Striptease: Roman (German Edition)
genausogut hätte er mit einem streunenden Kater reden können. Jedesmal, wenn ihr Ex-Mann wieder abhaute, stiegen Erins Anwaltskosten um fünf Riesen. Das Schwein zu suchen und ihm dann eine neue gerichtliche Verfügung zustellen zu lassen, kostete ein Vermögen.
»Dein Glückstag«, sagte Shad zu ihr. Er hielt einen zweiten Briefumschlag hoch. Er war blauviolett und mit den vertrauten Blockbuchstaben beschriftet. »Ich war so frei«, sagte Shad.
»Du hast ihn geöffnet?«
»Nach dem, was passiert ist, ja. Du hast verdammt recht.«
Erin nickte. »Ich hab dir ja gesagt, er ist harmlos.«
»Wenn nicht«, sagte Shad, »dann sorge ich dafür, daß er es wird.«
Erin las die Botschaft zweimal:
Der Plan ist angelaufen. Bald erhalten Sie den Beweis meiner Liebe. Ich warte immer noch auf ein Lächeln und auf ZZ Top.
Die anderen Tänzerinnen wollten ebenfalls die Nachricht lesen, aber Erin stopfte sie in ihre Handtasche. »Nein, das ist etwas Persönliches.«
»Eins ist klar – er hört nicht sehr gut«, stellte Shad fest. Er hatte Mr. Peepers gewarnt, daß seine Aufmerksamkeiten höchst unwillkommen seien.
Erin war entschlossen, sich nicht allzu kühnen Hoffnungen hinzugeben. Monique Jr. hatte vermutlich recht. Killian versuchte lediglich, sich an sie ranzumachen, mehr nicht. Wahrscheinlich war die Geschichte von dem Kongreßabgeordneten und dem Richter heiße Luft. Vielleicht auch nicht. Die Frage war, wie weit Killian gehen würde, um bei ihr Eindruck zu schinden?
Sie begann, ihr Haar mit langen, gleichmäßigen Strichen zu bürsten, und lauschte auf ihren Song aus den Lautsprechern. Sie mußte als nächste auf die Bühne.
Malcolm J. Moldowsky hatte keinerlei Skrupel, mit dem Eigentümer eines von der Mafia kontrollierten Stripladens zu verhandeln. Es war besser als der Umgang mit Kongreßabgeordneten und Senatoren.
Zuerst war Orly verschlossen und voller Hohn. Er wollte wissen, weshalb das Büro eines ach so wichtigen Kongreßheinis sich dafür interessiert, wer sich in einem Nackttempel rumtreibt. Aber sobald Moldowsky das Thema Alkoholausschanklizenzen und deren Verlängerung zur Sprache brachte, wurde Orly zu einem Vorbild an Freundlichkeit und Kooperationsbereitschaft. Er identifizierte den Gast von Tisch drei anhand von Kreditkartenquittungen, und dann, als der Gast wieder im Club erschien, griff Orly umgehend zum Telefon und gab die Neuigkeit durch. Zu diesem Zeitpunkt kannte Moldowsky natürlich längst die Identität des Mannes. Und zu diesem Zeitpunkt hatte der Mann sich längst mit dem Kongreßabgeordneten David Lane Dilbeck in Verbindung gesetzt.
Trotzdem war Moldowsky dankbar für Orlys Information. Es war gut, über Jerry Killians Aktivitäten Bescheid zu wissen.
»Es ist nichts passiert«, sagte Orly. »Mein Angestellter hat rechtzeitig eingegriffen.«
»Der jungen Dame ist nichts zugestoßen?«
»Nein, aber grundsätzlich ist festzustellen, daß ich es nicht dulden kann, wenn irgendein geiler Knilch hinter meiner besten Tänzerin hersteigt.«
»Ich verstehe, Mr. Orly.«
»Sehen Sie, ich habe durchaus hübschere Girls. Mit längeren Beinen, größeren Titten. Diese ist noch nicht mal blond. Aber sie kann tanzen wie verrückt, und sie hat eine ganze Menge Gäste in den Laden geholt, womit man in meinem Gewerbe schon mal die Grundkosten bezahlt hat.«
»Es wird nicht wieder passieren«, versicherte Moldowsky ihm.
»Dieses Girl könnte einem auf der Straße entgegenkommen, und man würde kein zweites Mal hinsehen. Aber auf der Bühne kann sie sich verdammt noch mal bewegen.«
»Naturtalente sind selten«, sagte Moldowsky. »Das gilt auch für mein Gewerbe.«
»Wissen Sie, ich kann es nicht zulassen, daß Kerle sich auf dem Parkplatz rumtreiben und auf die Mädchen warten. Irgendwann taucht irgendein besonders scharfer Cop auf, und schon ist die Rede von Herumlungern zum Zweck der Ausübung unsittlicher Handlungen. Ich hab das alles schon mal durchgemacht. Wie Sie sagen, ich muß an meine Lizenz denken.«
»Mr. Killian hatte einige persönliche Probleme.«
»Wer hat die nicht«, sagte Orly. »Es ist schon eine verdrehte Welt, nicht wahr?«
»Ja, in der Tat.« Erneut lobte Moldowsky Orly für seine Hilfsbereitschaft und seine Diskretion. »Wenn es irgend etwas gibt, womit wir uns bei Ihnen revanchieren können, dann sagen Sie uns Bescheid.«
»Legen Sie nur ein gutes Wort ein«, sagte Orly.
Ein gutes Wort? Für wen – die Gambino-Familie? Moldowsky grinste innerlich. »Wird
Weitere Kostenlose Bücher