Streng vertraulich Kommissar Morry
siebentausend geschnappt, nicht?“
„Nur fünftausendsechshundert“, meinte Leid. „Das Mädchen hat der Polizei etwas vorgeflunkert. Du glaubst mir doch?“
„Klar — weshalb sollte ich einem alten Kumpel mißtrauen? Natürlich kann ich dir eine Bleibe besorgen — aber das ist nicht billig, mein Freund.“ „Wieviel wird es kosten?“
„Fünfhundert für die Vermittlung und dann jeden Monat dreihundert — ich verdiene daran nicht einen Cent!“
„Okay — wenn du mir einen sicheren Unterschlupf verschaffst, zahle ich dir eine Vermittlungsgebühr von tausend Dollar!“
Clive pfiff durch die Zähne. „Du bist mächtig spendabel geworden, mein Junge. Aber ich will dich nicht verletzen — ich nehme an!“
„Wann kann ich das Zimmer bekommen? Ich brauche es sofort —“
„Keine Angst, wenn es heute nicht mehr klappen sollte, schläfst du bei mir.“
„Bin ich da auch sicher?“
„Mein Wort darauf. Hast du sonst noch etwas zu berichten?“
„Ich? Nee. Es war Pech — das mit dem Schuß. Ich erzähle es dir später einmal ausführlich. Das Mädchen hatte mir das Geld vorher geklaut — davon steht natürlich nichts in den Zeitungen. Ich hab‘ den Inspektor angerufen und ihm gesagt, wie das alles passiert ist. Er hatte nur eine Frage — er wollte wissen, wie ich zu dem Geld gekommen sei.“
Clive lachte kurz. „Hattest du etwa erwartet, daß er dir die Geschichte abkauft?“
„Aber sie ist wahr!“
„Und wenn sie tausendmal wahr wäre — uns glaubt man nicht, mein Freund — damit müssen wir uns abfinden. Wo hast du das Geld? Trägst du es bei dir?“
„Nein“, sagte Lee.
„Du willst nicht darüber, sprechen?“
„Das ist jetzt doch gar nicht wichtig, Fred!“
„Es verletzt mich, daß du mir nicht traust.“
„Herrjeh — ich hab‘ es in einer Tasche in der Gepäckaufbewahrung des Bahnhofs deponiert.“
„Das war leichtsinnig“, meinte Clive.
„Warum?“
„Der Bahnhof ist ein heißes Gebiet. An den Schließfächern der Gepäckaufbewahrung streichen immer ein paar Kriminalbeamte herum. Sie wissen, daß sie dort manchen guten Fang machen können.“
„Es ist ja gut gegangen — “
„Dir ist niemand gefolgt?“
„Nein.“
„Du bist mit einem Taxi gekommen?“
„Ja.“
„Wie geht es Patricia?“
Lee blinzelte. „Von welcher Patricia sprichst du?“
„Na, von deiner Freundin — du hast mir im Knast von ihr so viel vorgeschwärmt, daß man hätte meinen können, du würdest sie heiraten. Dabei hat sie dich ganz schön im Stich gelassen.“
„Das ist vorbei“, murmelte Lee.
„Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?“
„Vor ein paar Tagen.“
„Gestern nicht?“
„Was ist los? Warum fragst du?“
„Auf sie ist geschossen worden — es steht in der heutigen Mittagsausgabe.“
Lee verkniff die Lippen zu einem schmalen, farblosen Strich. Er blickte sich in dem Lokal um. Es waren nur wenige Gäste anwesend, ausschließlich Männer. Die meisten davon standen an der Theke.
„Ich war dabei, als es passierte“, sagte Lee leise.
„Wer hat es getan?“
„Ich weiß es nicht. Der Schuß kam von gegenüber — aus einem verlassenen Lagerhaus.“
„Ja, das stand auch in der Zeitung. Du warst es wirklich nicht?“
„Fred, ich schwöre dir.“
„Schon gut, reg' dich nicht auf. Was wolltest du von ihr?“
„Sie sollte mich verstecken. Aber sie lehnte es glatt ab, mich aufzunehmen. Sie wurde richtig ungemütlich. Und da passierte es auf einmal.“
„Hast du einen Verdacht, wer es getan haben könnte?“
„Ja“, sagte Lee leise, „den hab ich.“
„Wer ist es?
„Sei mir nicht böse, Fred — aber darüber möchte ich noch nicht sprechen.“
„Okay.“ Clive erhob sich. „Ich geh' jetzt los und bemühe mich, ein Zimmer für dich aufzutreiben. Kannst du mir ein Handgeld mitgeben?“
Lee faßte in die Jackettasche und brachte ein Banknotenbündel hervor. „Das sind tausend Dollar.“
Clive ließ das Geld rasch in seiner Hosentasche verschwinden. „Warte hier auf mich.“
„Wann wirst du voraussichtlich zurück sein?“
„Es kann zwei Stunden dauern.“
„Bin ich hier sicher?“ fragte Lee mit gerunzelten Augenbrauen. „Oder macht die Polizei hier gelegentlich eine Razzia?
„Zweimal im Jahr“, sagte Clive, „Die letzte war vor einer Woche. Du hast also im Moment nichts zu befürchten. — Was willst du trinken, Dirk? Ich sag' dem Wirt Bescheid.“
„Einen Whisky.“
Clive nickte. Er sagte an der Theke ein paar Worte
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