Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
Warum su c h e n sie sich ke i ne ang e n e h m er e n Orte aus, w ie die A lp e n oder einen Str a nd?
Ich fragte in e i n e m halb e n Dutzend Hotels i n unmittelbarer Nachbarsch a ft des Bahnhofs nach ein e m Z i mmer, aber alles w ar belegt. Als i c h m i c h in e i n e m der Hotels erkundigte, ob es einen besonderen G r und für dies e n Andrang gäbe, ein e n Kongreß oder einen Feiert a g oder dergle i chen, e r klärte m a n mir, daß es in Kopenh a gen i mmer so sc h w er sei, ein Z i mmer z u f i nden.
Ja, ist denn das nicht ärgerl i ch? Kann m a n auf ein e m K ontin e nt, dessen w ir t sch a f t liche E c kpf e iler Handel und T ourismus s i nd, ni c ht e r w arten, daß die Dinge so g e regelt s i nd, daß ein Reisender auch a m späten Nachmi t tag no c h e i n Bett für die Nacht f i n d et, ohne stundenl a ng dur c h die Geg e nd la t schen zu müss e n? Da st a nd ich nun - bereit, in den Hote l s und Rest a urants dieser Stadt mein Geld aus z ugeb e n, ihren M use e n und Straßenbahn e n fin a nziell unter die A r me zu gre i fen, mit voll e n Händen Dev i s e n unters Volk zu bringen und, ohne zu murr e n, ihre horrende Meh r w ertsteuer von z w e i und z w a nz i g P rozent zu zahl e n, und alles, w as i c h von i hnen wollte, w ar ein Bett für die Nacht.
Wie das so ist, w enn m a n e t w as su c ht, s c hien e n H otels in Kopenh a gen plötzlich dünn gesät z u sein. Ich mars c hier t e ein m al quer durch die A ltstadt, ve r geblich, und w o llte g e rade w i eder zum Bahnhof geh e n, um mit d e r Suche von vorn z u beg i nn e n, da entdeckte i c h das Hotel Sophie Amali e nborg. Es w ar groß, sauber, m ode r n und furchtbar t e uer, a ber dort hatte m a n für z w ei N ächte e i n Einzelz i mmer frei, das ich ohne z u zögern n a h m . Ich sp r ang unter die Dusche, z o g mir fr i sche Sach e n an und füh l te mich w i e neugeboren, als i c h m i c h w ie d er unter die L e ute mis c hte.
Gibt es e t w a s S c höneres - natürli c h abges e h e n von e i ner w i r kli c h gut e n Sch o koladenkr e m torte und ein e m s a ft i gen S c heck, der une r w artet mit der P ost k o mmt - als a n e i n e m m i lden F r üh li ngsabend durch eine fr e m de Stadt z u lauf e n, si c h in d e n langen Scha t ten ein e s Sonn e nunterg a ngs durch un b ekannte Straßen treiben z u lass e n, hier und dort steh e nzubleiben, um ein S c h a uf e nster, eine K i rche od e r einen hübsch e n P latz zu betrachten oder um e i ne Straß e necke z u sch a uen und si c h z u frag e n, o b das nette, g e mütli c he R e st a urant, an das m a n si c h noch j ahrel a ng sehnsü c ht i g er i nne r n w ird, nun in dieser oder in j ener Richtung li e gt? Ich f i nde es herrli c h. Ich h ä tte ni c hts dageg e n, an j ed e m A bend me i nes Lebens i n e i ner an d eren Stadt anzuk o mm e n.
Kopenh a gen ist ni c ht unbedingt e i ne besonders s c höne, aber eine ungl a ublich sympa t his c he S t adt. Dort leben anderthalb Million e n Mens c h e n, ein Viertel der Bevölke r ung D ä n e marks, und dennoch herrscht i n dieser Stadt e ine A t m o sphäre und e i ne beschau l iche Lebensart w ie in e i ner kle i nen U n i versitä t sstadt. Anders als die meisten Großstädte ist Kopenhag e n frei von j eglicher Überheblichkeit. Hier gibt e s keine D e nkmäler, die a n die glorreiche Vergang e nhe i t ein e s Kön i gr e ichs er i nne r n, und k a um e t was deutet darauf hin, daß dies die Hau p tstadt e i nes L a ndes i st, das e i nst g a nz Sk a ndin a vi e n regierte. In a nderen Städten st e llt m a n S t a tuen von Generälen und P otentat e n a uf. In Kopenh a g e n st e ht e i ne kle i ne Meer j ungfrau. E i n fe i ner Zug, w ie i c h finde.
Ich schlenderte die N yh a vn entl a ng, e i ne drei Häuserblocks l a nge Straße m it e i n e m K a nal i n der Mitte, in d e m S c h i ffe mit hoh e n Masten vor A nker lag e n, gesäumt v o n s c h m a len G iebelh ä use r n aus dem siebzehnt e n und ach t zehnt e n Jahrhundert, die sich von Amsterd a m hierher ve r irrt zu haben s c hien e n. D a s V ier t el w urde tatsächlich u r sprüngli c h von holländ i sch e n Se e leut e n bes i edelt und blieb lange ein beliebter Tr e ffpunkt von angetrunken e n Matrosen. Und no c h heute hab e n e i n i ge Ecken e t w as v o n e i ner li e derlich e n A t mos p häre - ein T äto w iersa l on und ein oder z w ei Spelunken, h i nter deren Fenste r n m a n eine R a uferei z w i schen P ope y e und Brutus zu
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