Strengstens verboten
Remi und zog Leo zur Seite, wo sie ein letztes Mal reden konnten, ohne dass jemand zuhörte. »Es war der schönste Tag meines Lebens und das sage ich nicht einfach so. Wenn du Blop findest, grüà ihn von mir.«
Die beiden Jungen hätten auf verschiedenen Planeten leben können. Staten Island und Manhattan waren Welten voneinander getrennt.
»Ich weià nicht, was ich sagen soll«, sagte Leo. »Ich hab das Gefühl, dass wir so nah dran waren an ⦠etwas . Wir wissen nur nicht, was es ist.«
»Du hast morgen früh eine Verabredung mit dem Schicksal, denk dran. Wer weiÃ, vielleicht hast du ja doch noch Glück.«
Das hatte Leo in dem ganzen Durcheinander total vergessen: Morgen früh um sechs, Entenaufzug. Das war nicht viel, aber besser als nichts.
Remi ging zu seiner Mutter zurück und Mrs Sparks scheuchte sie durch die Lobby und zur Eingangstür hinaus. Hinter der Tür blieben sie stehen und starrten durch die Scheibe zurück. Die Tür wurde verschlossen, und die beiden machten sich auf, um zur Metro zu gehen.
»Ich weiÃ, dass du die Halskette nicht genommen hast, Mom«, sagte Remi.
»Ich weiÃ, dass du das nicht glaubst«, sagte Pilar und legte den Arm um ihn.
Schweigend gingen sie weiter und träumten beide vor sich hin, was alles hätte werden können.
Mrs Sparks war im Nu zurück im Puzzle-Zimmer und gab dem Hausmeister und seinem Sohn letzte Anweisungen.
»Packen Sie morgen früh Ihre Sachen«, befahl sie. »Am Nachmittag stelle ich ein neues Team ein. GenieÃen Sie die letzte Nacht im Whippet.«
Sie klopfte auf ihre Tasche und ging auf die Treppe zu. »Ich kann jetzt jemandem eine frohe Botschaft überbringen, meinen Sie nicht auch?«
Und damit verschwand sie. Leo sah sich im Zimmer um und bemerkte plötzlich etwas Schreckliches. Nicht nur Mrs Sparks war fort.
Alle waren fort.
Leo und sein Vater gingen zum Untergeschoss, vielleicht zum letzten Mal.
»Wir sind wohl tatsächlich am Ende angelangt«, sagte Clarence Fillmore. »Ich hatte gehofft, dass wir ihn wiedersehen würden, aber ich glaube, es ist wirklich wahr.«
»Was ist wahr?«
Leos groÃer, ungelenker Vater holte tief Luft und stieà die Tür zum Keller auf. »Merganzer D. Whippet kommt nicht zurück.«
Bernard Frescobaldi saà wartend in seiner schwarzen Limousine, als Pilar und Remi das kleine FuÃgängertörchen aufschlossen und auf den breiten, leeren Bürgersteig traten. Er bemerkte, wie unglücklich sie aussahen, machte aber keine Anstalten, ihnen zu helfen, während sie sich auf den langen Weg nach Staten Island machten.
Milton, der vorne im Wagen saÃ, lächelte vielsagend.
»Das läuft ja besser, als ich gehofft hatte«, sagte Bernard und zog die Hutkrempe sicherheitshalber tiefer über die Augen. Hinter den getönten Scheiben hätten Pilar und Remi ihn sowieso nicht gesehen, aber Bernard war ein auÃergewöhnlich geheimnistuerischer Mann. Er ging kein Risiko ein, vor allem, wo die Belohnung, für die er so hart gearbeitet hatte, in Reichweite war.
Zwanzig Minuten später blickte Bernard, immer noch im Wagen, auf seine sehr teure Armbanduhr.
»Was dauert denn da so lange?«, fragte er. »Ich war sicher, dass sich das Tor inzwischen öffnen würde.«
Es verstrichen fünf weitere Minuten, in denen Milton seinen reichen Boss beruhigte, dann ging das Tor zur Einfahrt auf. Jemand hatte es von innen geöffnet und lieà die schwarze Limousine herein.
»Es wird Zeit, sich auf das Treffen vorzubereiten«, sagte Bernard Frescobaldi. »Morgen wird das Whippet Hotel endlich den neuen Besitzer bekommen, den es verdient.«
Die Schaltzentrale im Keller hatte einen riesigen Hauptanschluss, dessen Stecker gröÃer war als ein Basketball und an dem ein zehn Zentimeter breites Kabel hing. Leo musste seinem Vater helfen, ihn aus der Wand zu ziehen, doch als sie es geschafft hatten, hörte Daisy auf, Tickerstreifen zu drucken. Zum ersten Mal an diesem Tag war der Haifisch still. Alle Lämpchen an dem Brett waren ausgegangen und ganz kurz stellte sich Leo das Whippet Hotel so vor, wie es einmal gewesen war: voller Gelächter und guter Laune, Geheimnisse und Intrigen und ganz ohne einen Gedanken an die Welt da drauÃen.
Fillmore senior und junior zogen ihre Schlafanzüge an und putzten sich die Zähne. Ihre Bewegungen waren langsam, denn
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