Strengstens verboten
sie genossen jeden bittersüÃen Augenblick in dem behaglichen Keller, der ganz schön lange ihr Zuhause gewesen war.
»Mom hätte an so einem Abend wie heute gerne eine Blume gehabt«, sagte Leo und ging das Risiko ein, aus einem schlimmen Abend auch noch einen traurigen zu machen. Aber bei allem, was schiefgelaufen war, hatte er das Gefühl, dass sich etwas verändert hatte. »Denkst du an sie?«, fragte Leo, als sie sich beide auf ihre Pritschen legten, zwischen sich die stumme, kalte Waschmaschine.
Mr Fillmore stand wieder auf, sah sich im Zimmer um, dann packte er den Rand seiner Pritsche und zog das alte Gestell von der Wand weg. Danach packte er das von Leo und zog auch sein Bett von der Wand weg. Er legte sich wieder hin und rollte sich auf die Seite, so dass er das Gesicht seines Jungen sehen konnte.
»Das hätte ich schon vor Jahren machen sollen«, sagte er.
»Na ja, eigentlich überdeckt die Waschmaschine dein Schnarchen, vor allem wenn sie läuft.«
»Leo, hör mir jetzt mal zu. Alles wird wieder gut und das alles ist nicht deine Schuld.«
Leo hielt die Tränen zurück, denn er war ziemlich sicher, dass es doch seine Schuld war.
»Und ja, ich denke die ganze Zeit an Mom. Ich hoffe, du auch.«
»Ja, Dad.«
Es folgte ein langes Schweigen, und Leo glaubte, eine Träne aus dem Auge seines Vaters rinnen zu sehen, aber es war dunkel und er war sich nicht sicher.
»Ich glaube, sie hätte es hier gemocht«, sagte sein Vater. »Aber was wichtiger ist: Ich glaube, sie hätte sich gewünscht, dass wir weiterleben. Was meinst du?«
»Das glaube ich auch, Dad.«
Mr Fillmore nahm den Ring an der Kette zwischen die Finger und rieb ihn wie einen Glücksbringer. Es war ihm schwergefallen, sich zu verzeihen, dass er ihn bei dem Umzug ins Whippet verloren hatte.
»Es war schlimm für mich, den Ring deiner Mutter zu verlieren. Das weiÃt du auch, nicht?«
»Natürlich weià ich das«, sagte Leo. »Das ist eben passiert, auÃerdem ist er ja jetzt wieder da.«
Clarence Fillmore lächelte. »Irgendwas ist jetzt anders. Sie fehlt mir noch immer, aber ich bin nicht mehr so traurig.«
Leo beugte sich aus dem Bett und zog die weiÃe Kiste aus ihrem Versteck. Er zog den Deckel auf und weiÃes Licht füllte den Raum. Die Geisterorchidee erblühte zum Leben.
»Die habe ich für dich gefunden«, sagte Leo. »Ich hatte schon befürchtet, dass sie von Mrs Sparksâ Geschrei womöglich eingegangen ist, aber anscheinend doch nicht.«
Jetzt konnten die beiden nicht mehr anders; da ja Hausmeister bekanntermaÃen rührselige Menschen sind, lieÃen sie beide ein paar Tränen kullern.
»Neuanfang morgen?«, fragte Mr Fillmore, und in seiner Stimme schwang alles mit, was der Augenblick erforderte: Traurigkeit über das, was verloren war, Besorgnis in Bezug auf die Zukunft, aber vor allem etwas Neues â die Bereitschaft, wieder mit dem Leben zu beginnen.
»Neuanfang morgen«, sagte Leo und lieà sich wieder auf sein Bett sinken.
Sie beobachteten die Orchidee eine Weile, dann glitt Leo in den Schlaf und Mr Fillmore schloss die weiÃe Kiste und trug sie leise aus dem Keller.
Er kannte einen gewissen Gärtner, der eine Geisterorchidee jetzt dringender benötigte als er selbst.
Das dreizehnte Stockwerk
Der Weckruf auf Leos Armbanduhr ging um halb sechs los, was aber nicht von Bedeutung war. Er war beim ersten Lichtschimmer des Tages erwacht und hatte eine Nachricht an seinem Bettpfosten vorgefunden.
Ich dachte, Mr Phipps würde es guttun, einen Blick auf die Geisterorchidee zu werfen. Hoffe, du hast nichts dagegen. Dad
Die Kiste war fort, und kurz befürchtete Leo, dass er sie für etwas benötigen würde. Aber abgesehen davon hatte er nicht vor, die Blume zurückzufordern. Mr Phipps würde wissen, wie sie gepflegt werden musste, und Leos Vater hatte Recht: Sie war das perfekte Geschenk für den vertriebenen Gärtner, dessen Reich man verunstaltet hatte.
Leo stellte den Weckruf ab und begab sich zum Entenaufzug. Er wusste, dass er erst um sechs Uhr dort sein musste, wie die Botschaft besagte, aber es gab keinen Grund zu warten. Er könnte womöglich von der einen oder anderen Aufgabe abgelenkt werden, oder Mrs Sparks konnte versuchen, sie aus dem Gebäude zu jagen, sobald sie sie sah. Das Beste war, sich im Entenaufzug zu verstecken und
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