Strawberry Summer
Reitlehrerin.
Hinter sich hörte sie wieder Julias Lachen.
»Okay, und jetzt gehst du immer hoch, wenn das Pferd mit dem vorderen rechten Bein ausschreitet«, rief Felicia laut. »Bist du so weit? Treib ihn mit den Absätzen an, damit er antrabt.«
Isabels Pferd trabte vor Rory an und seine Reiterin saß mit perfektem Timing und voller Grazie jeden zweiten Schritt aus.
Rory versuchte, es Isabel nachzumachen, aber sie verfehlte den Tritt. »Au, au, au«, murmelte sie vor sich hin.
»Du musst hochgehen, wenn das rechte Bein vorgeht«, rief Julia hinter ihr. »Sieh mal, so.« Rory beobachtete, wie Julia an ihr vorüberritt und ihr perfekter Hintern sich dabei elegant hob und wieder in den Sattel setzte.
»Okay, Rory, nun soll Flame wieder im Schritttempo gehen«, sagte Felicia. »Zieh die Zügel an.«
Rory zog an den Zügeln und Flame blieb so abrupt stehen, dass sie fast in seine Mähne fiel.
»Das ist im ersten Moment schwierig«, sagte Felicia und stapfte über den erdigen Boden. »Aber ich bin mir sicher, dass du den Dreh noch rausbekommst. Du musst hoch, wenn das rechte vordere Bein vorne ist, und wieder runter, wenn das vordere linke Bein vorgeht. Kapiert?«
»Ich denke schon«, sagte Rory.
»Okay, dann lass es uns noch mal versuchen. Geh in Position. So als ob du mit Skiern einen Berg herunterfahren willst.«
Rory versuchte die Pose nachzumachen, obwohl sie auch keine Ahnung hatte, wie man Ski fuhr.
»Und jetzt treib ihn mit dem Absatz an«, befahl Felicia.
Rory presste ihre Absätze gegen Flames Flanke und schnalzte mit der Zunge. Nichts passierte. In dem Moment pfiff Julia laut mit den Fingern.
Das Signal schreckte Flame auf. Er machte einen Satz und galoppierte los, sodass Rory aus dem Sattel gehoben wurde. Sie klammerte sich an seiner Mähne fest, während er durch die Kurve des Parcours galoppierte, vorbei an Felicia, Isabel und Julia, die ihr mit offenem Mund nachstarrten, Schrecken und Bewunderung in ihren Gesichtern.
»Zieh an den Zügeln!«, schrie die Reitlehrerin. »Los!«
Rory versuchte es, aber Flame war zu schnell. Sie hörte nur noch das Trommeln seiner Hufe auf dem Boden. Halt dich einfach fest , dachte sie und starrte die abblätternde weiße Farbe auf dem Geländer des Rings an, während sie sich an Flames Mähne festklammerte. Du darfst nicht fallen, nicht vor diesem Mädchen .
»Stop!« Felicia stellte sich ihr in den Weg und wedelte mit den Armen. Flame hielt an, nur ein paar Zentimeter vor Felicia. Rory glitt zurück in den Sattel. Ihre Hände klammerten sich immer noch an die Mähne.
»Bist du okay?«, fragte Felicia, während sie die Zügel nahm.
»Ich glaube, mir reicht es«, sagte Rory und ließ sich vorsichtig aus dem Sattel gleiten.
Isabel sprang von ihrem Pferd und kam zu ihr gerannt. »Bist du okay?«
»Ich glaube schon.«
Julia kam langsam angeritten. »Gut gemacht, Rory«, sagte sie. »Du hast genau das Richtige getan. Du hast dich festgehalten und bist nicht in Panik geraten.«
»Das wäre nicht nötig gewesen, wenn du nicht gepfiffen hättest«, schnappte Isabel. »Was hast du dir nur dabei gedacht?«
»Ich wollte ihr nur helfen«, verteidigte sich Julia. »Ihr Pferd hat sich nicht bewegt.«
Rory stand endlich wieder auf dem Boden und schwor sich, diesen nie wieder für einen Sattel zu verlassen.
»Du hast gepfiffen«, sagte Isabel. »Und Flame hat sich deshalb erschreckt.«
»Das hatte nichts mit mir zu tun«, behauptete Julia.
»Es ist okay, wirklich«, sagte Rory und machte ein paar wackelige Schritte. Ihre Beine fühlten sich an, als seien sie nach außen gebogen wie die von Popeye.
»Ich glaube, ich bin auch fertig«, sagte Isabel und ging zu ihrem Pferd.
»Das war’s? Keine Reitstunde mehr?«, fragte Julia.
Isabel warf Julia einen wütenden Blick zu. »Nein, wir fahren nach Hause.«
Isabel führte ihr Pferd Mascara zurück in den dämmerigen Stall und in seine Box, während Rory versuchte, wieder normal zu laufen. Sie würden morgen Muskelkater haben – und zwar heftig.
Julia stieg von ihrem Pferd und ging auf Rory zu. »Ich hoffe, du weißt, dass ich nur helfen wollte«, sagte sie und sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.
»Klar«, sagte Rory. »Ich meine, das war keine große Sache.«
Isabel verdrehte hinter Julias Rücken die Augen. Rory sah, dass Julia sich schlecht fühlte, aber andererseits hatte sie während der Reitstunde eindeutig Spaß daran gehabt, Rory zu beschämen. Sie fragte sich, ob Connor wusste, dass
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