Strawberry Summer
über ihr niedergegangen. »Ich wollte dir keinen Druck machen, ich habe dich zu nichts gezwungen, du musstest nichts tun, und die Party war mir auch total egal –«
»Das ist es nicht«, sagte er. »Es liegt an mir. Es liegt nicht an dir.«
»Aber du hast gesagt, dass du mich liebst.«
»Ja«, sagte er und zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. »Ich weiß. Ich hätte das nicht sagen sollen.«
Sie sah zu den Wollmäusen auf dem Boden. Sie hatte diesen Albtraum hundertmal in ihrem Kopf durchgespielt, aber jetzt wusste sie nicht, was sie tun oder sagen sollte. »Ist es wegen deiner Exfreundin? Dem Model?«
»Nein. Es liegt nur an mir. Es ist mein Problem.«
»Wie kann es dann sein, dass du total an mir interessiert bist und im nächsten Moment absolut nichts mehr von mir wissen willst?«
»Isabel, mach es nicht schlimmer, als es schon ist«, sagte er. »Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid.«
»Oder wolltest du mich sowieso nicht?«, fragte sie. »Hast du dein Interesse an mir nur vorgetäuscht?«
Er seufzte und ließ die Schultern hängen. Sein Schweigen genügte ihr als Antwort.
»Bring mich einfach nach Hause. Jetzt sofort.« Sie stand auf und ging mit weichen Knien zur Tür. »Bitte? Lass uns einfach gehen. Jetzt.«
»Isabel, es tut mir leid«, sagte er. Er legte eine Hand auf ihre Schulter, aber sie rührte sich nicht und wartete, bis er sie wieder wegnahm. Sie hörte, dass er seine Flip-Flops anzog und die Autoschlüssel nahm. Ihre Augen brannten, aber es kam überhaupt nicht infrage, dass er sie weinen sah. Niemals.
Rory fuhr durch die sich langsam öffnenden Torflügel in die Auffahrt der Rules. Sie hatte sich Zeit gelassen in der Apotheke, war durch die Gänge geschlendert, falls Isabel ihr eine Notfall- SMS schrieb, wollte sie sie schnell abholen können. Es war fast eine Stunde vergangen, seit sie Isabel abgesetzt hatte, und sie hatte nichts von ihr gehört. Rory hoffte, dass Isabel okay war. Sie spürte, dass Isabel richtiggelegen hatte und dass Mike mit ihr Schluss machen würde. Vielleicht hatten die beiden aber auch jetzt gerade heißen Versöhnungssex – so etwas würde ihr selbst wohl niemals passieren, dachte sie.
Sie parkte das Auto und nahm die Plastiktüte mit den Einkäufen aus der Apotheke. Als sie ausstieg, bemerkte sie, dass Connors Audi nicht da war. Egal , dachte sie. Es war ihr egal, was er tat oder nicht tat.
Sie ging in die leere Küche und stellte die Tüte mit den Bonbons auf die Küchentheke. Ihr Magen schmerzte vor Hunger, aber sie konnte sich nicht dazu aufraffen, den Kühlschrank zu öffnen. Sie hatte sich Connor praktisch an den Hals geworfen und es war alles umsonst gewesen. Tränen stiegen ihr in die Augen, aber sie blinzelte sie weg. Ein bisschen frische Luft würde ihr guttun. Sie ging in ihr Zimmer und holte einen Pullover.
Dann trat sie durch die gläserne Schiebetür hinaus auf die Terrasse. Der Mond war eine dünne glänzende Sichel am Himmel und das Sternbild des Kleinen Wagen funkelte hell. Die Nacht war klar und warm, fast zu warm für einen Pullover. Sie band ihn für alle Fälle um ihre Taille und ging zu den Dünen.
Unten am Strand zog sie ihre Ballerinas aus, ließ sie am Pfad liegen und ging barfuß durch den knöchelhohen Sand. Es war Ebbe und der freigelegte nasse Sand wirkte im Mondlicht silbern. Während sie lief, dachte sie über die Wellen und den Sand und den Wind nach. Die Natur machte sich keine Sorgen um Geld oder Trennungen oder Liebe. Das Wasser und die Wellen und die Gezeiten waren so viel bedeutungsvoller und größer als alles, was in diesen Strandvillen passierte. Und das hier war ohnehin nicht ihr Leben. In einem Monat würde sie wieder gehen und dann wäre all das hier eine verblassende Erinnerung. Ihr Kleinstadtleben und ihre Kleinstadterwartungen waren ein Segen. Das erkannte sie jetzt.
Und sie musste auch gar nicht einen Monat lang warten. Sie konnte jetzt gehen. Sie sah zum Himmel, der mit Sternen übersät war, und wusste plötzlich, dass sie genau das tun wollte. Sie würde ein paar Wochen früher nach Hause fahren, das würde sie nicht umbringen. Wahrscheinlich wäre es sowieso das Beste. Es erschien ihr unerträglich zu bleiben, nachdem sie Connor so vollständig ihr Herz ausgeschüttet hatte. Und seine Familie brauchte sie nicht. Isabel brauchte sie, aber sie würde es eines Tages verstehen, wenn Rory ihr alles erzählt hatte.
Langsam ging sie immer näher ans Wasser, bis es ihre Zehen berührte. Wenigstens
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