Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
sollt e n. Da i c h s e lbst hoffnungslos rührsel i g w ar, gefiel mir der Fi l m sehr, doch w a s si c h mir so un a usl ö schli c h e i ng e prägt hat, w ar die e uropäische K ul i sse - die kopfste i ngepfl a stert e n St r aßen, die Spielzeugaut o s, die T ante- E mma-Läd e n mit e i n e m b i mme l nden Glöckch e n über der T ür, die besche i dene G e müt l ichkeit, i n der j eder der Jung e n zu Hause w ar. A l l das w i r kte so verlockend und ang e n e hm a lt m odis c h ve r gli c hen mit der m odern e n Welt, die ich kannte, und h i nte r ließ in mir den unerschütterli c h e n Eindruck, Österreich sei irg e n d w ie eu r opäischer als der Rest Europas. Und diesen E i ndruck f a nd ich nun in Innsbru c k best ä tigt. Zum e r sten M a l seit langer Zeit, auf j eden Fall zum ersten Mal w ä hrend dieser Reise, e m pf a nd ich w ieder dieses S taun e n, mi c h i n di e ser U mg e bung, in diesen Straßen zu bef i nd e n. Jetzt w ar ich i n Europa. Eine übe r w ä l tig e nde Erk e nn t n i s.
Ich folgte der Maria- T heres i en-Straße zu mein e m Hotel. A uf der prächtig e n H a uptstraße d e r Stadt ließ e s sich t r otz des Durchg a ngsve r keh r s ang e n e hm b umme l n, j edenfalls s o lange i c h über die Un m eng e n von S c hauf e nste r n h i n w e gs a h, die nichts als Dirndln, Lederhos e n, Bierkrüge mit Zinndecke l n, T irolerhüte, langstie l ige P fe i f e n und h a ndgeschnit z ten Kr i mskr a ms z u bieten hatt e n. Ich gl a ube k a um, daß es irg e n d w o a uf der Welt auf so eng e m Raum s o viel idiotis c he Souvenirs zu kauf e n gibt w ie i n T irol. B ei ihr e m Anbli c k w ird der Besucher schmerzli c h daran erinn e rt, daß er sich i n e i n e m L a nd bef i ndet, in d e m die L e ute diese D i nge m ö g e n. Das ist die S c hatt e nseite Österreichs. Dieselbe Kr a ft, die die Mens c h e n dazu bringt, i hre a l ten Städte z u e r halt e n, treibt sie dazu, auch i n i hren Herzen die V e rgangenheit z u b e w ahr e n. K ein Vo l k kl a mmert sich so s e hr an den Ruhm ve r gang e ner T age w ie die Österreicher, und da eine der düsterst e n Episoden der Geschichte zu diesen Ruhmestag e n z ä hlt, i st das nicht gerade i hr sy m p at his c hster Wesens z ug.
Sie s i nd berücht i gte Rassist e n. A ls Katz und ich dur c h Österreich getr a m pt sind, haben w ir uns mit z w ei et w a gleich a ltrig e n Deuts c h e n ang e freundet. Sie hießen Th o m a s und Gerhard und waren per Anhalter unte r w egs von Berlin na c h Indien, auf der Suche na c h geis t iger Erl e u c htung und guten Drog e n. Wir haben g e me i ns a m irgen d w o an der P aßstraße z w i sch e n Salzburg und K lagenfurt gec a m pt und sind a m A bend ins nächste Dorf g e w a ndert, w o e i n perfektes G a s t haus auf uns wartete. Es w ar mit dunkl e m H olz vertäfelt, hatte e i nen K a min, vor d e m e i n H und döste, und w ar gefüllt mit rotgesichtig e n, Maßk r üge s c h w i ngend e n Bauern. Wir aßen Würste mit S e nf, tranken l i te r w eise B i er und w a ren bester St i mmung.
Ich k a nn mi c h erinnern, w ie ich an dies e m A bend biers e lig dachte, w el c h e i n herrli c hes Fle c k c hen Erde dies s e i und w a s für gute, gas t freundli c he Mensch e n doch die Österreicher s i nd, denn sie lächelt e n un e n t w e gt z u uns herüber und hoben gel e g e nt l ich i hre Bierkrüge, um uns z uzupr o sten. Und w ä hrend i c h das dachte, beugt e n sich die D e uts c h e n über den T isch und flüsterten uns zu, daß w ir uns i n Gef a hr befänd e n. Scheinbar m a c ht e n si c h die Österreicher nur über uns l us t ig. S ie w uß t en nicht, daß z w ei von uns j edes ihrer Worte verstanden, und redeten munter drauf los - a lle wie sie da w ar e n: die Männer, die Frauen, der Wirt, die W i rtin, das ganze verd a mmte Dorf. Alle w o l lt e n sie uns a n die frische Luft befördern und uns, w ie Gerhard übersetzte, » e i n e n anständ i gen H a arschnitt verpass e n und auf ihre H e ugabeln spieße n « .
Wieder erfüllte Gelächter den Raum. Gerhard läch e lte s c h w a ch.
»Zey say zatperhaps zey should also make us to eat ofzer horse dung.«
» O h, klass e « , sagte K a tz. » A l s hätte i c h auf dieser R e ise noch ni c ht genug S c heiße g e fress e n . «
In mein e m Kopf drehte s i ch all e s. Die fr e undli c h lächelnden Gesichter w ar e n zu d ä m o nis c h e n Gr i m a ss e n g e w or d en. Mir geg e nüber hob e i n M a nn s e in
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