Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
letzte m ilitär i sche E i nsatz L i echtenste i ns fand i m Jahre 1866 statt. D a m a l s s c hi c kte das Land a c htz i g M a nn aus, um geg e n d i e Italiener zu k ä m p fen. Ni e mand wurde getötet. T atsäch l ich k e hrten einundachtzig M a nn aus d i es e m letzt e n G e fecht zurü c k, denn unte r w e gs h a tte man Freun d sch a ft ges c hlossen. Z w e i Jahre später erkannte der Kronpr i nz, d a ß seine Soldaten ni e mand e n w ürden schl a g e n könn e n, und löste die A r mee auf.
Und hier noch e i n paar A bsurditäten: Liechtenste i n ist der w el t w eit größte P roduzent von Wurst d ä r m en und fa l s c hen Zähn e n. Es ist ein berücht i gtes St e uerparadies, das einz i ge L a nd der Welt mit m e hr eing e trag e nen F i r m e n als E i n w o hnern ( w e nn au c h die m eisten dieser Fi r m e n nur auf d e m P apier besteh e n). A l s letztes Land Europas hat Lie c ht e nste i n 1984 das Fraue n w ahlre c ht e i ngeführt. D a s ein z ige Gef ä ngn i s des L a ndes ist so kle i n, daß das Essen für se i ne w e nig e n Insassen von ein e m bena c hbarten Rest a urant geli e fert w i rd. Will j e m a nd die Staatsang e hörigkeit ann e h m e n, w ird i m Dorf des Antragstellers e i n R e ferendum a b geha l ten; hat der Ant r ag diese Hürde gen o mm e n, müssen d er Pre m ie r m i n i ster und sein Kabinett über die A ngel e g e nheit abst i mmen. A ber so w eit k o mmt es nie. Hunderte von F a mili e n, die seit Generation e n in Lie c ht e nst e in leben, gelt e n bis h e ute als Ausländer.
Vaduz ist k e in besonders hü b scher Ort, l iegt aber m al e ris c h a m F uß des 2042 Meter hohen Berges A lpspitz. Auf e i n e m F e lsvorsprung über der Stadt thront das d üs t ere Schloß, das d e m S c hloß der bösen Hexe i n Der 'Zauberer von Oz beängst i gend ä hn l ich sieht. Jedes m al, w e nn i c h z u i hm a ufs a h, e r wartete ich, di e se g e flügelt e n Affen e i n- und a usfli e gen zu seh e n. O b w o hl Vaduz j ahrhundertelang als P rovin z n e st vor sich hin v e get i ert hat, ist der Stadt ihr hohes A lter nirg e nds a n z us e h e n. Sie si e ht aus, a ls w äre sie vor z w a nz i g Jahren i n aller Eile aus dem Boden gest a mpft w o r den - nicht unbedingt häßlich, aber doch sehr mitte l mäßig.
Es w ar S a mst a g, und auf der Hauptstraße st a ut e n si c h N o b e lkaross e n aus der Sch w e iz und aus Deuts c hl a nd. Sche i nbar kommen a n Wochenend e n die Rei c h e n, um na c h i hr e m G e ld zu s e hen. I m Ortske r n gab es nur vier Ho t els. Dav o n w aren z w ei voll, und e i ns w ar g e schloss e n, doch ich h a tte Glü c k und bek a m e i n Z i mmer i m vierten, i m Hotel Engel. Es w ar fr e undlich, aber unvers c h ä m t t e uer i m Verhäl t n i s z u sein e m b e s c heiden e n K o mfort - e i n k l u m p iges Bett, eine L e sel a m pe mit e i ner Z w a nzi g w attbirne, ke i n Fernseher, sondern ein so a l tes Radio, daß es m i c h nicht g e w undert hä t te, daraus E d w ard R. M urr o w über die S c hla c ht von M o nte Cass i no bericht e n zu hören. Statt dess e n brachte der ein z ige S e nder, den ich d a m i t e m p f a ngen konnte, eine P olka nach der anderen. Z w is c hen d urch me l dete sich ein D e uts c h sprechender D i sk j ockey z u Wort, der off e nbar ein paar Schl a ft a bletten z uvi e l g e sch l uckt hatte (vi e llei c ht h a tte er auch zuviel P olka gehört), denn... er... sprach... w i r kli c h... sehr,... sehr... langs a m . Das Z i mmer hatte nur einen Vorteil, und das w ar se i n Balkon mit Blick auf die größte Kirche und den zentralen P latz der Stadt m it den Bergen i m H i nterg r und. Wenn ich m i c h mut i g über die Brüstung und über die Straße in der T iefe l ehnte und m ir f a st den Hals verrenkte, konnte i c h d a s S c hloß ho c h über m ir s e hen. Noch h e ute residiert darin der Kronprinz, einer der reichst e n M ä nner Europas und Besi t zer der z w e its c hönsten pr i vat e n G e mäldes a mmlung der Welt (nur die S a mm l ung der engl i sch e n Königin i st s c höner). Er nennt d e n einz i gen Le o nardo sein e i g e n, der si c h überhaupt in P rivatbesitz befindet, s o w ie die größte Sammlung von Werk e n Rubens ' , doch das nüt z t d e m kuns t inter e ssie r ten Besucher w e nig, denn das ges a mte Schloß ist für die Öff e ntli c hke i t nicht z ug ä ngli c h. Es exis t ieren P läne, eine kle i ne Nati o nalg a lerie ein z uricht e n, um darin e in i ge
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