Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
der Gemälde zu zeig e n. Seit f a st z w a nz i g Jahren w ird die A nge l egenheit i m P arl a ment debattiert, doch bisher hat m a n es ni c ht übers Herz gebracht, si c h v o n d e m dafür nöt i gen Kl e ingeld zu tr e nn e n, und off e nbar w ürde es ni e mand w a g e n, si c h an die F ürst e nf a m ilie z u w e nden und sie zu bitt e n, e i n paar Sche i ne aus ihrer S c hatztruhe (schät z ung s w eise 2,1 Mil l iarden Mark) locker zu m a c h e n, damit die Sache i ns Rollen k o mmt.
Ich zog los, um mir die Stadt anzuseh e n und um her a uszuf i nden, w i e die Ch a ncen für ein A bend e ss e n st a nden. Die Läden i m w i nz i gen Gesch ä f t sviertel w aren so uninteress a nt und kle i nstädtisch - ein Zei t ungsh ä ndler, eine Droger i e, ein Lad e n für G e sch e nkartikel, mit j ener Sorte von Ges c h e nk e n, die m a n all j ährli c h von se i nen Sch w i e gereltern zu Weihna c hten bek o mmt -, daß e i n S c h a uf e nsterbummel nicht i n Frage k a m. Restaur a nts w aren dünn gesät und en t w eder sehr t e uer oder entmutig e nd leer. Vaduz ist ausgesprochen kle i n. In w el c he Rich t ung m a n au c h l ä uft, na c h e i ner Vier t elstunde steht m a n mi t ten auf d e m pla t ten L a nd. Und e s k a m mir in den S i nn, daß es eig e ntli c h kein e n G r und für e i ne R e ise na c h Lie c htenste i n gibt, es sei denn, man möchte unbedingt von sich beh a upt e n, einmal da g e w es e n z u sein. Wäre das L a nd e i n T eil der Sch w eiz ( w a s es j a eigentli c h i n j eder Hinsi c ht i st, w e nn m a n von se i n e m N a men und den Brief m a r ken e inmal a b sieht), w ürde ni e m a nd auf die Id ee k o mm e n, dorthin z u f a hren.
Ich schl e nderte durch e i n Wohnviertel, i n d e m hin t er j e dem Wohnz i mme r f e nster ein Fe r nseher f li mmerte, und f a nd m i ch unve r seh e ns a uf e i ner w eder as p haltierten noch b e leucht e ten S traße, d ie durch brach l ieg e nde Felder führte, w i eder. Der Blick zurück auf Vaduz w ar une r w artet s c hön. So p l ötzlich, w ie es i n den Bergen üblich i st, w ar die Dunke l heit hereingebrochen, und a m H i mmel hing die bleiche Si c hel des Mondes. In gelb e m S c he i nwerferlicht gebadet, erhob sich das Schloß über der Stadt und w i r kte gebieteris c h und uneinn e h m b a r.
A l s die Straße an e i ner Gabelung e ndete, trat ich den Rü c k w e g an und saß w e n i g später i m R e staur a nt des Hotels Vaduze r hof. Z w ei Stunden z uvor hatte m a n mir dort versi c hert, das H otel sei ges c hloss e n. Zu me i ner Überraschung st e llte i c h nun fest, daß zumindest das Hotelr e staur a nt ni c ht nur g e öffnet w ar, sondern von Gästen geradezu bestü r mt wurde. A u c h s c hi e n es m ir, a l s w ürden ein i ge der Gäste S c h l üss e l v o n den H a ken i m Korridor nehmen und die Treppe hinauf zu i hren Z i mmern geh e n. Viell e icht hat der Da m e an der Rezeption nur me i ne Nase ni c ht gepaßt, viell e icht hatte sie aber auch g a nz ri c ht i g ve r mutet, i c h k ö nnte e in Autor von Re i sebeschreibung e n sein und der Welt verraten, daß das Essen i m Hotel Vaduzerhof, Städtl e straße 3 in Vaduz, Lie c ht e nste i n, NICHT ZU EM P FEHLEN IS T . Wer w ei ß?
Zum Frühstü c k a m nä c hst e n Morg e n begab i c h mi c h in d e n Speisesaal d e s Hotels Engel. Wie in dies e m T eil der Welt ü b lich, servierte m a n mir Brot, Butter, A ufs c hnitt und Käse. Z w ar hätte i c h ein deft i geres F r ühstü c k bev o rzugt, da diese Mahlzeit j edoch in der stolzen Hotelre c hnung e n t ha l ten w ar, fühlte ich mi c h verpflichtet, zumindest e i n paar Butte r näpfe z u leeren und den Käse a ufzu e ss e n. Der Kellner s c henkte mir K affee e i n und e r kund i gte si c h, ob ich Orangens a ft w üns c he.
» Ja, ge rn « , sagte i c h.
Es w ar der absonderlichste O rang e ns a ft, den i c h j e ges e hen habe - eine pfirsi c hfarbene F l üssigkeit, in der rote F a sern w ie Nervenstränge hing e n. Sie ha t ten e i ne beunruh i g e nde Ä hnli c hke i t m i t den w iderli c hen roten Fäden, die man man c hmal i m E i gelb f i ndet. Das Z e ug schme c kte a uch ni c ht w i e Orang e ns a ft, so daß ich nur z w e i mal daran nippte und das Glas dann beiseite s c hob, um mich s t att dess e n auf m ei nen K a ffee und die z ä he S c heibe S c h i nk e n z u k o n z entrieren, die es zu zerschneiden galt.
Z w a nz i g Minut e n später stand ich an der Rezeption und
Weitere Kostenlose Bücher