Striptease: Roman (German Edition)
Stapel CDs, die immer noch in Plastikfolie eingeschweißt waren. Shad ging einen Stapel Tonbandkassetten durch, die auf der Stereoanlage lagen.
»Die hier gehören ihr«, stellte er fest.
Sie durchsuchten die Mannschaftsräume, fanden aber keine Leichen oder andere Anzeichen von Gewalt. Erin und der Kongreßabgeordnete waren verschwunden.
»Mierda« , fluchte Al García, ging hinaus aufs Deck und untersuchte die bräunlichen Flecken. Offenbar war das Opfer über das Deck geschleift und dann hinuntergeworfen worden. García erlebte einen kurzen Anflug von Übelkeit. Es war nicht der Anblick des Blutes, sondern der Gedanke, von wem es stammen könnte. Shad stand kurz vor einem Wutausbruch. Er umklammerte die Reling und starrte gequält in das teefarbene Wasser. Sein rosiger Schädel glänzte vor Schweiß, und er zischte drohend, als er einatmete.
»Stellen Sie lieber keine allzu wilden Vermutungen an«, sagte García.
Ein tiefes Brummen drang aus Shads Kehle. »Klar, was bedeutet schon ein bißchen Blut.«
Der Detective stieg vom Boot auf den Pier und ging in die Knie. »Hier ist noch mehr davon. Wissen Sie, was das heißt?«
»Er hat sie nicht über Bord geworfen. Na, und?«
Neben der Yacht der Rojos war ein dreiundfünfzig Fuß großes Hatteras Convertible festgemacht, das García überprüfen wollte. Shad fand eine Taschenlampe auf der Brücke der Sweetheart Deal . Gemeinsam bestiegen sie das Angelboot. Sie fanden weitere Blutflecken im Cockpit und in der Nähe der Angelsitze sowie die Schmierspur eines teilweisen Fußabdrucks: der halbrunde Absatz eines Männerstiefels.
Düster stellte Shad fest: »Das ist unser Mann.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht.« Al García deutete auf die Fischkiste. »Soll ich das übernehmen?«
»Wenn Sie nichts dagegen haben.« Shad wandte den Kopf ab.
Der Detective löste die Verschlüsse und klappte den Deckel auf.
Shad wagte einen Blick. »Wer zum Teufel ist denn das?«
»Einer der mächtigsten Männer in Florida.«
»Jetzt nicht mehr.«
»Nein«, sagte Al García. »Er hat es wohl hinter sich.«
Malcolm J. Moldowsky paßte leicht in die Fischkiste, die er sich mit drei Bonitos teilte. Der Gestank der toten Fische konnte Moldys ausländisches Eau de Cologne nicht überdecken.
»Ich versteh das nicht«, sagte Shad.
»Die Bonitos sind wahrscheinlich der Haiköder für morgen«, vermutete García. »Mr. Moldowsky ist nur ein nachgereichter Gang auf ihrer Speisekarte.«
Shad bückte sich zu einem eingehenderen Blick. »Das ist der berühmte Melvin Moldowsky?«
»Malcolm«, korrigierte García. »Und Sie können von ihm in der Vergangenheitsform reden.«
»Schönes Stöffchen, das er am Leibe hat.«
»Fühlen Sie sich jetzt etwas besser?«
»Ja«, nickte Shad. »Und wer hat das getan?«
García schüttelte den Kopf. »Vielleicht ist Dilbeck durchgedreht.«
»Sagen Sie das nicht.«
Sie machten sich Sorgen um Erin, denn wer immer Moldowsky erschlagen hatte, mußte eine mörderische Wut gehabt haben. Shad betrachtete stirnrunzelnd die mißhandelte Leiche. »Ich glaube, Sie sollten jemanden benachrichtigen.«
»Aber nicht unbedingt jetzt gleich.« Al García klappte die Fischkiste zu. »Der hält sich noch.«
Sie kehrten auf die Sweetheart Deal zurück und durchsuchten den Salon etwas sorgfältiger. Der Menge des konsumierten Champagners nach zu urteilen, rechnete García sich aus, war der Kongreßabgeordnete zu betrunken, um ein Auto zu lenken. »Er ist mit der Limousine hier«, sagte Shad. »Die Mädels im Club haben es gesehen.«
»Demnach ergibt sich die Frage«, sagte der Detective, »wo sind sie jetzt?«
Der Hinweis befand sich in der Bugtoilette, wo Erin mit Lippenstift etwas auf den schmalen Spiegel geschrieben hatte: BELLE GLADE. Shad stieß einen Fluch aus, während García ein goldenes Armband aus der Toilette fischte. Während er den triefnassen Schmuck betrachtete, sagte er: »Sie ist ziemlich impulsiv, nicht wahr? Ein simples ›nein, danke‹ hätte doch wohl gereicht.«
Während sie zu den Wagen rannten, meinte Shad, García solle per Funk Hilfe anfordern, aber der Detective erklärte ihm, er habe wohl zuviel Fernsehen gesehen. »Erstens befinden wir uns hier in Palm Beach County, und das ist weit von meinem Zuständigkeitsbereich entfernt. Und zweitens – was soll ich ihnen erzählen, chico ?« Spaßeshalber spielte er den Anruf vor: »Hört mal, Jungs, da ist eine Stripperin, die von diesem Kongreßabgeordneten entführt wurde. Er bringt
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