Streit Ist Auch Keine Loesung
so positiv zum Partner eingestellt, dass wir sogar zu einer Versöhnung im Bett geneigt sind. Erstaunlich, wie schnell das alles geht!
Oxytocin für Gespräche
Für Gespräche ist Oxytocin eine wichtige Voraussetzung. Klärende Gespräche, das hat die Forschung nachgewiesen, setzen ein möglichst hohes Maß an Oxytocin, an Bindungshormonen voraus. Denn Oxytocin stimmt den Menschen nicht nur bindungs-, sondern auch kompromissbereit.
Vielleicht interessiert es Sie ja, wie die Forschung diese Wirkung von Oxytocin nachgewiesen hat. Dazu wurden Paare gebeten, einen Streitpunkt im Gespräch miteinander zu klären. Ein Teil der Paare bekam vor dem Gespräch mithilfe eines Nasensprays eine Dosis Oxytocin verabreicht. Die anderen Paare gingen leer aus und mussten ohne eine künstliche Zufuhr des Bindungshormons auskommen. Diejenigen Paare, die Oxytocin bekommen hatten, waren deutlich besser zu einer Einigung in der Lage als diejenigen, die ohne eine Extraportion des Bindungshormons auskommen mussten.
Sex oder reden – was hilft besser?
Wenn es um das Sich-Vertragen geht, sind die Ansichten der Geschlechter oft sehr unterschiedlich. Pauschal gesprochen ziehen Männer und Frauen zwei unterschiedliche Vorgehensweisen vor:
Sie möchte gerne reden, also über das Gespräch wieder mehr Nähe herstellen.
Er zieht eine Versöhnung im Bett vor. Wie können die beiden da zueinanderfinden?
Reden hilft
Beide Varianten funktionieren unter bestimmten Bedingungen gut. Reden klappt, wenn jeder ein wenig auf den anderen zugeht. Oder wenn sich jeder für seinen flegelhaften Ton oder ein verletzendes Wort entschuldigt. Reden klappt nicht, wenn einer oder beide Partner dem anderen zeigen möchten, dass er im Recht war. Das Ergebnis solcher Gespräche ist dann nur die Neuauflage des ursprünglichen Streits. Das ist einer der Gründe, warum Männer nach einem Streit nicht gerne reden wollen. Sie fürchten die erneute verbale Auseinandersetzung.
Sex hilft
Auch Sexualitäthilft beim Sich-Vertragen. Sexuelle Intimität entspannt die Stimmung, weil sie signalisiert: Wir sind weiterhin ein Paar – auch wenn es Streit gab. Sexualität ist zur Versöhnung – physiologisch – sogar am wirkungsvollsten. Bei der Sexualität – und vor allem beim Orgasmus – werden besonders große Mengen Oxytocinausgeschüttet. Oxytocin reduziert die im Körper angesammelten Stresshormone und sorgt für eine ausgleichende Stimmung. Beide Partner werden deshalb durch die Sexualität milde und versöhnlich gestimmt. Und beide Partner sind so eher zu einem Kompromiss bereit. Sie haben sich, ganz wie die Versuchspersonen, die Oxytocin mithilfe eines Nasensprays verabreicht bekamen, auf natürlichem Wege mit einer Extraportion Oxytocin versorgt.
Die beste Lösung: der Mittelweg
Reden oder Versöhnung im Bett – beides klappt also. Was aber tun, wenn beide etwas anderes wollen? Vielleicht hilft es ja, wenn wir uns über die Motive der Beteiligten klar werden: Er möchte nicht reden, weil er ein erneutes Konfliktgespräch befürchtet. Stattdessen zieht er körperliche Nähe vor. Sie möchte nach der ersten, zaghaften Berührung nicht gleich mit ihm ins Bett, sondern lieber noch einige mündliche Sympathiebekundungen. Der Mittelweg scheint mir – wie so oft – die beste Lösung: Eine Entschuldigung ebnet den Weg zu mehr körperlicher Nähe. Umarmungen, Berührungen und Küsse sorgen für einen hohen Spiegel an Bindungshormonen. Aus dem verunsicherten, angespannten Paar wird so ein entspanntes Paar, das seiner Liebe wieder sicher ist – so wie Ines und Markus. Die beiden haben sich abends im Bett aneinandergekuschelt und sind zufrieden eingeschlafen. Nein, sie haben nicht miteinander geschlafen. Es ist nicht ihre Art, sich so schnell nach einem Streit im Bett zu versöhnen. Morgen vielleicht.
Schön, dass es den beiden so gut gelungen ist, sich wieder zu versöhnen! Und während Ines und Markus da so liegen und friedlich schlafen, können wir der Frage nachgehen, wie schädlich ein Streit eigentlich für eine Beziehung ist. Alles spricht ja für eine gewisse Friedfertigkeit. Doch so schlüssig das auch klingt und so überzeugend die wissenschaftlichen Ergebnisse sind, die von den Experten geforderte Gefühlskontrolle ist nicht leicht zu erreichen. Und was dann? Müssen wir uns etwa, zusätzlich zu den Problemen, die ein Streit mit sich bringt, auch noch mit einem schlechten Gewissen belasten? Bei all den Argumenten für „Streit ist auch keine Lösung“
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