Streng vertraulich Kommissar Morry
atmete noch. Lag sie im Sterben? Seine Blicke schweiften durch das Zimmer und fielen auf den 'Kissenstapel, der die Couch bedeckte. Lee erhob sich, um eins davon zu holen und Patricia unter den Kopf zu schieben. Als er das Kissen anpackte, machte er ein verblüfftes Gesicht. Das Kissen war ungewöhnlich schwer. Er schüttelte es und hörte das Rascheln von Papier. Er blickte auf Patricia. Sie hatte die Augen weit geöffnet und wollte etwas sagen, aber es kam nur ein Murmeln zustande. Dann verlor sie das Bewußtsein. Lee riß den Kissenbezug mit den Händen auf. Banknoten quollen ihm entgegen, gebündelt und ungebündelt — ein Vermögen!
Er ließ das Kissen fallen und stürzte zurück zur Couch. Er hob die anderen Kissen auf und prüfte jedes einzelne von ihnen — drei weitere waren mit Geld gefüllt! Lees Atem kam pfeifend. Er war wie in einem Rausch. Sein Herz klopfte und hämmerte hoch oben im Halse. Er mußte es schaffen, mit dem Geld zu verschwinden, noch ehe es jemand einfallen konnte, ihn daran zu hindern!
Eine Tasche, überlegte er wie im Fieber, eine Tasche oder einen Koffer — ich muß etwas haben, um das Geld abtransportieren zu können! Er hastete ins Schlafzimmer. Dort lag auf dem Schrank eine karierte Reisetasche. Er nahm sie und eilte zurück ins Wohnzimmer. Plötzlich hatte er Patricia vergessen. Er dachte gar nicht mehr an sie, er dachte auch nicht an den Schützen oder an die Gründe, die den Täter zu dem Anschlag bewogen haben könnten. Nur das Geld zählte, das Geld und die Flucht...
Er riß die Kissen auf und stopfte dann das Geld in die Reisetasche, Bündel um Bündel. Lieber Himmel, das war ja unglaublich. Es mußte sich um Hunderttausende handeln! Ein plötzlicher Verdacht sprang ihn an und krallte sich in seinem Bewußtsein fest. Dieses Geld hatte McGraigh gehört! War Patricia seine Mörderin?
Keine Zeit, jetzt darüber nachzudenken!
Die Tasche war prall gefüllt, als Lee aus der Wohnung eilte. Er nahm sich nicht die Zeit, Patricia einen letzten Blick zuzuwerfen. Als er auf der Straße stand, atmete er auf. Aber dann befiel ihn erneute Furcht. War der Mörder Patricias in der Nähe?
Wartete der Täter nur darauf, ihm die Beute wieder ab jagen zu können? Für Lee stand fest, daß der Mann, der auf Patricia geschossen hatte, mit der Tat nur einen Zweck verfolgte: er wallte sich in den Besitz des Geldes setzen!
Lee schaute sich um. Er studierte die Gesichter der Menschen, die sich auf der Straße befanden — aber unter ihnen war keines, das er kannte. Aber den meisten von ihnen war sein Gesicht in der Zeitung begegnet! Er holte die Sonnenbrille aus der Tasche und setzte sie auf. Danach fühlte er sich etwas besser. Mit weitausgreifenden Schritten ging er die Straße hinab.
*
„Das ist die Geschichte in groben Zügen“, schloß Sheriff Buxton seinen Bericht. „Hinzuzufügen wäre noch, daß die tödlichen Schüsse aus einer 22er Morat abgegeben wurden.“ Er hob das Kinn und blickte Dick Brown, der ihm am Schreibtisch des kleinen Office gegenüber saß, in die Augen.
„Die Mordwaffe wurde nicht gefunden?“
„Nein."
„Es ist eine ziemlich ausgefallene Marke.“
„Ganz recht, eine italienische Pistole. Die Firma existiert nicht mehr. Vermutlich wurde die Pistole von einem unserer Soldaten aus Europa mitgebracht und dann hier verkauft.“
„Ja, das ist anzunehmen. Haben Sie schon mit dem Anwalt gesprochen?“
„Telefonisch. Mr. McGraigh hat kein Testament hinterlassen. Dinah ist also die einzige Erbin — andere Verwandte existieren nicht.“
„Glauben Sie noch immer, daß sich der Verdacht halten läßt, das Mädchen hätte etwas mit dem Mord zu tun?“
„Ich persönlich habe das von Anbeginn bezweifelt“, meinte Buxton, „aber natürlich war es meine Pflicht, den Anzeigen nachzugehen — sie waren übrigens anonym.“
„Sie können von dem Mörder stammen, der sich auf diese Weise bemühte, die Kampagne gegen Dinah in Fluß zu bringen. Er tat dann noch ein übriges und versteckte das Geld in der Reisetasche unter dem Bett.“
„Okay — aber wer hat versucht, das Mädchen zu erwürgen?“ fragte der Sheriff. „Etwa auch der Mörder?“
„Dafür habe ich keine Erklärung — noch nicht“, fügte Dick einschränkend hinzu.
„Wie geht es dem Mädchen?“
„Den Umständen entsprechend hält sie sich ziemlich tapfer. Ich wohne mit in ihrem Haus, wissen Sie — allein würde sie sich dort draußen fürchten.“
„Das verstehe ich“,
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