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Streng vertraulich Kommissar Morry

Streng vertraulich Kommissar Morry

Titel: Streng vertraulich Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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ich versuche mir nur darüber klarzuwerden, wie das Geld in die Tasche gelangt sein kann. Da ist übrigens noch etwas. Mr. Brown sagte, daß er in meiner Abwesenheit einen Fremden ganz in der Nähe der Hütte gesehen hat — und ich weiß, daß in der vergangenen Nacht jemand um die Hütte geschlichen ist.“
    „Das sind sehr massive Feststellungen. Damit kommen Sie erst jetzt heraus?“
    „Es war ja noch gar keine Zeit, sich darüber zu unterhalten! Oder meinen Sie, diese Dinge hätten in dem Moment für mich eine Rolle gespielt, als ich von dem Tod meines armen Vaters hörte?“
    „Pardon — da muß ich Ihnen recht gehen.“
    „Sie beschuldigen mich, das Geld versteckt zu haben. Wo sind denn dann die anderen Banknotenbündel? Wo ist der Rest der Million? Glauben Sie, ich hätte das Geld in Zehntausender-Portionen aufgeteilt? Und noch eins: wenn ich so rasch mit meinem Urteil bei der Hand wäre wie Sie, würde ich jetzt sagen, daß Sie es getan haben!“
    „Ich?“ Buxtons Augen schienen aus den Höhlungen treten zu wollen.
    „Jawohl, Sie!“ sagte Dinah aggressiv. „Sie waren doch in der Hütte, bevor ich hereinkam, nicht wahr? Ich habe Sie hier überrascht!“
    „Aber —“ Diesmal war es der Sheriff, der ins Stammeln geriet. „Sie kennen doch meine Motive!“
    „Ihre Motive? Ich kenne nur das, was Sie mir sagen. Wenn es Ihnen gefällt, mich zu belügen, muß ich Ihnen glauben — oder?“
    „Machen Sie sich doch nicht lächerlich!“ sagte Buxton wütend. „Sie scheinen zu vergessen, mit wem Sie es zu tun haben. Ich bin immerhin Sheriff!“
    „Und wer bin ich?“ fragte Dinah. „Bin ich ein Mädchen, dem man bedenkenlos die Ehre abschneiden kann? Ist ein Mensch ohne Sheriffstern etwa weniger glaubwürdig? Gibt es in meinem Leben irgendeinen Punkt, der Sie dazu berechtigt, mich auf Grund einiger sogenannter Indizien als Vatermörderin zu brandmarken?“
    Buxton dachte nach und schüttelte dann den Kopf. „Wahrscheinlich habe ich es mir zu leicht gemacht“, gab er zu. „Ich bin bereit, mich dafür zu entschuldigen. Es tut mir leid. Ich will mich bemühen, den Fall von nun an sachlicher zu behandeln. Sie werden jedoch verstehen, daß ich Sie bitten muß, sich zu unserer Verfügung zu halten. Das hat nichts mit einer Verhaftung zu tun. Aber wir werden Sie brauchen, um den Mordfall rasch zu klären.“
    „Das verstehe ich. Morgen kehre ich nach West Lane zurück.“
    „Gut. Ich schreibe Ihnen eine Quittung über das Geld aus und nehme die beiden Bündel mit.“
    „Ich brauche keine Quittung. Das Geld gehört mir nicht.“
    Buxton lächelte matt. „Wer sagt, daß Sie keinen Anspruch darauf haben? Wenn es aus dem Tresor Ihres Vaters stammt, ist es doch jetzt Ihr Eigentum, nicht wahr? Ist Ihnen bekannt, ob Ihr Vater eine Diebstahls- oder Einbruchsversicherung abgeschlossen hat?“
    „Ich bin dessen ziemlich sicher. Dr. Patrick wird darüber Bescheid wissen.“
    „Ist bei diesem Anwalt auch das Testament hinterlegt?“
    „Ganz sicher.“
    „Vielen Dank, Miß McGraigh. Wenn Sie erlauben, führe ich jetzt die Durchsuchung schnell zu Ende. Es wird Zeit, daß ich zurück nach West Lane fahre.“
     
    *
     
    Dinah stand auf der Veranda und lauschte mit schräg gehaltenem Kopf den vertrauten Geräuschen, die aus dem Walde drangen. Sie rauchte eine Zigarette und fragte sich beunruhigt, weshalb Brown noch immer nicht gekommen war. Hatte er sie belogen? War er es gewesen, dem sie das Geld in der Reisetasche verdankte? Aber dann mußte er der Mörder ihres Vaters sein! Alles in ihr sträubte sich dagegen, diese so schreckliche Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Die Dämmerung senkte sich langsam über die Wildnis. Um diese Zeit kamen die Moskitos.
    Dinah ging zurück in die Hütte und schloß die mit Fliegengaze bespannte Innentür. Die Außentür ließ sie offen, um Dick Browns Ankunft rechtzeitig zu hören. Sie machte kein Licht in der Hütte und setzte sich so, daß sie die Tür im Auge behalten konnte. Das Jagdgewehr stand neben ihr. Dann drückte sie die Zigarette aus und dachte darüber nach, was nun werden sollte. Es hatte keinen Zweck, das Haus in West Lane zu behalten; sie war nicht in dem kleinen Ort geboren worden und hatte keine Bindungen zu ihm.
    Sie fühlte, wie Müdigkeit sie übermannte. Ich darf nicht einschlafen, dachte sie — aber noch während sie sich dagegen sträubte, im Stuhl einzunicken, fielen ihr schon die Augen zu. Sie wußte nicht, wie lange sie geschlafen hatte, als sie

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