Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
Vom Netzwerk:
eine Stadt, die sich i hrer Schönheit rühmt, w ar Sal z burgs größter P latz, der Mozartplatz, erstaunli c h häßli c h -e i ne w eite A s p haltebene, ung e fähr so i d y ll i sch w ie e i n P arkplatz, mit e i ner von oben bis unten beschmierten Sta t ue des berühmten Mannes und e in paar de m oliert e n Bänk e n, j ede einzelne u m l a gert von lä r mend e n Gruppen dreizehn j ähriger Itali e ner, die off e nbar an ihr e n pubertäts b edingt e n Hor m o nstörungen ernstli c h Schaden g e n o mm e n hatt e n. Es w ar grau e nvoll.
    Ich konnte mir be i m best e n Willen ni c ht erklär e n, w arum i c h Salzburg i n so guter Er i nne r ung hatte. In einer K neipe g a nz i n der Nähe des Mozartplatzes hatt e n Katz und ich Gerhard und T h o m as kenn e ngele r nt. Ich muß w o hl so erleichtert g e w es e n s e in, L e ute getroffen z u haben, die mir ha l fen, die G e sells c h a ft von Katz zu ertragen, daß ich die Stadt da m a ls mit ander e n Augen sah. N un schi e n die Altstadt nur a us e lend e n Souv e nirläden und a us Rest a uran t s und Kneipen z u besteh e n, die w eder Cha r me noch Loka l kolorit besaßen.
    A l s i c h dann die Salzach überquerte, fand ich a m a nderen Ufer w e sen t lich m e hr G e fall e n a n der Stadt. Große Häuser m i t Blick auf den Fluß s ä umt e n die lange, ruh i ge Straße, und der Bli c k auf die A l t stadt a m g e g e nüberli e genden link e n Ufer w ar e i nfa c h herrlich: die alten Dächer, die drei T ür m e des D o ms und die g e w alt i ge Hohensalzbu r g auf ein e m Berg i m H i nte r grund. Die Eink a ufsstraßen in dies e m modern e n T eil der Stadt w aren für m e in e n G eschma c k w e sen t lich i nt e ress a nter und nicht so g e künstelt w ie die G ass e n der A l t stadt. In e i ner Konditorei an der Linzer G a sse trank i ch ein e n Kaffee. Jeder eintretende Gast w urde dort m it e i n e m herzlichen » G rüß Got t « e mpf a ngen, au c h ich, und das g e fiel mir sehr. Später aß ich vor z üg l ich z u A bend, t r ank e i n paar Bier und ma c hte e i nen lang e n A b e ndspazierg a ng a m Fluß entlang. U nd ich k a m zu d e m Sch l uß, daß Salzburg gar keine so üble Stadt ist. A llerd i ngs w ar es nicht das Salzbu r g, das die m e isten Besu c her seh e n w oll e n.
    Wien li e gt ung e f ä hr 300 Ki l o m e ter östli c h von Salzbu r g, doch die Fahrt dorth i n n a hm den ganz e n Vo r m itt a g und den halben Nachmitt a g in Anspru c h. E s heißt i mmer, in E uropa sei das Bahnfahr e n das reinste Vergnüg e n, d e nn die Züge glitt e n s c hne l l und ruh i g dur c h die L a nde. D as halte ich für ein Mä r chen. I n Wirklichkeit s i nd Europas Züge oft entne r vend l a ngs a m. Außerd e m hält m a n hier noch i mmer an dem längst überholt e n S yst e m fest, fast j eden Wagen in A bteile zu untert e ilen. Anfangs habe ich das als ang e n e hm e m p fund e n, aber schon bald k o mmt es ein e m vor, als w ürde m a n sieb e n S t und e n in e i n e m Wartez i mmer si t zen und vergebli c h auf den A rzt warten. In diesen A bt e ilen w ird d e m Reis e nden eine i nt i me Nähe zu Fr e m den auf ge z w ung e n, die ich grundsätzli c h a l s peinlich und anstr e ng e nd e m p f i nde. Sobald m an irgend e t w a s tut, ob m a n e i n Buch aus der T asche holt, ein Gähn e n unterdrü c kt oder in se i n e m Rucksack w ühlt, sofort sind a ll e Augen auf ein e n gericht e t. F ür so e t w a s w ie e i ne P riva t sphäre ist hier k e in P latz. Und natürli c h drängen si c h mit Vorliebe bei solchen Geleg e nhe i ten die kl e in e n U npäßlichkeit e n des e i g e nen K örpers in den Vordergrund, den e n ge r ade j etzt nicht abzuhelf e n i st - der zurü c kg e halt e ne Furz, die kne i fend e n Boxershorts, der Kellogg's Cornflake, der sich unerklä r liche r w eise ti e f i m l i nken N asenlo c h verkr o chen hat. Mir m a c hte der Cornflake zu s c h a ff e n. E s j uckte w ie verrückt. Am liebst e n hätte i ch mir den Finger s o w eit in die Nase geste c kt, daß ich m eine S c hädeldecke von i nn e n hä t te kratzen können. Das w ar unter dies e n U m ständ e n n a türli c h so un m ö gli c h, als hätte i c h ke i ne A r me.
    Sogar seine Ged a nk e n muß man i m Zaum halt e n. Ohne zu w issen, w a r um ( viellei c ht w eil i c h mi c h selbst gerade m it kö r perlichen Dingen ause i nanderzusetz e n hatte), fiel mir plötzli c h e i n Redakt e ur ein, mit d e m i c h i n der

Weitere Kostenlose Bücher