Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
Wirtschaftsabteilung der T imes z us a mmengearbeitet hatte. I c h w erde ihn hier E d w ard n e nn e n, denn das w ar sein N a m e. E d w ard ha t te ni c ht alle T assen i m Schr a nk, w as in j en e n unbes c h w e r ten prä- M urdoch- T agen ke i n H i nderungsgrund w ar, um für die Tim e s zu arbeiten. Man konnte es sogar re c ht w eit d a m it bring e n. A n e i ne s e iner z a h l reichen sonderbaren A ng e w o hnheit e n kann ich mich besonders gut e rinne r n: A b e nds, na c h Börsensch l uß i n N e w York, w enn für uns ni c ht m e hr viel zu t un w ar, bog Ed w ard ein halbes D utz e nd Bürokl a m m e r n gerade und sto c herte d a m i t in se i n e n Ohren he r u m . Es s a h gräßlich aus, aber E d w ard verdrehte genüßli c h die A ug e n und g l u c kste vor Vergnügen. Er schi e n sich völlig unbeobachtet zu fühlen, dabei sah ihm j eder v o n uns fasz i niert z u. Eines A bends, a l s er bes o nders h i ngebungsvoll sto c herte und die Bürokl a mmer m e hr und m ehr in sein e m Kopf ve r sch w a nd, rief John P rice, der Chefredakteur: » K o mmst d u klar, E d w ard, oder sollen w ir von der a nderen S e ite zi e hen ? « Bei dies e m Gedanken muß t e ich laut lachen. M i tten i n der endlosen Weite Österrei c hs brach ich i n schall e ndes Gelä c hter aus, w a s m i c h ebenso ents e tzte w ie meine drei Reis e g e fährt e n. Verl e gen und hi l flos hie l t i c h mir die H a nd vor den Mund, so daß ich vor La c hen f a st ersti c kte. Ich starrte aus d e m Fenster und versu c hte ang e strengt, m i c h auf die L a ndsch a ft zu konz e ntrieren, und na c h z w a nzig M i nuten hatte ich mich s o w e i t i n der G e w alt, daß i c h mi c h wieder dem Cornfl a ke i n me i ner Nase zu w e nden k o nnte.
In der T ouristen- I nfo r m ation in Wi e ns ri e s i g e m Westbahnhof ließ ich mir ein Z i mmer ve r mitt e ln und m a c hte mi c h s o gleich auf den Weg über die lange, häßl i che Mariahi l fer Straße in Richtung Stadtzent r u m . Auf e i ner L ä nge von z w e i einhalb Kil o m e t ern, v o m Bahnhof bis z ur Ringstraße, reihte sich e i n schäb i ger Disc o un t laden an den nä c hsten, und die en t sprechende K unds c h a ft bevö l kerte die Straße. A ber kaum h a tte ich d ie Ringstraße erreicht, änderte sich das Bild. Es w ar, als w ürde die S onne dur c h die Wolken brechen. A l les erstrahlte i n golden e m Gl a nz.
Mein Hotel, das W a ndl, zei c hnete si c h dur c h nicht mehr und ni c ht w e n i ger als s e ine vernünf t ig e n P reise und eine r uhige und dennoch zentrale Lage, fast g e nau in d er geograph i sch e n Mitte der S tadt, aus. Es lag direkt h i nter der barocken S c hott e nkir c he und nur ein e n Katzensp r ung v o m Graben en t fernt, e ine der beiden a utofrei e n Eink a ufsstraßen i m Herzen Wiens. Die z w eite i st die Kärn t nerstraße, die a m D o mplatz i m rechten Winkel a uf den Graben tr i fft.
Zus a mmen bild e n beide die schönste F ußg ä ngerzone E uropas. Vielleicht ist die Str0get ein kle i n w en i g l ä nger, vie l leicht s i nd andere eine Spur el e g a nter, aber keine ist s o w o hl das e i ne als auch das andere. Inne r halb von M inu t en w ußte i c h, daß i c h Wi e n mög e n w ürde.
Zuerst g i ng i c h z um D o m . V on auß e n w i r kt das got i s c he Bau w e r k ung e me i n i m pos a nt, aber innen k a m e s mir selts a m leblos vor. Ein kalter S c hauer li e f mir über den Rück e n. Auch schien das I nnere der Kirche zi e m l ich ve r w a hrlost zu sein. Das Mess i ng w ar s t u m p f, die Bänke w ar e n a b g e w etzt, der Ma r m or w irkte s c h w er und tot, als w äre j egliche na t ü r liche L e uchtkr a ft aus ihm g e w i c h e n. Aufa t mend trat ich w i e der ins Freie.
In einer Konditorei in der Nähe trank ich e i n e n Kaffee, aß ein 15 000 Kalorien s c h w eres S t ück K uchen und plante me i nen Aufenth a lt i n der Stadt. Mein e m Re i seführer entn a hm i c h den Rat: » I n W ien sollte man sich e i n Museum na c h dem a nderen anseh e n . « Bes t en Dank, dachte i c h. A ll die Jahre b i n i ch i mmer glei c hzeit i g i n z w ei Museen geg a ngen und konnte m ir ni c ht erklär e n, w a r um e s mir so dreckig ging.
Ich beschloß, m i t d e m K uns t historis c h e n Mus e um z u b e ginn e n. Es w ar p hant a st i sch - geräum i g, w ürdevoll und vo l ler g r oßartiger G e m älde. Ob e ndrein haben sie si c h dort e i n lobens w ertes S yst e m einfall e n lass e n. In
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