Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
j ed e m R a um st e ht ein Ständer mit K a rten, auf denen m a n die G e schichte der in d e m je w eil i gen R a um a usgeste l lten G e m älde w a h l w e i se in vier Sprachen nachles e n k a nn. Mit einer Karte in der Hand w a nde r t m a n von Bild zu Bild, liest die Anmerkung e n, st e llt die Karte in d e n St ä nder zu r ü c k, um s i ch i n den nächst e n Raum zu begeb e n, w o w ieder eine Karte bereitliegt. Eine gute Idee, w ie ich f i nde.
Das einz i ge P roblem i m Kuns t historisch e n Museum ist se i ne g e w alt i ge Größe. Noch bevor ich e i n Drittel der A usstellung ges e hen hatte, w ar meine Aufnahm e f ä higkeit erschöpft. I m al l g e me i nen fühle ich m i c h i n Situ a tion e n w ie diesen, und besonders w enn ich e i n Ve r m ög e n an Eintri t tsgeld bezahlt habe, verpfli c htet, n o ch ein i ge Stunden z u bleiben, d a m it s i ch die Ausgabe ein i ge r maßen rentiert hat, und vertreibe mir die Z ei t, ind e m ich mir U ntertitel für die gezeigt e n Bilder ausdenke. D a nn sagt Sal o m e, als m a n ihr das Haupt Johann e s' des T äufers auf ein e m T ablett serviert: » M o ment m al, i c h habe doch e i nen doppelten Che e seburger bestellt . « Oder ein gene r vter St. Sebasti a n j ammert: » I c h w arne eu c h, Jungs. Wenn i hr noch ein e n P feil abschießt, hole ich die Polizei . « Doch d i es m al tat ich e t w as, das m i c h selbst ü b erraschte. Ich verließ das Museum und beschloß, an e i n e m der nä c hsten T age w ieder z uk o mmen, egal w a s mi c h das kosten w ürde.
A b w e c hs l ungsh a lber besu c h t e ich das T abak m us e um h i nter dem Messepalast. Auch das w ar n i cht gerade billig. K a um e t w a s in Wien ist bill i g. Hier w o l lte m a n z wanzig Schill i ng E i ntritt, i mm e rhin fast die Hälfte w en i ger a l s i m Kuns t m u seum, allerdings w ar das T abakmus e um au c h ni c ht halb so gut. In z w ei zi e mli c h klein e n Räum e n h a tte man e i n paar D utzend Sch a ukäst e n aufgest e l l t, die m it alten P fe i f e n, Z i garren, Stre i chhölze r n, Z i garett e n und Z i garettenscha c hte l n vollg e stopft w ar e n. I m größeren der beiden R ä u m e hing e n an j eder Wand Ge m ä lde von ger i ng e m künstleris c h e m Wert. Sie hatt e n ni c hts mite i n a nder g e m e i n, außer daß auf j e d e m Bild m i ndest e ns e i ne der abgebildeten P ersonen r a uchte. Nicht z u e m pf e hl e n.
Ebens o w en i g zu e mpf e hl e n ist leider die A lbertina, die übrig e ns noch t e urer w ar — fünfundvierzig Schill i ng. Bei e i n e m solch e n Eintritt e r w arte i c h, w e n i gs t ens ein e s der Ausstel l ungss t ücke mit nach Hause nehm e n z u dü r fen. A ber i c h z a hlte, ohne m it der W i m per zu zu c k e n, denn ich hatte geles e n, daß die Albertina e ine der großartigsten S a mm l ungen gr a fis c her Kunst besi t zt, eine Kuns t fo r m , für die ich mich z uf ä ll i g besonders interessiere. Zu seh e n w ar dav o n j edoch kaum e t w a s. In d e m ries i g e n Gebäude beschränkte sich die Ausstel l ungsflä c he a uf ganze acht kle i ne Räume, bestü c kt mit unbedeut e nden Werk e n übe r w ieg e nd unbek a nnter Künstler.
Am P os t kartenstand vor d e m Geb ä ude gab e s h a ufen w e ise Zei c hnung e n von Rubens und Dürer a us der" S a mmlung der A lbert i na. Drinnen hatte ich kein e s dieser Werke ges e hen. A ls i c h eine D ürer- P ostkarte z ur H a nd n a hm und die Frau, die den Stand betrieb, fragte, w o sich denn das Or i ginal bef ä nde, w ied e rholte sie nur b e harrlich und mit dieser für die Wiener so t y p i s c hen G ereiztheit » Ja, j a, das ist eine postcard« und ve r w e i gerte j eden Versu c h, m e i ne Frage z u verst e hen, so daß m i r ni c hts anderes übrig blieb, als sie z u Boden zu schl a gen und m e i n e r Wege zu g e hen.
Mit Ausn a hme dieser D a m e fand ich die Wiener allerdings ni c ht sonderlich grob oder unhöf l i c h, w as mich f a st e i n w e nig e nttäus c hte, denn mehr als e i nmal hatte i c h g e hört, sie s e ien das unsympa t his c hste Völk c h e n Europas. In se i n e m Bu c h T h e Double Eagle, eine tr e ff e nde Bes c hreibung der S tädte Wien, Budapest und P rag, schreibt Ste p hen Brook, daß ihm viele a usländ i sche E i n w ohner Wiens berichtet hä t ten, sie seien auf o ff e ner Straße v o n Fr e m den zurech t g e w i e sen w orden, w ei l sie bei Rot eine Kreuzung überquert ha t ten oder m it ihr e n Kinder
Weitere Kostenlose Bücher