Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
Vom Netzwerk:
durch M use e n und über kopfsteingepflasterte S traßen s c h l urf e nd verbringen. A ber, n e in, ich w ar w ieder fr i sch und munter, a l s hätte man mir e i ne doppe l te Dosis Vit a m i ne verabreicht.
    Bern w urde a uf e i n e m Fe l sv o rsprung über einer breit e n S c hle i fe des Flußes A are erbaut. Der Blick v o n den Brü c ken und Aussi c htspunkt e n ist e i nf a ch herrli c h, vor all e m auf die orangefarb e nen Zi e geldächer der A ltstadt und ihre Kirchtü r m e und T ür m c hen, die w ie mutier t e Kucku c ksuhr e n aussehen. In den meisten Straßen rag e n die oberen Stock w erke der Häuser über die Gehst e ige und w erden von d icken P f ei lern abges t ützt, so daß m a n for t w ähr e nd unter A r kaden w a ndelt. Die Ges c häfte e ntl a ng dieser Gass e n w ar e n viel interess a n t er und no c h e xklusiver als die in G e nf. Hier gab es A ntiquariate, Kuns t galeri e n und Antiqu i täten l äden, die sich a uf alles Erdenkli c he, von a uf z iehbar e m Spielzeug bis z u Uhren, Fe r ngläsern und etruskisch e n Ker a mik e n, spezial i sie r t hatt e n. In kul t ureller Hinsicht l iegt B ern g e nau a uf der Grenze z w i sch e n der französ i s c h- und der deuts c hsprachig e n S c h w eiz, w as e i ne e t w as exotis c he Mis c hung he r vorgebracht hat. So begrüßt einen der Kellner i m Rest a urant mit »Bitt e « , bedankt si c h aber m it » Merc i « . Die A rchitektur ist eind e utig deuts c hen Ursprungs. Die streng e n (aber nicht bedrü c kend e n) S a ndste i nh ä user e r w e c k e n den Eindruck, als w ären sie geb a ut, um t aus e nd Erdbeben st a ndzuhal t en. Bern w i r kt w ie e i n g e s c häf t ig e s Marktstädt c hen i n der P rovinz. Man w ürde nie auf die Idee k o mmen, daß m a n sich i n der H auptstadt eines L a ndes bef i ndet. Das h e gt z um T eil an der eigenartigen politisch e n St r uktur der S c h w eiz. D ie K a ntone s i nd m it so viel Macht ausg e stattet, daß man i n dies e m Land s o gar einen Min i sterpräsident e n für ent b ehrlich h ä lt. D a s Amt hat ledigli c h symbolis c he und repräsent a t i ve F unk t ion e n und w ird j ährlich neu besetzt. Würden sie ni c ht je manden brauch e n, der a m F lughaf e n die ausl ä ndis c hen Staa t soberhäupter in E m p fang n i mmt, hätten die Sch w eizer w o hl überh a upt k e inen P räsident e n. Das Bundeshaus, der Sitz des P arl a m en t s, si e ht a us w ie e i n kleinstädtis c h e s Ra t haus, und nirg e nds i n der Stadt - ni c ht einmal i n d e n C a fes i n unmittelbarer Nähe des Bundesh a us e s - ist die Gegen w art v o n Bürok r aten und P olitikern spürbar.
    Anderthalb T age w a nderte ich dur c h die Straßen der A lt stadt und durch die m oderneren und dennoch s c hön e n Wohnviert e l an der anderen S eite der A are. Bern e i gnete si c h best e ns für zi e llose Stre i f z üge. E s gab ke i ne S c hne l lstraßen, ke i ne Industrieanlag e n, k e ine sterilen G r ünflä c h e n, nur e ndlose Boulevards, ges ä umt v o n hübs c hen H ä use r n und kle i n e n P arks.
    Mit den t o urist i sch e n Attraktionen Berns hatte ich P ech. Einmal überquerte ich die hohe g e w ölbte N y d e ggbrü c ke, um mir die berühmten Bäreng e h e ge a n z us e hen (der N a m e der Stadt ist v o m deuts c hen Wort Bär abgeleitet, daher haben die Berner bis heute eine Vorliebe für di e se T iere), aber die Gehege w aren leer, und ke i n Schild e r klärte, w arum. Die Einh ei mis c hen, die mit ihr e n Kindern hierher g e k o mm e n w aren, w a ren off e nsicht l ich ebenso verblüfft w ie ich.
    Dann ve r su c hte ich es mit dem A lber t -E i nste i n-Mus e um in Einsteins eh e m a liger Wohnung i n der Kr a m g a sse. Ich li e f die Bogengänge der Straße w ohl se c hsmal rauf und runter, bis ich den uns c heinbaren Eing a ng des Hauses e ndlich z w i sch e n e i n e m Restaur a nt und einer Boutique entde c kte. Die T ür w ar vers c hlossen und vers t aubt, als hätte sie seit Wochen, vie l le i cht seit Jahr e n ni e m a nd mehr ge ö ffnet.
    Ich klingelte, aber ni c hts rüh r te si c h. Es k a m mir k o mis c h vor, daß ich in g a nz Bern nirg e nds a uf e i nen H i n w e i s gestoßen w ar, daß Einste i n je m als i n dieser S t adt gelebt hat: ke i n Denkmal, keine Straße, die seinen N a m e n trug, ni c ht einmal se i n fr e undli c hes Gesicht auf einer P ostkarte. An der Wand verkündete ledigli c h eine T afel, d a ß Einstein i m J a hre 1905, w ä

Weitere Kostenlose Bücher