Striptease: Roman (German Edition)
du nicht sagst.«
»Auf dem Boot.«
»Gab es irgendeinen besonderen Grund?«
»Ich versuche gerade, mich daran zu erinnern.«
Erin vermutete, daß er sich diesen Vorfall einbildete. Darrell Grant sagte: »Es hat gar nicht das Gefühl ausgelöst, das ich erwartet hatte. Jemanden zu töten, meine ich.«
»Du bist auf die Werbung hereingefallen«, sagte Erin. »Wie üblich.« Sie fragte sich, was sie mit ihm tun sollte. Er vermasselte ihr sämtliche Pläne mit dem Kongreßabgeordneten.
»Das mit Angie ist mir ernst«, sagte er.
»Machst du Witze? Damit wanderst du ins Gefängnis, Darrell.«
»Nee, nach Arizona. Die Rollstuhl-Metropole von Nordamerika.«
»Du bist verrückt.«
»Und ich nehme unsere Tochter mit.«
»Vorher erschieße ich dich«, warnte ihn Erin.
David Dilbeck begann plötzlich zu schluchzen und packte den Türgriff. Er ließ sich erst zurückfallen, als Erin ihm den Lauf der.32er gegen die eingefallene Wange drückte.
»Seit wann hast du denn eine Kanone?« fragte Darrell. »Mein Gott, wie ich die hasse!«
»Meine Prostata streikt«, verkündete der Kongreßabgeordnete.
»Hört auf zu quengeln«, schnappte Erin. »Alle beide.«
Darrell kratzte sich mit dem Kopf des Neunereisens am Kinn. »Dann verrat uns wenigstens, wohin wir unterwegs sind. Hey, Fahrer, du sprechen Amerikanisch?«
Pierre reagierte nicht.
»Ich verrate dir, wohin wir fahren«, sagte Erin. »Dorthin, wo wir unseren Congressman bei der Arbeit bewundern können.«
Anfang Oktober ist das Zuckerrohr am Lake Okeechobee grün, buschig und drei Meter hoch. Das Schwemmland ist der flachste Teil Floridas, und die Felder scheinen sich von Horizont zu Horizont zu erstrecken. Innerhalb eines Monats treffen fast zweitausend Wanderarbeiter aus der Karibik ein und beginnen das Zuckerrohr zu schneiden, und die Fabriken sind vierundzwanzig Stunden am Tag in Betrieb. Anfang Oktober jedoch wird die Erntearbeit vorwiegend von Maschinen geleistet. Ein unwahrscheinliches, krabbenähnliches Ungetüm namens Schneidebalken-Schwadenbinder mäht das Zuckerrohr und legt es bündelweise ab. Andere Maschinen sammeln dann die Ernte ein, damit sie zu den Fabriken gebracht wird, wo man schließlich den Zucker erzeugt.
Congressman David Lane Dilbeck interessierte sich kaum für den Zuckerrohranbau, ihm reichte völlig, daß die Rojos nette Menschen, wohlhabend und großzügig waren. Die enormen Wahlkampfspenden waren natürlich wichtig, aber Dilbeck hätte ihnen seine Stimme im Kongreß auch allein dafür verkauft, daß er gelegentlich ihre herrliche Yacht benutzen durfte. Er schätzte außerdem den gesellschaftlichen Kontakt zu Christopher, der seine Vorliebe für lustvolle Zerstreuung teilte und es niemals versäumte, die Rechnungen zu bezahlen. Für David Dilbeck war die Aufmerksamkeit reicher, mächtiger Leute ein zusätzlicher Vorteil seines Jobs.
Der Kongreßabgeordnete sah nichts Unrechtes in den Subventionen, die aus den Rojos Multimillionäre gemacht hatten. Die Getreide-, Milch- und Tabaklobby saugten die Steuerzahler schon seit Jahren aus, indem sie möglichst melodramatisch auf die Not des »landwirtschaftlichen Familienbetriebs« hinwiesen. Warum sollte das nicht auch für den Zuckeranbau gelten? Gleichermaßen kostete ihn der Gedanke an den Schaden, der damit den armen Karibiknationen zugefügt wurde, keine Minute seines Schlafs. Auch beunruhigten den Kongreßabgeordneten in keinster Weise die Millionen Kubikmeter ungeklärter Abwässer, die die Zuckeranbauer in die Everglades leiteten. Dilbeck verstand die ganze Aufregung gar nicht. Tatsächlich interessierte er sich kaum für die Everglades. Sie waren eintönig, sumpfig, und es wimmelte dort von Insekten. Einmal, als er während des Wahlkampfs in ein Miccsukeedorf kam, erklärte der Kongreßabgeordnete sich zu einer Fahrt mit einem Propellerboot bereit, weil Erb Crandall dies für eine sensationelle Fotogelegenheit hielt. Dem Propellerboot ging mitten auf dem Shark River der Sprit aus, und Dilbeck verbrachte zwei schlimme Stunden damit, sich mit Blut vollgesogene Moskitos aus den Ohren zu pulen.
»Und ich habe schon viel saubereres Wasser in einem Schweinetrog gesehen«, sagte er zu Erin.
Sie beschimpfte ihn, weil er sich für die Rojos prostituierte. »Was meinst du denn, wo unser Trinkwasser herkommt?« Sie deutete durch die Fenster der Limousine. »Von dort, Davey. Und deine Freunde schütten Kunstdünger rein.«
Darrell Grant langweilte sich zu Tode. Wiederholt versuchte er,
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