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Streiflichter aus Amerika

Titel: Streiflichter aus Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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für einhundertundfünfzig Leute? Kommt Ihnen das nicht einen Tick absurd vor?«
    »Sir, ich mache die Vorschriften nicht, und Sie versperren den Gang.«
    Er redete so mit mir, weil Fluggesellschaftsangestellte letztendlich immer so mit einem reden, wenn man ihnen ein wenig zusetzt, und bisweilen sogar, wenn man es nicht tut. Ich bin felsenfest überzeugt, daß es in den Vereinigten Staaten keine Branche gibt, in der die Erkenntnis, daß man Kunden auch zuvorkommend bedienen kann, weniger beachtet wird. Allzuoft wird man bei der harmlosesten Bewegung angefaucht und abgekanzelt. Sei es, daß man auf den Tresen zutritt, bevor das Bodenpersonal bereit ist, oder eben feststellt, daß man seinen Mantel nirgendwo verstauen kann, weil sich in dem Handgepäckfach über einem ein aufgeblasenes Gummiboot befindet.
    Andererseits verdienen die meisten Fluggäste diese rüde Behandlung auch (außer mir und ein paar anderen sanftmütigen Seelen, die unverdrossen die Werte zivilisierten Benehmens hochhalten). Weil sie nämlich Riesenreisetaschen oder Bordkoffer mit Rädern, die doppelt so groß sind wie offiziell erlaubt, als Handgepäck mit an Bord nehmen, so daß die Fächer schon überquellen, noch ehe alle Passagiere eingestiegen sind. Um auch ja ein ganzes Fach für sich zu ergattern, stürmen sie das Flugzeug, bevor sie dran sind. Beim Einsteigen findet man mindestens zwanzig Prozent der Sitze von Leuten belegt, deren Reihennummern noch gar nicht aufgerufen worden sind. Ich beobachte diese Entwicklung schon seit etlichen Jahren mit zunehmendem Verdruß und kann Ihnen sagen, daß es, grob geschätzt, doppelt so lange dauert, als es müßte, bis ein amerikanisches Flugzeug besetzt und in der Luft ist.
    Daraus resultiert der Krieg zwischen dem Personal und den Passagieren, der nur allzuoft auf himmelschreiend ungerechte Weise auf dem Rücken Unschuldiger ausgetragen wird.
    Ich erinnere mich insbesondere an einen Vorfall vor einigen Jahren, als ich mit meiner Frau und den Kindern ein Flugzeug von Minneapolis nach London bestieg und entdeckte, daß wir sechs Plätze an sechs verschiedenen Stellen hatten, bis zu zwanzig Reihen auseinander. Verwirrt machte meine Frau eine vorbeigehende Stewardeß darauf aufmerksam.
    »Und was erwarten Sie nun von mir?« erwiderte die Dame in einem Ton, der darauf schließen ließ, daß sie dringend einen Auffrischungskurs in Sachen Kundenbetreuung brauchte.
    »Na, wir hätten gern ein paar Plätze zusammen, bitte.«
    Die Dame stieß ein hohles Lachen aus. »Jetzt kann ich nichts tun. Die Leute steigen ein. Haben Sie denn Ihre Bordkarten nicht überprüft?«
    »Nur die oberste. Die Angestellte beim Check-in« – die, das muß ich hier einwerfen, ebenfalls ein Kotzbrocken war – »hat uns nicht gesagt, daß sie uns übers ganze Flugzeug verteilt.«
    »Daran kann ich nun auch nichts mehr ändern.«
    »Aber wir haben kleine Kinder.«
    »Tut mir leid.«
    »Wollen Sie allen Ernstes behaupten, daß Sie einen Zweijährigen und eine Vierjährige auf einem Achtstundenflug über den Atlantik allein sitzen lassen wollen?« fragte meine Frau. (Für diese Idee hätte ich mich nun wieder erwärmen können, aber ich wollte nicht unsolidarisch sein und machte ein ernstes Gesicht.)
    Die Stewardeß stöhnte vernehmlich und fragte mit unverhohlenem Ärger ein freundliches, schüchternes weißhaariges Paar, ob es die Plätze tauschen würde, damit meine Frau und die beiden Jüngsten zusammensitzen konnten. Wir übrigen blieben getrennt.
    »Schauen Sie das nächstemal auf Ihre Bordkarten, wenn Sie eingecheckt haben!« blaffte die Flugbegleiterin meine Frau an, bevor sie entschwand.
    »Nein, beim nächstenmal fliegen wir mit einer anderen Fluggesellschaft«, erwiderte meine Frau, und daran haben wir uns seitdem gehalten.
    »Und eines Tages kriege ich eine Kolumne in einer Zeitung und erzähle, was wir uns hier bieten lassen müssen!« rief ich noch hocherhobenen Hauptes hinterher. Natürlich nicht, denn es wäre ja ein schrecklicher Mißbrauch meiner Position, wenn ich Ihnen sagte, daß es die Northwest Airlines war, die uns so schäbig behandelt hat.

    Verloren im Cyberland

    Als wir in die Vereinigten Staaten zogen, brauchte ich wegen der anderen Stromspannung lauter neues Zeug für mein Büro – Computer, Faxgerät, Anrufbeantworter und so weiter. Doch da ich schon normalerweise nicht gut einkaufen oder mich von großen Geldsummen trennen kann, erfüllte mich die Aussicht, durch eine Reihe Läden zu ziehen und

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