Strawberry Summer
wenige Male in der Küche begegnet, und da hatte er immer nur kurz Hallo gesagt, mehr nicht. Er verbrachte die meiste Zeit des Tages mit seinem Unterricht im Yachtclub und kam nur zum Abendessen nach Hause. Wenigstens teilten er und Julia kein Zimmer. Das wäre der letzte Nagel zu Rorys Sarg gewesen.
»Siehst du, wie einfach das ist?«, fragte Isabel wieder und zog am Kinnriemen ihres Helms.
»Nein«, sagte Rory.
»Komm schon. Hab keine Angst. Flame ist wirklich lieb.«
Sie beobachteten, wie eine kleine sommersprossige Frau namens Felicia ein kastanienfarbenes Pferd auf den Platz brachte. Als es Rory sah, blähte es die Nüstern und wieherte. »Ich glaube, es weiß, dass ich nicht reiten kann«, sagte sie.
»Das wird schon«, sagte Isabel. »Steig einfach auf. Von links.«
Die Reitlehrerin hielt ihr den Steigbügel hin und Rory schob ihre Zehen hinein.
»Großartig. Jetzt schwing einfach dein rechtes Bein hinüber.«
Rory griff nach dem Sattel, um sich daran hochzuziehen, sank jedoch sofort wieder zu Boden.
»Felicia, kannst du ihr einen Schubs geben?«, rief Isabel.
Felicia stellte sich hinter Rory und legte die Hände um ihre Taille.
»Okay, auf drei«, sagte Felicia. »Eins, zwei, drei …«
Rory griff wieder den vorderen Teil des Sattels, zog sich hoch und mit einem ordentlichen Schubs von Felicia bekam sie wirklich das andere Bein hoch und über den Pferderücken. Flame wieherte auf.
»Großartig«, sagte Isabel. »Wie fühlt es sich an?«
»Wundervoll«, murmelte Rory, als Flame anfing, im Kreis zu laufen. »Hey. Mach langsam«, sagte sie zu ihm. Flame wurde schneller. »Isabel, äh, wo geht er hin?«
»Zieh einfach an den Zügeln, damit er anhält.«
»Stopp!«, sagte Rory und zog so fest an den Zügeln, wie sie nur konnte.
Flame ignorierte sie und lief zurück zum Stall, so als wisse er, dass er nur seine Zeit verschwende.
»Weißt du, vielleicht war das keine so gute Idee«, rief Rory über ihre Schulter.
»Du hast mir das Autofahren beigebracht, jetzt bringe ich dir bei, ein Pferd zu reiten«, antwortete Isabel, die die Zügel gekonnt hielt.
»Ein Auto kann dich nicht abwerfen«, sagte Rory, während sie Flame dabei zusah, wie er Gras am Gatter zu fressen begann. »Oder dich ignorieren.«
»Das ist doch nur eine Anfängerstunde. Und ich wünschte, wir könnten anfangen. Wo bleibt sie nur?«
»Tut mir leid, ich komme ja«, sagte eine hohe Stimme.
Julia kam auf einem glänzenden schwarzen Pferd aus dem Stall und trug Handschuhe, eine Reithose und ein Jackett – mit diesem Outfit hätte sie selbst die amerikanische Olympia Equipe ausgestochen.
»Es fühlt sich toll an, wieder zu reiten«, gurrte Julia und klopfte den glänzenden Hals ihres Pferdes. »Hey, Rory. Das sieht doch gut aus.«
»Danke«, sagte sie. Natürlich hatte Julia mitkommen wollen, als sie von ihren Plänen erfahren hatte. Nicht einmal Isabel konnte ihr das ausreden. Auf dem Weg zum Stall hatte Julia ohne Pause von all den Auszeichnungen geredet, die sie mit ihren Reitkünsten in Westchester gewonnen hatte. Rory war sich nicht sicher, aber sie meinte zu spüren, dass auch Isabel genervt von Julia war.
»Da Rory zum ersten Mal auf einem Pferd sitzt, sollten wir im Schritttempo beginnen und dann vielleicht das Leichttraben versuchen?«, schlug Isabel vor. »Wäre das in Ordnung?«
»Klingt super«, sagte Julia.
Felicia klatschte in die Hände und stellte sich in die Mitte des Zirkels. »Okay, Mädels, los geht’s.«
Isabel und Julia lenkten ihre Pferde erfahren in den Zirkel. Rory zog an den Zügeln und hoffte, dass Flame sein Interesse am Gras verlieren würde, aber er gab nicht nach.
»Rory!«, rief die Reitlehrerin. »Drück einfach mit deinen Absätzen ein bisschen in seine Seiten. Dann läuft er schon los.«
Sie machte, was die Reitlehrerin gesagt hatte, und Flame riss ruckartig den Kopf hoch.
»Jetzt schnalz ein bisschen mit der Zunge.«
Rory schnalzte. Flame schoss los und ordnete sich dann hinter Isabels Pferd in den Kreis ein. »Au, au, au«, rief Rory, als sie im Sattel durchgeschüttelt wurde.
Hinter sich hörte sie Julias süßliches Lachen. »Oh, das tut bestimmt weh«, scherzte sie.
Rory kochte innerlich.
»Okay, jetzt lasst uns Leichttraben probieren!«, rief die Reitlehrerin. »Ihr hebt den Hintern leicht aus dem Sattel, die Hände und Fersen bleiben dabei unten.«
Isabel hob sich aus ihrem Sattel. Rory gab ihr Bestes, um es ihr gleichzutun.
»Rory, den Hintern nicht so hoch!«, rief die
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