Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
vier Sprachen erklärt w erden mußte, ohne dabei i n der Darstellung der Katastr o phen und der m e ns c hli c hen Greu e ltat e n allzu ans c h a uli c h zu w erden, denn das w ürde die Jünger e n unter den Besuche r n s c hließli c h nur ve r stören. Natürli c h sind der Org a nisation a ufg r und g e w i sser p olitischer Gegebenheit e n die Hände gebund e n. So w ar in der Ausstel l ung eine nachgebaute Zelle von der G röße eines Kleiders c hrankes zu s e h e n, in der Mitarbeiter des Roten Kreuz e s siebzehn G efang e ne vorg e funden hatt e n, die unt e r unb e schreibli c hen Bedingung e n dort unte r gebracht w ar e n, und z war aus kein e m a nderen G r un d , als daß ihre polit i sch e n Ansi c ht e n nicht mit d e nen der Herrschend e n übereins ti mmt e n. Doch ni r g e nds w ar ein Hin w e is zu entdecken, i n w el c h e m L a nd m a n auf diese Zelle g e stoßen w ar. Anfangs hielt ich diese st ä ndige D i skreti o n noch für fe i ge, aber na c h ein i g e m Nachdenken k a m ich z u d e m S c hluß, daß sie w o hl unbedingt erforderlich se i n muß. D a s entsprech e nde L a nd be i m Na m en z u nenn e n, hätte die A rbeit des Roten Kreuz e s vor Ort nur gefährdet. Das Ers c hreck e nde daran w ar die große Anz a hl der Länder, die dafür in Frage k a men.
Während der restlich e n S t unden des T ages bumm e lte i c h ziellos durch die Stadt. Ich stöberte in K a ufh ä use r n he r u m , bef i ngerte die Waren (das m a c ht s c h w eize r ische Verk ä uf e rinn e n w a hns i nn i g), aß i m e i nzig e n bezahlbaren Restaur a nt der Stadt zu A bend (bei McDonald's), besicht i gte die Kath e drale, erkundete die Al t stadt und sah mir die Sch a uf e nster von Anti q uität e nläden a n, die m it so kits c h i g e n D i ng e n vol l gestopft w ar e n, w ie w ir sie uns a uf Bar r y Manil o w s Haz i enda in Mal i bu vorste l len - lebensgroße P orzellantiger, oriental i sche Vas e n, in die e i n zehn j ährig e s K i nd h i neinpass e n w ürde, protzige Louis-quatorze-Sekretäre und Anrichten mit vergoldeten E c ken und Kanten.
Nachd e m ich a m A b e nd den Feig e nbrei aus Locarno aus m e i n e m letzten s a uberen H e m d g e w a sch e n hatte, begab ich mich in eine Kneipe um die Ecke, w o i c h E w i gkeit e n auf me i n Bier w a r ten mußte und die fo l gende S t unde damit ve r brachte, a b w echs e lnd die g e w alt i ge Rechnung und das w i nzige Bier anzustarren, unf ä h i g, beides mite i nander in Ve r bindung zu bringen. Ich w e c hse l te in eine andere Spelunke über und k e hrte, nachd e m ich dort exakt dieselben Erfahrungen g e macht hatte, müde in mein Hotel zi mmer zu r ück.
Ich g i ng i ns Bad, um na c h z us e hen, ob m e i n H e m d s c h o n trocken w ar. M i t d e m starr e n Bli c k e i nes Mensch e n, der a n E ntt ä uschungen g e w öhnt ist, n a hm i c h z ur K e nn t n i s, daß die violetten Fe i genfleck e n w ieder he r vortraten. Ich w a r f das H e m d i n den P apierkorb, ging i ns Schl a fz i mmer zurü c k, schalt et e den Fernseher ein und s a nk aufs Bett - alles in e i ner fließend e n Be w e gung. Es lief ein F il m von 1954 m it John W a y ne i n der Hauptroll e . Er tötete eine Re i he v o n Japanern und sprach m it der St i mme e i nes a nderen Französis c h.
Während ich so dalag und m i r diesen Fi l m a ns a h, i n d e m i ch außer » B o n j ou r « , » Merci bi e n« und » Aaaargh ! « (das sagten die Japaner, als John ihn e n mit sein e m Bajonett die Bäuche aufschl i tzte) ke i n Wort verstand, dachte ich, w ie l a ng w eil i g das doch w ar, und glei c hzeit i g - und das i st das I nteress a nte daran - lang w eilte ich mi c h w a hrs c he i nlich ni c ht mehr als j eder andere in der Sch w e iz.
Am nä c hst e n Vo r m itt a g fuhr i c h nach Bern. Bern l i egt z w e i Zugs t und e n östli c h von Genf und w ar e i ne w i l l k o mm e ne A b w e c hs l ung - e i ne w ürdevolle, schöne S tadt voller Cafes und j unger L e ute. I n der T ourist e n- I nfo r m ation i m B a hnhof b e sorgte i c h mir e i nen S tadtplan, mit dess e n Hi l fe ich d a s Hotel K reuz i m Stadtzent r um fand. Dort q u a rtierte ich mich e i n und brach glei c h w ieder auf. Ich konnte es kaum e r w a r ten, die Stadt kenn e nzulern e n, und freute mich über diese Ungeduld, denn seit G e nf plagte mi c h die Sorge, mir könnte al l m ä hli c h die Lust a m Reis e n verg e h e n, und i c h w ürde von nun an meine Zeit nur no c h
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