Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Strengstens verboten

Strengstens verboten

Titel: Strengstens verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Carman
Vom Netzwerk:
alten Spülbecken und Schmortöpfe und Kommoden kamen in Bewegung; sie rutschten nicht auf sie zu, sondern weg von ihnen.
    Die Schrottmauer wurde lebendig.

    Â»Böse fliegende Dinger!«, schrie Remi. »Böse, böse, böse!«
    Sie waren mit allem, was sie hatten, zum Ausgang gerannt, während Toaster und Dreiräder und alles andere zum Leben erwachte und über ihnen herumzufliegen begann. Wie Heerscharen von schlafenden vorgeschichtlichen Flugtieren erwachten die Wände und die Decke und flogen mit schrecklich quietschenden Flügeln über eine Blumenwiese. Hinter ihnen fiel das gesamte Labyrinth mit lautem Getöse zusammen, so dass Leo schon befürchtete, dass das ganze Hotel mit ihnen einstürzen könnte. Hinter ihnen lag ein Schrottplatz, vor ihnen ein unberührtes Blumenmeer, über ihnen befand sich ein unvorstellbarer Himmel, voll mit fliegendem Gerümpel.
    Â»Sind das aufziehbare Dinger oder Hologramme?«, fragte Remi, der wider alle Hoffnung das Letztere hoffte.
    Â»Ich war noch nie hier drin. Ich habe keine Ahnung!«, antwortete Leo. Doch da krachte ein fliegender Bilderrahmen in den Schrotthaufen und Glassplitter stoben in alle Richtungen.
    Â»Ich denke, das ist die Antwort«, sagte Remi. »Das Zeug ist echt! Wir sind erledigt!«
    Sie standen am Rand des Schrottplatzes und verrückte Flugwesen bewachten das Blumenfeld. Merle hatte sich dazugesellt und die Schlüsselkarte war total leer, sie bekamen also keinerlei Hilfe mehr von der fliegenden Ziege.
    Â»Was nun?«, fragte Remi. Die Schlüsselkarte fing an, in seiner Hand zu vibrieren, und das schwarze Display war auf einmal nicht mehr ganz schwarz. Es sah aus, als ob jemand in der Karte steckte und mit dem Finger auf das Display schrieb, als sei die Karte mit schwarzem Ruß gefüllt, der fortgewischt werden konnte von einer anderen Welt, die in der Karte versteckt war.
    Â»Ã„hm, Leo, komm und guck dir das mal an.«
    Leo duckte sich, als ein riesiges Insekt, das eine Popcorn-Maschine als Kopf hatte, wie ein Kamikazeflieger auf ihn zukam und mit aufstiebenden Funken in den Schrott stürzte. Er beugte sich dicht über das Display und sah zu, wie die Botschaft sich herauskristallisierte:
    Nimm immer eine Ente mit. Ducken!
    Beide Jungen blickten auf und sahen, wie ein Schwarm fliegender Metallinsekten, die alle aus Scheren zusammengebastelt waren, auf sie zustürzte. Gerade noch rechtzeitig warfen sie sich auf den Boden, und die Insekten zerbarsten an einem Haufen Gerümpel, so dass es Scheren regnete, während Leo und Remi sich aus dem Weg wälzten.
    Â»Wir werden ja zu Schaschlik aufgespießt! Ich weiß nicht, wie du darüber denkst, aber ich will nicht der Hauptgang beim nächsten Hotelgrillabend werden.«
    Â»Ganz deiner Meinung«, sagte Leo. Dann stieß er drei scharfe Pfiffe aus, genauso wie sein Vater in der Hotellobby gepfiffen hatte, als Betty und ihre Kumpel durchgedreht waren. Sie hallten durch den Raum, und in der Ferne, am anderen Ende der Blumenwiese, tauchte ein kleiner Entenkopf auf.
    Betty quakte.
    Dann rannte sie und hob ab, schnatterte wie wild und flatterte im Raum umher. Der fliegende Schrott formierte sich zu einer Linie hinter ihr, als würde er aufgerufen, Betty als Anführerin zu folgen. Sie flog immer wieder im Kreis herum, bis ihr der ganze Müll wie ein langer, peitschender Schweif hinterherflog.
    Â»Los, Betty, los!«, rief Remi. Und sie flog dahin über den Schrottplatz, immer höher, dann schoss sie nach unten. In letzter Sekunde schwenkte sie herum und alle fliegenden Schrottteile krachten nacheinander auf den Müllberg.
    Dann war alles still bis auf das Schlagen von Bettys Flügeln. Sie flog wieder über ihnen, zurück zum anderen Ende des Raumes, woher sie gekommen war. Kurz darauf landete sie in den hohen Blumen und Leo konnte sie nicht mehr sehen.
    Â»Ich habe das Gefühl, dass sie weiß, wohin wir kommen sollen«, sagte er.
    Remi schüttelte nur den Kopf. »›Nimm immer eine Ente mit.‹ Ein gutes Motto.«
    Der Raum wirkte totenstill. Sie bahnten sich einen Weg durch ein Feld von Orchideen.
    Â»Die sind schwierig zu züchten«, sagte Leo und erinnerte sich an etwas, das er fast vergessen hatte.
    Â»Woher weißt du das?«
    Â»Es sind Orchideen. Sie brauchen besondere Pflege.« Die Erinnerung kam auf einmal zurück, während Leo die seltsam geformten Blumen berührte.

Weitere Kostenlose Bücher