn Morgan weg ist. Er sagte, er würde später kommen, weil er noch einen Termin bei seinem Doktorvater hat, aber das ist kein Grund, auf ihn zu warten. Wir möchten Sie beide noch einmal sehen, bevor Sie nach Frankreich au f brechen. Könnten Sie es heute Abend um sechs einrichten? Dinner und Drinks? «
    Ich dachte einen Augenblick darüber nach, ohne Gabriel aus den Augen zu lassen. Er winkte mir zu.
    »Könnte ich einen Freund mitbringen? « fragte ich.
    Ich hatte verschiedene Gründe, weshalb ich Abe Gabriel bei dem Essen dabeihaben wollte, das Sheila plante, abe r e s lief letztendlich auf drei hinaus: ich wollte Jacks zunehmende G e reiztheit nicht schüren, wenn seine Frau mit anderen Männern alleine war (dieses Motiv kehrte sich natürlich mit akuter Ir o nie um); ich dachte, ich könnte Abe leichter loswerden, wenn ich mich für später wieder mit ihm verabredete – womit ich auch meine sonstige Unhöflichkeit umgehen und hoffentlich jede möglichen impliziten Äußerungen über Joanie vermeiden konnte; und schließlich war Abes Mischung aus Verschlage n heit und Naivität ein interessantes Schauspiel. Ich fragte mich, was Sheila mit ihm anfangen würde. Ich war sicher, seine Ä u ßerungen über den amerikanischen Geschmack würden sie amüsieren.
    Um die Reaktion auf diesen ersten Abend mit Sheila und Abe Gabriel zu verstehen, ist es wichtig zu bedenken, dass meine Beziehung zu der Frau sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Höhepunkt befand: Ich wog mich in dem Glauben, wir hätten aus dem schwierigen Ausgangsmaterial, das uns die Welt gegeben hatte, ein Band der Wahrheit und Aufrichtigkeit zwischen uns geflochten. Meine unausgesprochene Annahme war, dass die Frau ebenso empfand, und erst später, nach uns e rer fatalen Reise, erfuhr ich, dass es anders war – ich musste erfahren, wie sehr sie an den Augenblick glaubte. Mit der Zeit, wenn ich gezwungen war, über die Geschichte nachzudenken, wie sie prophezeit hatte, wurde mir der Standpunkt der Frau auf eine tiefere Art bewusst , nachdem sie ihn so ausführlich in ihren Briefen dargelegt hatte. Aber zu dem Zeitpunkt, von dem ich spreche, der Woche vor unserer Fahrt nach Süden, nach Aix, zu Magruder und dem Unfall, hatte ich das Gefühl, wah r haftig zwei Welten zu besitzen. Ich befand mich in einem Z u stand vollkommener Harmonie, der daraus resultiert, sehr e r folgreich und sehr oft mit einem Partner zu schlafen, den man aufrichtig liebt – dieser seltene Zustand, der häufiger eine Fo l ge von Ehebruch als von Ehe an sich ist.
    Als ich an diesem Abend an der Wohnungstür der Gold s miths klingelte, trug ich wie eine reife Frucht das Gefühl in mir, Perfektion erreicht zu haben: Ich befand mich in einer Stimmung, in der ich der Begegnung mit Abe Gabriel mit e i ner gelassenen, nervösen Toleranz, die nur einen Schatten von der Belustigung entfernt war, entgegensehen konnte. Aber Abe, der vor mir gekommen war und auf einem Sessel saß, den Sheila › Jacks Sessel nannte – ein üppiger Ledersessel und ihr einziges anständiges Möbelstück, auf das ich selbst mich nie setzte –, schien ein anderer Mensch zu sein, keineswegs mehr der oberflächliche Playboy, der mir gesagt hatte, dass die Universität von Haifa kein vif hatte.
    Vielleicht sollte man niemals über einen jungen Mann urte i len, bevor man ihn nicht in Gegenwart einer Frau gesehen hat, die er beeindrucken möchte; jedenfalls sollte man ihn nicht auf der Grundlage eines Zusammentreffens verurteilen, wie ich es heute Vormittag mit Gabriel gehabt hatte, voll gepackt mit Argwohn und Termindruck. Als Abe aufstand, nachdem ich Sheilas Wohnzimmer betreten hatte, schien er ein völlig and e rer Typ zu sein: Die weiße Hose und den Blazer hatte er gegen einen Anzug aus leichtem, dunklem und weichem Stoff eing e tauscht, und diese veränderte Kleidung ließ ihn sofort älter und weniger oberflächlich erscheinen. Der Anzug verwandelte se

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