Streiflichter aus Amerika
Verkäufern zuzuhören, die mir ihre wunderbaren Bürogeräte aufschwatzen wollen, mit düsteren Vorahnungen.
Stellen Sie sich also mein Entzücken vor, als ich den ersten Computerladen betrat und ein Gerät fand, in dem schon alles drin war – Fax, Anrufbeantworter, elektronisches Adreßbuch, Internetanschluß, was das Herz begehrt. Als »Büro-zu-Hause-Komplettlösung« versprach der Computer, alles zu tun außer Kaffeekochen.
Also nahm ich ihn mit, baute ihn auf, streckte einmal spielerisch die Finger aus und schrieb ein munteres Fax an einen Freund in London. Dann tippte ich nach den Anweisungen seine Faxnummer in das entsprechende Fenster und drückte auf »Abschicken«. Unmittelbar darauf kamen aus den eingebauten Lautsprechern des Geräts Töne, wie wenn man ins Ausland wählt, es klingelte, und eine mir unbekannte Stimme sagte: »Alló? Alló?«
»Hallo?« erwiderte ich und begriff, daß ich mit dieser Frau, wo immer sie war, unter keinen Umständen parlieren konnte.
Doch mein Computer begann schrille Faxgeräusche auszustoßen. »Alló? Alló?« rief die Stimme wieder, nun einen Hauch verwundert und besorgt. Dann wurde aufgelegt. Unverzüglich wählte mein Computer die Nummer erneut.
Und so ging es fast den ganzen Morgen weiter. Mein Computer belästigte eine unbekannte Person an einem unbekannten Ort, während ich wütend das Handbuch durchforstete, um zu erfahren, wie ich die Operation beenden konnte. Als ich schließlich verzweifelt den Stecker herauszog, schaltete sich das Gerät mit einem Hagel von Meldungen wie »Schwere Schutzverletzung!« und »Fehler beim Zugreifen auf die Festplatte!« ab.
Drei Wochen später – und das ist wahr – bekamen wir eine Telefonrechnung mit achtundsechzig Dollar Gebühren für Anrufe nach Algier. Nachfolgende Erkundungen ergaben, daß den Leuten, die die Software für das Faxprogramm geschrieben hatten, entgangen war, daß man Nachrichten auch auf andere Kontinente schicken kann. Das Programm konnte nur amerikanische Telefon- beziehungsweise Faxnummern lesen. Wenn es mit anderen konfrontiert wurde, schaltete es auf Nervenzusammenbruch.
Dann entdeckte ich, daß auch das elektronische Adreßbuch eine ähnlich schrullige Abneigung gegen nichtamerikanische Adressen hegte, mithin nutzlos war, und der Anrufbeantworter die schöne Gewohnheit besaß, sich dauernd in Gespräche – na, einzuschalten.
Lange Zeit rätselte ich herum, wie etwas so Teures, technologisch so Fortgeschrittenes, derart nutzlos sein konnte, und dann kam ich darauf, daß ein Computer eine dumme Maschine mit der Fähigkeit ist, unglaublich schlaue Dinge zu vollführen, während die Computerprogrammierer schlaue Leute mit der Fähigkeit sind, unglaublich dumme Dinge anzustellen. In anderen Worten: ein gefährlich ideales Gespann.
Sie haben sicher von dem Jahrzweitausendproblem gehört und wissen, daß am ersten Januar 2000 Schlag Mitternacht aus unerfindlichen Gründen alle Computer auf dem Erdenrund einen Gedanken-prozeß etwa folgenden Inhalts durchlaufen: »So, da sind wir nun in einem neuen Jahr, das mit 00 endet. Ich wette, es ist 1900. Aber 1900 waren Computer ja noch gar nicht erfunden. Ergo existiere ich nicht. Da mache ich wohl besser dicht und lösche meinen Primärspeicher.« Die geschätzten Kosten, um das Problem zu richten, betragen zweihundert Trillionen Trilliarden Dollar oder eine ähnlich monströse Summe. Ein Computer kann Pi bis auf zwanzigtausend Stellen ausrechnen, aber er begreift nicht, daß die Zeit immer vorwärts geht. Programmierer wiederum können achtzigtausend Zeilen komplexen Code schreiben, merken aber nicht, daß alle hundert Jahre ein neues Jahrhundert beginnt. Eine katastrophale Kombination.
Als ich zum erstenmal las, daß sich die Computerindustrie selbst ein so fundamentales, derart immenses und idiotisches Problem geschaffen hatte, verstand ich plötzlich, warum mein Faxgerät und andere digitale Spielzeuge wertlos sind. Es erklärt aber immer noch nicht hinreichend die phantastische – die himmelschreiende – Nutzlosigkeit des Rechtschreibprogramms meines Computers.
Wie fast alles an Computern ist ein Rechtschreibprogramm im Prinzip wunderbar. Wenn man mit der Arbeit fertig ist, aktiviert man es, und es geht durch den Text und sucht nach Wörtern, die man falsch geschrieben hat. Das heißt, da ein Computer ja nicht versteht, was Wörter sind, sucht er nach ihm unbekannten Buchstabenkombinationen, und hier fängt die Misere an.
Zunächst einmal erkennt
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