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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Nackttanzen als Beruf. Erin hielt nichts davon, Männer wegen ihres Geldes zu heiraten. Die beiden Frauen unterhielten sich nur selten, ohne gleich in Streit zu geraten. Jeder von Erins Stiefvätern hatte ihr finanzielle Unterstützung angeboten, aber Erin wollte nicht einen Cent annehmen. Das versetzte ihre Mutter in Rage. Geld lautet der Name des großen Spiels, sagte sie immer. Wir Mädels müssen zusammenhalten!
    Erins leiblicher Vater, ebenfalls reich, war bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als sie noch sehr klein gewesen war. Eines Abends betrank er sich und lenkte seinen Eldorado in einen Entwässerungskanal. Die drei jungen Frauen auf dem Rücksitz schafften es, hinauszuklettern und ans Ufer zu schwimmen. Es war schon ganz gut für Erins Vater, daß er es nicht schaffte.
    Auf dem Weg zur Beerdigung sagte ihre Mutter, es sei eine Schande, daß der Hurensohn den Unfall nicht überlebt habe, denn dann hätte sie sich auf eine Art und Weise von ihm scheiden lassen können, die seinen Sünden entsprach. Im Laufe der Jahre entwickelte Erins Mutter sich zu einer Spezialistin in Sachen Scheidung und Witwenschaft. Es war kein Zufall, daß jeder von Erins Stiefvätern reicher und älter war als sein jeweiliger Vorgänger. Als Erin älter wurde, fand sie sich mit der Tatsache ab, daß ihre Mutter eine ruhelose Goldgräberin war, die niemals glücklich, niemals zufrieden sein würde. Andererseits wußten ihre Ehemänner immer genau, was sie bekamen, und schienen sich nicht daran zu stören. Das lehrte Erin eine der wichtigen Lektionen des Lebens: Eine attraktive Frau konnte bekommen, was sie wollte, weil Männer so lächerlich schwach waren. Sie würden absolut alles tun für jede noch so vage Verheißung auf Sex.
    Erin hatte diese Erkenntnis beinahe vergessen, bis ihre Ehe in die Brüche ging und sie pleite zurückblieb und um ihre Tochter kämpfte. Sie wurde unsanft daran erinnert an dem Tag, an dem ihr Scheidungsanwalt erklärte, was es kosten könnte, das ständige Sorgerecht für Angela zu erstreiten. Erin war wie vom Donner gerührt über die Summe, die eine Sekretärin nicht einmal in zwei oder drei Jahren verdienen konnte. Es hinge nur davon ab, sagte der Anwalt, als wie großes Arschloch ihr Ex-Mann Darrell sich entpuppen würde. Als das größte, erwiderte Erin.
    Sie begriff in diesem Moment, daß ein normaler Achtstundenjob nicht ausreichen würde und daß sie eine andere Möglichkeit finden mußte. An diesem Abend war sie nach Hause gekommen, hatte sich vor den großen Schlafzimmerspiegel gestellt und sich langsam ausgezogen, angefangen mit der Bluse. Es wirkte lächerlich. Sie legte etwas Musik auf, Mitch Ryder und die Detroit Wheels, aber sie hatte sich noch nie splitternackt in einem mannshohen Spiegel tanzen sehen. Obgleich sie eine gute Figur hatte, kam sie sich albern vor, und sie fragte sich, wer um alles in der Welt Geld bezahlen würde, um sich das anzusehen?
    Am nächsten Abend ging Erin in den Eager Beaver, um die dortige Atmosphäre kennenzulernen. Der Laden war überfüllt, die Musik sehr laut. Es dauerte etwa eine Stunde, bis sie locker genug war, um sich sowohl die »Künstlerinnen« als auch die Kundschaft anzusehen. Erin bemerkte, daß viele der Frauen außerordentlich schlechte Tänzerinnen waren, die versuchten, ihre Unfähigkeit mit irgendwelchen Bühnentricks zu kompensieren. Sehr oft deuteten sie eine Pirouette an, bückten sich und boten ihr Gesäß dar. Ein anderer Trick, wenn sie aus dem Rhythmus gerieten, bestand darin, mitten in der Bewegung innezuhalten und auf besonders lüsterne Weise am Zeigefinger zu lecken. Das riß das männliche Publikum aus seiner Langeweile und stachelte es zu wilden Anfeuerungsrufen an. Erin sah amüsiert zu, wie die Gäste zur Bühne schwankten, schrille Pfiffe ausstießen und mit biergetränkten Geldscheinen wedelten. Wie leicht sie doch zu erfreuen sind! dachte sie. Es gab keinen nennenswerten Unterschied zwischen diesem Treiben und dem, was ihre Mutter tat. Es war das gleiche Spiel der Verlockung, es folgte der gleichen Grundformel. Setz ein, was du hast, um zu bekommen, was du willst.
    Am folgenden Morgen trank Erin zwei Tassen schwarzen Kaffee und rief ihre Mutter in San Diego an. »Weißt du was?« sagte Erin und verkündete die Neuigkeit mit fröhlich zwitschernder Stimme.
    Erins Mutter äußerte ihre Mißbilligung. Sie sagte, es sei eine geschmacklose Art und Weise, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, auch wenn man es nur ein paar Monate

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