Streng vertraulich Kommissar Morry
schlecht und raffiniert wäre, müßte ich deine Bemühungen boykottieren und deinen möglichen Erfolg vereiteln. Aus einem sehr egoistischen Grunde: dann wären die Chancen, daß du dieses Mädchen heiratest geringer, und du bliebest dem Polizeidienst erhalten.“
„Na, vielen Dank!“
„Du hast die Akten studiert?“
„Flüchtig.“
„Fest steht, daß Patricia Britton von einem Besucher beraubt wurde. Einige der Sofakissen waren aufgeschlitzt und lagen leer auf dem Fußboden — ganz offensichtlich haben sie als Versteck für irgend etwas gedient.
„Rauschgift?“
„Nein — davon waren keine Spuren zu finden. Außerdem ist Rauschgift in dieser Menge kaum anzutreffen. Es wäre ein Vermögen wert.“
„Glaubst du, daß der Mörder mit dem Besucher Miß Brittens identisch ist?“
„Von der Hand zu weisen ist dieser Gedanke nicht. Allerdings haben wir da einige Bedenken. Du weißt, daß kurz nach dem Attentat ein Doktor zu Patricia Britton gerufen wurde. Der Arzt hat sich die genaue Zeit des Anrufes notiert. Später konnten wir feststellen, daß der Schuß etwa eine Minute vor dem Anruf abgegeben worden sein muß. Es ist völlig ausgeschlossen, daß der Mörder in dieser Zeit seinen Standplatz im Lagerhaus verlassen, die Straße überqueren und Patricia Brittons Wohnung aufsuchen konnte. Nein persönlich glaube, daß der Schuß fiel, als Miß Britton den Besucher in ihrer Wohnung hatte.“
„Da sind wir ja“, meinte Dick, der durch die Windschutzscheibe blickte. „Das Krankenhaus!“
„Ich habe das Gefühl, daß das Mädchen den Mund halten wird“, murmelte Drummond.
Während sie durch das Portal fuhren, fragte Dick: „Noch keine Spur von Lee?“
„Nein.“
„Vermutlich hat er New York inzwischen verlassen.“
„Sehr wahrscheinlich.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, daß er McGraigh ermordet hat. Es paßt einfach nicht in das Bild, das ich mir von ihm gemacht habe.“
„Sei vorsichtig mit diesen fabrizierten Meinungen und vergiß nicht, daß er das Mädchen im Hotel über den Haufen geschossen hat.“
„Ja — das ist das merkwürdige daran.“
„Er war schon immer ein Gauner, kein sehr großer, aber ein Mann, der außerhalb des Gesetzes lebte. Du weißt, wie das mit diesen Leuten geht. Sie rutschen immer tiefer.“ Drummond hielt und stieg mit Dick Brown aus. Nachdem er in der Anmeldung sich ausgewiesen und ihre Wünsche geäußert hatten, wurden sie von einer Schwester in die erste Etage geführt. Dort lag Patricia Britton in einem Einzelzimmer, das von einem Polizisten in Zivil bewacht wurde. „Der Doktor hat mir auf getragen, Ihnen nochmals einzuschärfen, daß Sie die Patientin höchstens fünf Minuten sprechen dürfen.“
„Geht in Ordnung, Schwester.“
Dann standen Drummond und Dick Brown am Bett von Patricia Britton.
Das Mädchen sah sehr blaß und erschöpft aus. Um ihre Augen hatten sich bläulich schimmernde Ringe gebildet. „Wie fühlen Sie sich?“ fragte Drummond. „Können Sie sprechen?“
Patricia nickte.
„Ich bin Inspektor Drummond — das ist einer meiner Mitarbeiter, Leutnant Brown. Dürfen wir an Ihrem Bett Platz nehmen?“
„Bitte.“
„Wer hat auf Sie geschossen, Miß Britton?“
„Ich weiß es nicht.“ Patricia sprach sehr leise, aber sie war trotzdem gut zu verstehen. Ihre Arme lagen auf der Bettdecke. Die Finger bewegten sich unablässig und zupften nervös an dem weißen Damast herum.
„Wer hat Sie besucht, Miß Britton — wer war bei Ihnen, als der Schuß fiel?“
Patricia zögerte, dann sagte sie: „Das war ein alter Freund von mir.“
„Dirk Lee?“ fragte der Inspektor.
„Ja.“
„Was wollte er von Ihnen?“
„Er bat mich darum ihn zu verstecken. Ich lehnte ab. Darüber kam es zu einem Streit.“
„Was war in den Kissen?“
Patricias Finger bewegten sich rascher. „In welchen Kissen?“
„Wir fanden die leeren Hüllen auf dem Boden — aufgerissen“, erklärte der Inspektor.
„Das verstehe ich nicht“, meinte Patricia. „Ich habe dafür keine Erklärung!“
„Haben Sie wenigstens einen Verdacht, wer auf Sie geschossen haben könnte?“
Wieder das Zögern. „Nein“, murmelte sie dann.
„Sie müssen mit ums ganz offen sprechen — nur dann besteht die Chance, den Täter zu fassen. Vergesen Sie nicht, daß er erneut zuschlagen kann.“
„Ich weiß nichts!“ Patricias Gesicht wirkte verschlossener denn je. Drummond warf Dick einen kurzen Blick zu und wandte sich dann wieder an das Mädchen.
„Was
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