Streitfaelle außergerichtlich loesen
Offenbarung von Informationen zu den eigenen Interessen folgt das sogenannte Verhandlungsdilemma . Zur weiteren Veranschaulichung bietet sich das aus der sogenannten Spieltheorie bekannte Gefangenendilemma an:
Wie die beiden Gefangenen A und B haben alle Verhandlungspartner im Rahmen einer Konfliktlösung die Wahl, einen kooperativen oder einen nicht kooperativen Verhandlungsstil zu wählen. Intuitiv wird jeder einen nicht kooperativen Verhandlungsstil wählen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, also – im Gefängnisbeispiel – ganz ohne Freiheitsstrafe davonzukommen. Da jedoch auch die andere Verhandlungspartei intuitiv diesem Verhaltensmuster folgen wird, kann keiner der Verhandlungspartner das optimale Ergebnis erzielen. Das Ergebnis wird mittelmäßig – im Gefängnisbeispiel für jeden zwei Jahre Freiheitsstrafe. Nur wenn beide sich gegenseitig offenbaren und ihre Interessen offenlegen, kann das bestmögliche Ergebnis – im Gefängnisbeispiel sechs Monate Freiheitsstrafe für jeden – erreicht werden.
Die Schöpfung zusätzlicher Werte im Rahmen einer Verhandlung, die zum bestmöglichen Ergebnis führt, ist also im Ergebnis von der Kooperation beider Seiten zur Überwindung des Verhandlungsdilemmas abhängig.
Aber auch, wenn man dieses Verhandlungsdilemma erfolgreich gelöst hat, stellt sich im Lauf der Verhandlung die Frage, wie zum Beispiel der zusätzliche Wert – der durch das interessenorientierte Verhandeln geschaffen wurde – oder aber die Kosten, die während der Verhandlung entstanden sind, an die Parteien zu verteilen sind. Nach dem Harvard-Konzept sollen hier objektive Kriterien der bestimmende Faktor sein. Realistisch betrachtet gibt es allerdings keine objektiven Kriterien, die eine bestimmte Verteilung von Werten rechtfertigen könnten. Es ist vielmehr auch hier eine Verhandlung zwischen den Parteien notwendig. Es handelt sich um das sogenannte distributive Verhandeln. Das Problem im Rahmen dieser Verhandlung ist, ähnlich wie bei der Verhandlung des „Grundkonflikts“, dass jede Partei die Maximierung des eigenen Anteils bzw. Vorteils anstrebt. Auch hier hilft die Methode des interessengerechten Verhandelns, um eine bestmögliche Lösung zu finden. Zusätzlich sind in dieser Phase objektive Dritte, wie zum Beispiel Mediatoren/Streitschlichter, hilfreich, die legitime Ansätze für eine Verteilung der Werte zur Diskussion stellen können.
1. Grundlagen der Mediation
Die Mediation ist eine interessenorientierte Art der Vermittlung zwischen streitenden Parteien. Im Vordergrund steht dabei – im Gegensatz zu anderen außergerichtlichen Formen der Streitbeilegung wie der Schiedsgerichtsbarkeit und der Streitschlichtung – eine Lösung des Konflikts durch die Parteien selbst.
Der Mediator vertritt im Mediationsprozess die Interessen aller beteiligten Parteien und ist damit gleichermaßen unparteiisch. Er richtet nicht über den bestehenden Konflikt und die Handlungen oder Unterlassungen der beteiligten Personen. Er unterbreitet auch von sich aus keinen Vorschlag, was aus seiner Sicht eine gute oder annehmbare Lösung des Konflikts wäre. Die Mediation dient damit den Beteiligten des Konflikts dazu, gemeinsam möglichst interessengerechte und wertschöpfende Ergebnisse zu erarbeiten, die am Ende den vorhandenen Konflikt zur Zufriedenheit aller an der Mediation Beteiligten lösen.
Es gibt kein klassisches Berufsbild des Mediators. Entsprechend der Vielfalt der Lebensbereiche, in denen die Mediation eingesetzt werden kann, gibt es auch eine Vielfalt an Berufsgruppen, in denen sich Mediatoren finden, zum Beispiel Rechtsanwälte, Richter, Notare, Ärzte, Psychologen, Kommunikationswissenschaftler, Soziologen, Betriebswirte, Pädagogen, Architekten, Unternehmensberater, Ingenieure etc.
Unterschiedliche Konflikte in den einzelnen Bereichen und die unterschiedlichen beruflichen Hintergründe der Mediatoren führen dazu, dass es unterschiedliche Ansätze gibt, wie eine Mediation begriffen und durchgeführt wird. Dabei ergeben sich zusätzliche Unterschiede, die auf den Lebensbereich zurückzuführen sind, aus dem die Parteien stammen. Zum Beispiel werden Konflikte schon vom gesellschaftlichen Selbstverständnis aus im asiatischen Lebensraum völlig anders behandelt als in Europa oder in Nordamerika. Diese unterschiedlichen Herangehensweisen an die Konfliktlösung und im Umgang mit dem Konflikt selbst bedingen zum Teil große Differenzen in den Faktoren, die für eine erfolgreiche
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