Streiflichter aus Amerika
Körper zwanzig Stunden am Tag« und schreibt vor, daß Sie Ihren Körper zwanzig von vierundzwanzig Stunden erbarmungslos aushungern und ihn in vier ausgewählten Pausen am Tag – nennen wir sie der Einfachheit halber Frühstück, Mittagessen, Abendbrot und Mitternachtsimbiß – mit einer Würstchen-, Fritten- und Bohnensalatplatte oder einem großen Becher Edelvollmilch-Schokoladenkaramelleis füttern, damit er gar nicht merkt, daß Sie ihn aushungern. Tolle Idee, was?
Ich weiß auch nicht, warum mir das nicht schon vor Jahren eingefallen ist. Ich glaube, die viele Kleie hat mir den Kopf dafür frei gemacht. Oder sonst was.
Sportlerleben
Der sechsjährige Sohn einer Freundin von uns, einer alleinerziehenden Mutter, spielt seit neuestem in einem Verein Eishockey, betreibt also einen Sport, der hier sehr ernst genommen wird.
Beim ersten Mannschaftstreffen verkündete ein Vater, er habe ein Reglement ersonnen, nach dem entschieden werden könne, wieviel jedes Kind spielen solle. Im Prinzip sollten die besten sieben Spieler achtzig Prozent der Zeit in jedem Spiel eingesetzt werden und die übrigen nicht so hoffnungsvollen Talente sich die verbleibenden Minuten teilen – natürlich nur, solange der Sieg nicht in Zweifel stand.
»Ich glaube, das ist am fairsten«, sagte der Sportsfreund zum ernsten Nicken der anderen Väter.
Weil unsere Freundin nicht verstanden hatte, welche Rolle das Testosteron in diesen Angelegenheiten spielt, stand sie auf und schlug vor, man solle doch noch fairer an die Sache herangehen und alle Kinder gleich viel spielen lassen.
»Aber dann würden sie nicht gewinnen«, sagte der Vater entgeistert.
»Ja«, sagte unsere Freundin. »Und?«
»Aber warum soll man denn spielen, wenn man nicht gewinnt?«
Wohlgemerkt, es ging um sechsjährige Kinder. Der Platz hier reicht nicht – der im ganzen Buch nicht –, um das zu diskutieren, was auf beinahe allen Ebenen falsch läuft im Sport in den Vereinigten Staaten. Deshalb will ich nur ein paar exemplarische Beispiele anführen, damit Sie eine Ahnung davon bekommen, wie man hier heutzutage an wettkampforientierte Freizeitbeschäftigungen herangeht.
Punkt eins: In dem Bemühen, bei den letzten Olympischen Spielen unsere Schwimmer anzuspornen und Rang eins in den Medaillenspiegeln zu ergattern (was natürlich das wichtigste im ganzen Universum ist), bekamen die Damen und Herren Sportler von staatlichen Stellen für jede gewonnene Medaille fünfundsechzigtausend Dollar. Seine Nation zu vertreten und sein Bestes zu geben reicht als Anreiz offenbar nicht mehr aus.
Punkt zwei: Um die Fans zu Hause zu erfreuen und den Tabellenplatz hochzupuschen, setzen die größten Universitätsfootballteams nun regelmäßig Spiele gegen hoffnungslos unterlegene Gegner an. In einem besonders stolzen Moment des Sports trat die University of Florida, Zweite im Land, letzte Saison gegen die im verborgenen blühende Macht der kleinen Central Michigan University an und gewann 82 zu 6.
Punkt drei: Um beim diesjährigen Super Bowl sechzig Minuten Football im Fernsehen zu sehen, mußte man einhundert-dreizehn (ich habe gezählt) Werbespots, Programmvorschauen und Schleichwerbung, Verzeihung, Product Placements, über sich ergehen lassen.
Punkt vier: Wenn eine vierköpfige Familie heutzutage ein MajorLeague-Baseballspiel anschauen geht, kostet das durchschnittlich über zweihundert Dollar.
Ich erwähne das alles nicht, um deutlich zu machen, daß kommerzieller Overkill und abgestumpfter Sportsgeist dem Sport in diesem Land viel von seinem Spaß genommen haben (obwohl das so ist), sondern um zu erklären, warum ich die Basketballspiele im Dartmouth College so mag.
Dartmouth College ist, wie schon früher erwähnt, die hiesige Universität. Sie gehört zur Ivy League, dem Verbund von acht ehrwürdigen, hochintellektuellen Institutionen, als da sind: Harvard, Yale,
Princeton, Brown, Columbia, Penn, Cornell und eben Dartmouth. Junge Menschen studieren an Ivy-League-Unis, weil sie Weltraumforscher und Professoren werden und nicht, weil sie als Basketballprofis zwölf Millionen im Jahr kassieren wollen. Sie spielen aus Liebe zum Spiel, wegen der Kameradschaft, weil ihnen Teilnahme wichtiger ist als Sieg, also wegen all der Dinge, die in diesem Lande nun nichts mehr gelten.
Zum erstenmal bin ich im Winter vor drei Jahren zu einem Match gegangen. Da hatte ich in einem Schaufenster einen Spielplan gesehen und festgestellt, daß die Saisoneröffnungspartie selbigen Abends
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