Striptease: Roman (German Edition)
lang tue. Sie sagte, an einem solchen Ort lerne man keine Klassemänner kennen.
»Aber die Bezahlung ist okay«, sagte Erin, »und ich glaube, ich bin darin ganz gut.«
»Aber nicht mit deinen Titten«, sagte ihre Mutter.
Der bescheidene Umfang von Erins Busen war lange Zeit ein beherrschendes Thema gewesen. Erins Mutter (die sich bereits das dritte Paar Implantate hatte einsetzen lassen) war überzeugt, daß eine chirurgische Vergrößerung Erins Chancen steigern würde, einen anständigen Mann auf sich aufmerksam zu machen. Sie hielt ihr Darrell Grant als Beispiel für den nichtswürdigen Abschaum vor, bei dem kleinbusige Frauen gewöhnlich landeten. Sie beharrte darauf, daß es eine mathematische Beziehung zwischen der Brustgröße und den finanziellen Möglichkeiten des jeweiligen Freiers gab.
Erin sagte, sie sei zufrieden mit der von Gott gegebenen Größe ihrer Brüste und vertraue darauf, daß die Gäste sie sexy finden würden.
»Ha!« erwiderte Erins Mutter. »Du wirst dich umsehen, junge Dame. Du wirst erleben, wer die dicksten Trinkgelder bekommt – die Girls mit den dicken Titten, niemand sonst!«
Erins Mutter irrte sich. Ihre Tochter war eine gute Tänzerin.
Erin erschrak ein wenig, als sie Jerry Killian auf dem Parkplatz des Eager Beaver antraf. Er überreichte ihr einen Strauß gelber Rosen und ein Schächtelchen, in dem sich ein kleines Brillantgehänge befand. Dann gestand er ihr, daß er sie mehr liebte als sein Leben.
»Kommen Sie auf den Teppich«, erwiderte Erin.
»Ich bin verloren!«
»Offensichtlich.«
»In der Liebe!«
Erin sagte: »Sie kennen mich gar nicht. Wenn Sie überhaupt in irgend etwas verliebt sind, dann in mein Tanzen. Und wahrscheinlich in die Tatsache, daß ich zu diesem Zeitpunkt nackt bin.«
Killians Gesicht verzerrte sich schmerzhaft. »Ich würde Sie genauso lieben«, sagte er, »wenn Sie bei einer Bank angestellt wären.«
»In voller Kleidung?«
»Auch in einem Kartoffelsack«, beteuerte er.
Erin nahm die Rosen an, gab aber das Brillanthalsband zurück. Sie schloß den Wagen auf, legte den Blumenstrauß auf den Vordersitz und tastete auf dem Wagenboden nach der.32er, nur für alle Fälle.
»Erin, ich weiß alles über Sie. Haben Sie meine Nachricht erhalten?«
»Jeder kann ins Gericht gehen, Mr. Killian, und im Archiv alles nachlesen.«
Plötzlich ließ Killian sich auf dem Asphalt auf ein Knie sinken. »Ich bin ein ehrlicher Mann.«
»Lassen Sie das«, sagte Erin müde.
»Ich liebe Sie. Ich kann auf den Sorgerechtsfall Einfluß nehmen.« Seine Stimme war beschwörend. »Ich kann Ihnen Ihr Kind zurückholen.«
Bleib ganz ruhig, dachte Erin. Sie wollte ihn fragen, wie er es bewerkstelligen würde. »Mr. Killian, stehen Sie auf. Sie ruinieren Ihre gute Hose.«
Killian blieb in seiner knienden Haltung und faltete die Hände vor der Brust, als bete er. »Der Richter sehnt sich nach einem höheren Amt. Er hat ein Auge auf das Bundesgericht geworfen.«
»Und ich nehme an, Sie haben gewisse Beziehungen.«
Killian strahlte. »Ein Telefonanruf, und er sieht Ihren Fall in einem völlig anderen Licht.«
»Ich erzähle Ihnen mal ein wenig von diesem Richter«, sagte Erin. »Er kommt in den Club, setzt sich ganz hinten hin und spielt mit sich selbst, während ich tanze.«
Killians Augen leuchteten. »Das ist eine gute Information. Die können wir benutzen.«
»Vergessen Sie’s...«
»Bitte«, unterbrach er sie, »unterschätzen Sie mich nicht.«
Was wäre, überlegte Erin, wenn er wirklich etwas bewirken könnte? Wenn er tatsächlich irgendwelchen Einfluß hätte?
»Erzählen Sie mir von Ihren Beziehungen. Weshalb sollte ein Anruf von Ihnen der Sache eine neue Wendung geben?«
»Nicht von mir«, erwiderte Killian. »Sondern von einem bestimmten Kongreßabgeordneten der Vereinigten Staaten.«
Erin holte die Wagenschlüssel aus ihrer Handtasche und ließ sie ungeduldig klirren.
Killian fuhr in fröhlichem Tonfall fort: »Überlegen Sie mal, Erin. Ein Angehöriger des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten bittet um einen Gefallen. Würden Sie es wagen, ihm den abzuschlagen? Nicht, wenn Sie berechtigte Hoffnungen auf einen Posten als Bundesrichter hätten. Nicht, wenn Sie jemanden mit Einfluß in Washington bräuchten.«
Er berührte sacht ihren Arm, und sie bemerkte, daß seine Finger zitterten. »Ihr kleines Mädchen – Angela. Sie gehört zu Ihnen.«
Erin spürte, wie ihr der Atem schwer wurde. Der Name ihrer Tochter aus dem Mund dieses
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