Striptease: Roman (German Edition)
vierhundert pro Abend an Trinkgeldern verdienen sie damit, und das wundert mich gar nicht.«
Shad gab jeder Tänzerin eine Kassette.
Urbana Sprawl sagte: »Mr. Orly, ich habe keinen Videorecorder.«
»Ich habe einen, den du mieten kannst.«
Erin sagte: »Für vierhundert pro Abend, was? Vielleicht lohnt sich ein Trip nach Dallas. Es könnte doch sein, daß sie dort noch Personal suchen.«
Auch diesmal ging Orly nicht auf sie ein. »Ein weiterer Punkt noch«, sagte er, »dann könnt ihr nach Hause. Es geht um das, was gestern passiert ist. Die Schlägerei auf der Bühne.«
Monique Jr. widersprach, es sei wohl kaum eine Prügelei gewesen, sondern irgendein Gast habe nur ein wenig mit der Flasche zugeschlagen.
»Wie ihr wollt«, sagte Orly. »Ich habe überhaupt nichts gesehen, klar? Wenn irgend jemand Fragen zu dem Vorfall stellt, dann sagt ihr sofort Shad Bescheid.«
Erin war überrascht über diese Anweisung. Im Eager Beaver gab es immer wieder mal Streit, aber Mr. Orly interessierte sich nur selten dafür. »Was ist los?« wollte sie wissen. »Macht die Polizei Schwierigkeiten?«
»Der Grund ist ganz einfach der, daß ihr nicht dafür bezahlt werdet, Fragen zu beantworten. Ihr bekommt euer Geld dafür, daß ihr eure Klamotten auszieht.« Er leerte sein Dr. Pepper, rülpste und warf Shad die Dose zu, der sie lässig auffing. Orly nickte zufrieden. »Das wär’s wohl. Ist damit alles geklärt?«
Die Stripperinnen murmelten gleichgültig.
»Gut«, sagte Orly. Er wollte niesen, unterdrückte den Drang jedoch. Die Tänzerin namens Sabrina meldete sich schüchtern, Orly riet ihr, sich kurz zu fassen.
Sie sagte: »Der Typ, der an Tisch vier eingeschlafen ist, Mr. Orly. Das war nicht meine Schuld, Mr. Orly. Er hatte Tabletten geschluckt.«
»Schätzchen, das interessiert mich nicht, und wenn er an einem Scheißbeatmungsgerät hinge! Ich erwarte, daß die Kerle in meinem Club die Augen offen haben. Verstanden?«
Die Tänzerinnen erhoben sich und drängten sich, umgeben von einer erstickenden Parfümwolke, nach draußen. Orly bat Erin, noch einen Moment dazubleiben. Als sie allein waren, sagte er: »Dieser Bursche hat dich an dem Abend doch nicht verletzt, oder?«
»Welcher Bursche – derjenige, der mich angefaßt hat, oder der mit der Sektflasche?«
»Beide«, sagte Orly. »Ich meine, wenn du verletzt wurdest, dann sag Bescheid. Platzwunden, Blutergüsse, egal was, wir schaffen dich zu einem Arzt. Auf Kosten des Hauses.«
Auf Kosten des Hauses? Erin war verblüfft. Sie erklärte Orly, ihr ginge es gut.
»Prima«, sagte er, »aber verlaß dich darauf, so etwas passiert nicht noch mal. Ich habe schon mit Shad gesprochen.«
»Es war nicht seine Schuld...«
Er schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. »Der Job eines Rausschmeißers besteht darin, Leute rauszuschmeißen. Ich zahle dem Arschloch dafür gutes Geld.«
Erin erhob sich, um zu gehen.
Orly sagte: »Eine Sache noch. Bei dem Gespräch gerade habe ich nicht dich gemeint. Wenn es ums Tanzen und so weiter geht, bist du die letzte, die sich irgendein Scheißvideo ansehen muß. Du bist eine der besten, die wir je hatten.«
»Danke, Mr. Orly.«
»Mit der Musik kann ich nicht viel anfangen. Die ist verdammt ruhig, aber verdammt noch mal, du machst wenigstens was daraus. Die Typen können die Blicke nicht von dir abwenden.«
»Vielen Dank«, sagte sie wieder.
»Nur weiter so«, sagte Orly. »Wenn du irgendwas brauchst, ich meine egal was, dann melde dich.«
Erin verließ das Büro in dem sicheren Bewußtsein, daß erheblicher Verdruß auf sie zukam.
Als sie zu ihrem Wagen kam, wartete dort der Mann, den sie Mr. Peepers nannte.
3. KAPITEL
Als Paul Guber das Bewußtsein wiedererlangte, war das erste, was er am Fußende seines Bettes sah, ein Anwalt. Er wußte es sofort, ohne daß man es ihm mitteilte. Der Fremde in seinem dreiteiligen Anzug konnte keinem anderen Gewerbe nachgehen.
»Mein Name ist Mordecai«, stellte der Anwalt sich vor. An einen mächtigen Bauch preßte er eine dünne burgunderfarbene Aktenmappe aus Leder. »Ich bin gekommen, um Ihnen in jeder erdenklichen Weise behilflich zu sein.«
In Paul Gubers Hirnschale schwappte Morphium. Er versuchte zu antworten, aber es fühlte sich an, als spucke er Asche aus. Sein Sichtfeld war sehr eng und flimmerte an den Rändern wie ein billiger Fernseher. Eine Frau kam ins Bild. Ihre Lippen bewegten sich.
»Liebling, wie fühlst du dich?«
Es war Joyce, seine Verlobte. Paul Guber sah,
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