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Streng vertraulich Kommissar Morry

Streng vertraulich Kommissar Morry

Titel: Streng vertraulich Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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zu einem Lächeln. „Bitte, Liebling, tu mir einen Gefallen, ja? Laß mich für zehn Minuten mit ihm allein. Es ist, das schwöre ich dir, nur ein dummes Mißverständnis. Ich werde es schnellstens klären.“
    „Wie du willst, Honey“, meinte der Mann. „Ich warte unten in der Halle.“ Er wandte sich zur Tür. Ihm war anzumerken, daß er nichts dagegen hatte, zu verschwinden.
    Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, sagte das Mädchen: „Du benimmst dich unverschämt! Wie kannst du es wagen, so einfach hier einzudringen? Und von welchem Geld sprichst du überhaupt? Ich habe kein Geld von dir bekommen!“
    „Stimmt... du hast nicht auf die Bezahlung gewartet, sondern dich gleich selbst bedient.“
    „Ich bin nachts weggegangen, weil ich dich nicht wecken wollte, und weil ich Abschiedsszenen hasse...“
    „Wie rücksichtsvoll!“ höhnte Lee. „Spar' dir diesen Schmus für die anderen Gimpel auf. Ich will mein Geld... und zwar sofort! Wo ist es?“
    „Ich habe das Geld nicht!“
    Lee zog die Pistole aus der Tasche und richtete die Mündung der Waffe auf das Mädchen. „Na?“ fragte er. „Soll ich deinem Gedächtnis und deinem Entgegenkommen etwas nachhelfen?“
    „Leg' die Pistole aus der Hand... bist du verrückt geworden, was soll das heißen?“
    Lee erwiderte: „Du hast dir den Falschen ausgesucht, Schätzchen. Ich habe schon ein paar Jahre im Zuchthaus gesessen... ich bin keiner von den weichen, furchtsamen Provinzlern, die aus lauter Angst vor der betrogenen Ehefrau den Mund halten. Je schneller du das begreifst, um so besser. Also los — wo hast du die Piepen?“
    Das Mädchen schluckte. Sie starrte unentwegt in die kleine schwarze Pistolenmündung. „Leg‘ erst die Waffe beiseite“, murmelte sie. „Ich kann einfach nicht sprechen, wenn du mit dem Ding auf mein Herz zielst...“
    Lee ließ die Hand mit der Pistole sinken. „So, bring mir deine Handtasche!“ befahl er.
    Das Mädchen gehorchte. „Mach sie auf!“ forderte Lee. Dann pfiff er durch die Zähne. „Gar nicht übel, gib her...“
    Das Mädchen riß die geöffnete Tasche zurück. „Ich geb‘ dir dein Geld“, sagte sie rasch.
    Lee lachte. Er hatte gesehen, daß die Tasche weit mehr als fünftausend Dollar enthielt. „Dieser Mühe brauchst du dich nicht zu unterziehen — gib die Tasche her! Den Rest behalte ich als Schmerzensgeld ein...“
    Das Mädchen wich bis an die Wand zurück. Lee hob die Pistole. „Ich zähle bis drei!“
    Das Mädchen machte einen plötzlichen Sprung nach vorn; sie stieß ihn beiseite und hastete zur Tür. Lee schoß. Das Mädchen blieb stehen, als habe sie eine unsichtbare Faust mitten im Lauf aufgehalten. Einen Moment sah es so aus, als wolle sie sich umwanden und ins Zimmer zurück kommen, dann entfiel die Tasche ihren plötzlich kraftlos gewordenen Fingern und sie brach zusammen.
    Lees Erstarrung währte nur eine Sekunde. Hatte er tatsächlich geschossen? Ja, daran gab es keinen Zweifel — dabei war es nicht einmal mit voller Absicht geschehen. Es war nur ein impulsives Fingerzucken am Abzug gewesen. Lee schob die Pistole ins Jackett. Er bückte sich nach der Handtasche, riß die Tür auf und jagte die Treppe hinab, wie von Furien verfolgt. Er hörte noch, wie in der ersten Etage eine männliche Stimme fragend rief: „Was ist denn geschehen...  wer hat hier geschossen?“
    Mitten in der Halle im Erdgeschoß stand der Mann mit dem roten, runden Gesicht. Seine Augen waren schreckgeweitet. „Was ist — was ist passiert?“ stammelte er.
    „Rufen Sie einen Arzt...“ stieß Lee hervor und stürmte auf die dunkle Straße.
    Niemand folgte ihm. Nur ein Mädchen blieb verwundert stehen und blickte ihm hinterher. Erst, als er zwei Häuserblocks weiter in eine belebte Straße einbog, fühlte er sich sicher. Er mischte sich unter den Strom der Passanten und ließ sich von ihm stadtabwärts tragen.
     
     
    *
     
    Am nächsten Mittag gegen zwölf Uhr klingelte er an Patricias Wohnungstür.
    „Endlich bist du da!“ stieß er erleichtert hervor, als Patricia die Tür öffnete. „Ich war schon einige Male hier..
    Patricia starte ihn verblüfft an. „Bist du von Sinnen ?“ fragte sie leise und schaute über seine Schultern hinweg in das Treppenhaus. „Weißt du denn nicht, daß sie hinter dir her sind?“
    „Natürlich weiß ich das!“ erwiderte Lee nun schweratmend.
    „Du mußt sofort verschwinden.“
    „Deshalb bin ich ja hier. Du mußt mir helfen!“ „Helfen? Ich? Du bist

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