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Streng vertraulich Kommissar Morry

Streng vertraulich Kommissar Morry

Titel: Streng vertraulich Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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und ging dann hinaus. Lee steckte sich eine Zigarette in Brand und versuchte mit seiner inneren Unruhe fertig zu werden.
    Konnte er Clive trauen?
    Im Zuchthaus war er ein zuverlässiger Kamerad gewesen. War er das noch immer? Oder würde er jetzt einfach mit den tausend Dollar verschwinden und sich nicht wieder sehen lassen? Um das Geld brauche ich mir keine Gedanken zu machen, dachte Lee, davon habe ich genug — aber ich brauche ein Zimmer! Ich brauche ein Versteck, wo ich für die nächsten Tage und Wochen untertauchen kann.
    Er schaute sich um. Auf einem der Nebentische lag eine Zeitung. Er stand auf und holte sieh das Blatt. Er fand die Nachricht, von der Clive gesprochen hatte, auf der zweiten Seite.
    ,Mysteriöser Anschlag auf Nachtklubsängerin' lautete die Überschrift. Ein nicht sehr gut gelungenes Bild von Patricia prangte darunter. Der kürzte Artikel enthielt nur einen Abschnitt, der Lee interessierte.
    Miß Brittons Arbeitgeber sagte aus, daß die Sängerin sich vor dem Anschlag eine Woche lang bei ihrer Mutter auf gehalten habe. Nachforschungen haben ergeben, daß diese Behauptung nicht zutrifft. Miß Britton schwebt zur Zeit noch immer in Lebensgefahr. Sie ist nicht vernehmungsfähig.
    Ein Schatten fiel quer über den Tisch. Der Wirt brachte den Whisky. „Sie sind ein Freund von Fred?“ fragte er leutselig.
    Lee nickte. „Wir kennen uns schon längere Zeit.
    „Ich habe Sie noch niemals hier gesehen.“
    „Ich stamme nicht aus Chicago.“ Lee gab seine Antworten kühl und abweisend. Der Wirt verstand, daß sein Gast in Ruhe gelassen zu werden wünschte. Er ging zurück zur Theke.
    Lee nahm einen Schluck und schloß die Augen, als er spürte, wie sich die belebende Wärme des Alkohols in seinem Inneren ausbreitete. Alles würde noch gut werden. Er war jetzt reich — millionenschwer! Er hatte das Geld gezählt. Es war tatsächlich eine ganze Million — und es gab keinen Zweifel, daß es von McGraigh stammte. Auf einigen der gebündelten Banknoten hatte der Name McGraighs auf den Streifbändern gestanden. Lee hielt jetzt alle Trümpfe in der Hand. Endlich ging es bergauf!
    Alles, was er brauchte, war eine kurze Zeit der Ruhe, damit Gras über die Vorfälle wuchs. Dann würde er versuchen, nach Südamerika zu kommen. Mexiko vielleicht.
    Acapulco. —
    Lee nahm einen weiteren Schluck. Er lächelte vor sich hin. Er wollte sich wohl fühlen und den Gedanken genießen, ein reicher Mann zu sein, aber die innere Unruhe ließ ihn nicht los. Mit dem Reichtum waren die Sorgen gekommen, die Furcht, der Terror. Er trank das Glas leer; sein Gesicht machte plötzlich einen müden, abgespannten Eindruck. In diesem Moment öffnete sich die Tür.
    Ein Mann trat ein, den Lee nur allzu gut kannte. Der Mann kam geradewegs auf seinen Tisch zu. Es war kein anderer als Getty.
     
    *
     
    „Hallo, mein Freund“, sagte Getty, der eine Hand in der Jackettasche behielt. „Wie geht es Ihnen?“
    Lee war blaß geworden. „Danke“, sagte er er. „Ich kann nicht klagen.“
    „Gestatten Sie, daß ich Platz nehme?“
    „Bitte — wie Sie sehen, ist noch alles frei.“ Getty setzte sich. „Den Schlüssel, bitte!“ sagte er.
    „Den Schlüssel?“
    „Ja, den, der zu dem Gepäckschließfach gehört.“ Lee lächelte. „Aber Getty!“ sagte er. „Erwarten Sie wirklich, daß ich darauf eingehe?“
    „Ihnen wird nichts anderes übrigbleiben.“ „Wollen Sie mich anzeigen? Das können Sie gar nicht!“
    „Und warum nicht?“
    „Aus mehreren Gründen. Erstens kämen Sie dann nicht z,u dem Geld — und zweitens wäre ich gezwungen, der Polizei zu sagen, daß Sie es waren, der auf Patricia geschossen hat!“
    „Sie haben recht. Ich habe nicht vor, zur Polizei zu gehen. Warum auch? Es ist einfacher, wenn ich mich direkt an Sie wende. Sie dürften bemerkt haben, daß ich eine Hand in der Tasche halte. Sie umfaßt eine Pistole. Im Moment ist die Mündung der Waffe unter dem Tisch auf Sie gerichtet — “
    „Wollen Sie hier, in einem belebten Lokal, auf mich schießen? Das ist verrückt. Man würde Sie nicht einmal bis zum Ausgang kommen lassen.“ „Vor einer Pistole haben die Leute Respekt“, erklärte Getty ruhig.
    „Täuschen Sie sich nicht — die Gäste dieser Kneipe wissen selbst sehr gut, wie man mit einem Schießprügel umgeht. Ich besuche hier einen Freund. Er ist nur mal weggegangen, um für mich eine Besorgung zu machen. Die Gäste an der Theke sind die Freunde meines Freundes — sie werden es nicht zulassen,

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