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Streng vertraulich Kommissar Morry

Streng vertraulich Kommissar Morry

Titel: Streng vertraulich Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Weltabgeschiedenheit?“
    „Zu letzterem.“
    Dinah zuckte die Schultern. „Ich fürchte, da bin ich überfragt. Ebensogut können Sie sich danach erkundigen, warum ein Mensch temperamentvoll ist, und ein anderer traurig. Es war seine Wesensart. Als Minenbesitzer in Südafrika hat er ein hartes Leben führen müssen. Er lernte dabei die menschliche Gier noch Geld und Gold kennen.“
    Buxton unterbrach. „War er nicht selbst von dieser Gier besessen?“
    „Wie können Sie denn so etwas behaupten?“ fragte Dinah erstaunt.
    „Sie sagen selbst, daß in seinem Tresor vermutlich mehr als eine Million Dollar und eine kostbare Sammlung seltener Steine untergebracht war.“ Buxton räusperte sich. „Dann war da seine übertriebene Furcht vor Fremden, vor Dieben, sein festungsartiges Haus.“
    „War seine Furcht nicht begründet? Sein Tod hat das doch bewiesen. Nein, Papa war nicht geldgierig. Er hätte in Südafrika bleiben und sein Vermögen beliebig vergrößern können. Aber das wollte er nicht. Er hatte die Menschen ohne Maske gesehen, und er hatte genug von ihnen. Darum ging er zurück nach Amerika, zurück in den Ort, der seine Heimat war. Das ist alles.“
    „Es ist nicht alles“, behauptete Buxton. „Viele Fragen bleiben offen. Warum hat er sein Geld nicht der Bank anvertraut?“
    „Banken werden von Menschen verwaltet, und Menschen sind zu allem fähig.“
    „Lassen wir diesen Punkt beiseite. Wir suchen den Mörder, Miß McGraigh — den Mörder Ihres Vaters. Bitte überprüfen Sie Ihr Gedächtnis genau — vielleicht entdecken Sie in der Erinnerung diese oder jene Episode, die uns einen Hinweis auf den Täter geben könnte; ein Telefongespräch, das Ihr Vater führte — Briefe, die er empfing oder schrieb — Bemerkungen, die er einmal machte — irgend etwas, das uns voran bringt.“
    Dinah versuchte nachzudenken, dann sagte sie: „Im Moment hat das gar keinen Zweck. Ich bin unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie müssen das verstehen.“
    „Ja, ja, schon gut — darf ich mich jetzt in der Hütte umsehen? Sie verstehen, es ist doch meine Pflicht.“
    „Bitte, ich habe es Ihnen ja angeboten.“ Buxton machte ein etwas unglückliches und zugleich verlegenes Gesicht, als er einen Schrank öffnete. „Ich muß Sie bitten, mir bei der Durchsuchung Gesellschaft leisten zu wollen“, meinte er. „Das ist Vorschrift.“
    „Ist es nicht auch Vorschrift, daß Sie einen Durchsuchungsbefehl vorweisen?“ fragte Dinah spöttisch.
    „Eigentlich ja — aber ich war davon überzeugt, daß ich bei Ihnen darauf verzichten könnte. Ich rechnete mit Ihrer Einsicht und Ihrem Entgegenkommen.“
    „Schon gut. Ich bin ja hier. Sehen Sie sich nur um.“
    „Was ist das?“ fragte Buxton, als er zehn Minuten später eine karierte Reisetasche unter der Couch hervor holte.
    „Das sehen Sie doch — eine Reisetasche!“
    Der Sheriff prüfte abschätzend das Gewicht. „Die Tasche gehört Ihnen?“
    „Allerdings.“
    „Was ist darin?“
    „Alte Wäsche.“ Dinah nahm ihm die Tasche aus der Hand. „Ich kann von Ihnen nicht erwarten, daß Sie die unsaubere Wäsche berühren. Sehen Sie her...“ Sie öffnete den Reißverschluß und fuhr mit der Hand in die Tasche. Plötzlich erstarrte ihr Gesicht zur Maske.
    „Was ist los?“ fragte Buxton mißtrauisch und trat näher.
    „Nichts.“
    „Lassen Sie mich mal!“ sagte er und nahm ihr die Tasche weg. Er faßte hinein. Als er die Hand zurückzog, hielt er ein Bündel Banknoten zwischen den Fingern.
    „Nun?“ fragte er und blickte Dinah an.
    „Ich habe keine Ahnung, wie das Geld in die Tasche kommt!“ stammelte das Mädchen. „Ich habe es bestimmt nicht hineingelegt.“
    „Aber das ist doch Ihre Wäsche, nicht wahr?“
    „Das bestreite ich doch gar nicht! Es ist auch meine Tasche. Aber von dem Geld weiß ich nichts.“
    Der Sheriff faßte nochmals in die Tasche. Nach einigem Suchen holte er ein zweites und letztes Päckchen Banknoten hervor. „Das sind mindestens zehntausend Dollar“, stellte er fest.
    „Das sehe ich!“
    „Welche Erklärung haben Sie dafür?“
    Sheriff Buxton sprach ganz ruhig; seine Gelassenheit hatte fast schon etwas Unheimliches und Drohendes an sich.
    „Gar keine!“ erwiderte Dinah heftig. „Ich kann mir nur denken, daß man mir eine Falle zu stellen versucht.“
    „Wer denn?“ fragte Buxton rasch. „Wer sollte daran wohl ein Interesse haben?“
    „Das fragen Sie noch?“ erkundigte sich Dinah empört. „Ich denke, Sie sind

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