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Streiflichter aus Amerika

Titel: Streiflichter aus Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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Sie recht. Ein bißchen düster die Musik, finden Sie nicht? Dazu hätte ich keine Lust, das Tanzbein zu schwingen.«
    »Näher, mein Gott zu dir‹, stimmt's? Sie könnten an unserem letzten Abend auf See ja auch was Heitereres spielen.«
    »Ich schlendere aber trotzdem mal hin und schaue, ob sie schon den Nachtimbiß serviert haben. Kommen Sie mit?«
    »Nein, ich glaube, ich hau mich mit einem Cognac in die Falle. So wie's aussieht, wird es eine kurze Nacht. Was meinen Sie, wie lange haben wir noch?«
    »Ungefähr vierzig Minuten, würde ich sagen.«
    »Oje. Dann lasse ich den Cognac vielleicht doch lieber. Ich nehme an, ich sehe Sie nicht wieder.«
    »In diesem Leben nicht, alter Knabe.«
    »Sehr gut gesagt. Wahrhaftig, muß ich mir merken. Na, dann gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    »Ach, übrigens, da fällt mir gerade ein. Der Kapitän hat nicht erwähnt, wir sollten in die Rettungsboote steigen, oder?«
    »Nicht daß ich wüßte. Soll ich Sie wecken, wenn er eine Durchsage macht?«
    »Das wäre sehr gütig von Ihnen. Aber nur, wenn es Ihnen nicht zuviel Mühe macht.«
    »Nein, nein, keineswegs.«
    »Na, dann angenehme Nachtruhe. Grüßen Sie Mrs. Buss und die junge Kate.«
    »Mit dem größten Vergnügen. Das mit Mrs. Smythe tut mir leid.«
    »Ach, das kann doch einen Seemann nicht erschüttern, wie es so schön heißt. Sie wird schon irgendwo wiederauftauchen. Sie war ja munter wie ein Fisch im Wasser. Dann gut Naß!«
    »Gleichfalls, alter Knabe. Schlafen Sie wohl.«

    Spaß im Schnee

    Aus mir noch heute unerklärlichen Gründen haben mir meine Eltern, als ich ungefähr acht Jahre alt war, zu Weihnachten ein Paar Skier geschenkt. Ich bin hinausgegangen, habe sie angeschnallt und mich in Rennläuferposition hingehockt, aber nichts passierte. Und warum? Es gibt keine Berge in Iowa.
    Auf der Suche nach einer Strecke mit Gefälle beschloß ich, die Treppe unserer hinteren Veranda hinunterzufahren. Sie hatte nur fünf Stufen, doch für Skier war der Neigungswinkel überraschend steil. Ich sauste die Stufen mit sicher einhundertundachtzig Stundenkilometern hinunter und traf mit solcher Wucht auf dem Boden auf, daß die Bretter sich fest verhakten, während ich elegant in hohem Bogen weiter und über unseren Garten hinwegsegelte. Etwa drei Meter siebzig entfernt stand drohend unsere Garage. Instinktiv breitete ich Arme und Beine aus, um in dieser Haltung den größtmöglichen Aufprall zu erzielen, krachte kurz unter dem Dach auf und rutschte wie Essen, das man an die Wand schmeißt, senkrecht an der Garagenmauer hinunter.
    Und kam prompt zu der Erkenntnis, daß Wintersport nichts für mich war. Ich stellte die Skier weg und vergaß die Angelegenheit für die nächsten fünfunddreißig Jahre. Aber nun wohnen wir in Neuengland, wo die Leute sich auf den Winter freuen. Bei den ersten Schneeflocken schreien sie vor Entzücken und wühlen aus ihren Schränken Schlitten und Skistöcke hervor. Sprühend vor Vitalität haben sie plötzlich nichts Eiligeres zu tun, als hinaus in all das weiße Zeugs zu kommen und leichtsinnig rasende Schußfahrten auf schnellen Untersätzen zu veranstalten.
    Angesichts all der fieberhaft erregten Menschen um mich herum, einschließlich meiner sämtlichen Familienangehörigen, fühlte ich mich dann doch ausgeschlossen und wollte mir auch einen Wintersport suchen. Ich borgte mir Schlittschuhe und ging mit meinen beiden Jüngsten zum Occum Pond, einem beliebten See zum Eiskunstlaufen in der Nähe.
    »Kannst du denn überhaupt Schlittschuh laufen?« fragte meine Tochter ein wenig besorgt.
    »Aber selbstverständlich, mein Herzblatt«, beruhigte ich sie. »Man hat mich ja schon manchesmal mit der bekannten Eisprinzessin Jane Torvill verwechselt. Und zwar nicht nur auf dem Eis.«
    Ehrlich, ich konnte ja auch Schlittschuh laufen. Nur meine Beine gerieten nach so vielen Jahren ohne Übung ein wenig zu sehr in Erregung, als sie mit derartig rutschigen Gefilden konfrontiert wurden. Kaum hatte ich die Eisfläche betreten, beschlossen sie, aus allen möglichen Richtungen jede Ecke des Occum Pond sofort anzusteuern. Sie bewegten sich im Scherenschlag und Spreizschritt hierhin und dorthin, manchmal bis zu drei Meter fünfzig auseinander, gewannen aber stetig an Tempo, bis sie schließlich unter mir wegflogen und ich mit solcher Wucht auf dem Allerwertesten landete, daß mir das Steißbein gegen den Gaumen schlug und ich mir die Speiseröhre mit den Fingern wieder zurückschieben mußte.
    »Manno!« sagte

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