Striptease: Roman (German Edition)
in diesen Nacktschuppen durchschaut, stimmt’s? Du fährst ihnen durch die Haare, spielst mit ihrer Krawatte und erklärst ihnen, wie gut sie riechen.«
»Vielleicht ist das der Grund, warum sie die Stripperei ein Spiel nennen.«
»Mein Gott, du bist wirklich eiskalt.«
Man konnte hören, wie der Kongreßabgeordnete das Zukkerrohr bewässerte. Er blickte über die Schulter und rief: »Ich liebe dich wirklich!«
»Bemitleidenswert«, sagte Darrell.
Erin lächelte. »Damit ist meine Beweisaufnahme abgeschlossen.«
»Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, du fährst total darauf ab.«
»Darrell, heute abend redest du zuviel. Verzieh dich in den Kofferraum, dir gefällt dieser verdammte Wagen doch so gut.«
Er ignorierte die Aufforderung. »Ich gebe Angie nicht auf, damit du es weißt. Ich verfolge euch auf Schritt und Tritt, wenn es sein muß auch bis in die Hölle und wieder zurück.« Er drängte sich an ihr vorbei und ging auf das Zuckerrohrfeld zu.
»Darrell, bleib stehen.« Sie hob die.32er mit einer Hand und hielt in der anderen die Taschenlampe.
Ihr Ex-Mann drehte sich um. Der Lichtstrahl erhellte sein grinsendes Gesicht. »Du tötest mich nicht. Nicht den Vater deines einzigen Kindes!«
Erin dachte darüber nach. Sie stellte sich vor, wie er Angies Puppen zerstörte, und ihr Pistolenarm versteifte sich. »Du hast dem Richter erzählt, ich sei als Mutter unfähig. Glaubst du das wirklich?«
»Das war typischer Anwaltsjargon, mein Gott. Du nimmst jeden Scheiß immer gleich persönlich.« In einer flehenden Geste breitete er die Arme aus. Dabei glänzte der Schaft des Neunereisens. »Zur Hölle, du warst eine gute Mutter. Und ich ein guter Daddy. Das war doch alles nur das Gerede der Anwälte, mehr nicht.«
In diesem Moment wußte Erin, daß sie nicht schießen würde. Sie brauchte es nicht zu tun. Der armselige Kerl war bereits am Ende. Pleite, ausgelaugt, verletzt, verkrüppelt und auf der Flucht vor dem Gesetz. Darrell Grant zu töten würde überhaupt nichts bringen.
»Komm zurück«, sagte sie zu ihm. »Ich habe bestimmte Pläne mit dir.«
»Du meinst Pläne wie das Gefängnis? Nein, vielen Dank, Zuckerpüppchen.« Er winkte ihr schelmisch zu und setzte seine Flucht fort.
Sie feuerte zweimal dicht neben Darrell Grants Stiefeln auf den Boden. Der Knall der Schüsse wurde vom Zuckerrohrdickicht verschluckt. Sie hörte ihren Ex-Mann das Wort Biest brüllen. Als sie den Lichtstrahl der Taschenlampe auf die Stelle richtete, wo er gestanden hatte, war er verschwunden und brach wie ein fliehendes Reh durch das Zuckerrohr. Langsam ließ sie den Lichtstrahl im Kreis herumwandern, bis er auf dem Kongreßabgeordneten, der sich gerade nervös die Hose zuknöpfte, zur Ruhe kam. Er stakste aus dem hohen Gras heraus und fragte: »Alles in Ordnung?«
Die Pistole war ganz heiß in Erins Hand. Dieser verdammte Darrell, dachte Erin. Vielleicht tritt er auf eine Klapperschlange.
Sie konzentrierte sich auf David Dilbeck. »Zieh dich aus«, forderte sie ihn auf.
»Ich wußte es. Du läßt mich tanzen.«
»Du hast es dir gewünscht«, sagte Erin.
Nachdem das Zuckerrohr geschnitten ist, sammelt eine Maschine die Halme auf, zieht die überschüssigen Blätter ab und kippt die Ladung in eine Feldlore. Wenn die Lore sich füllt, transportiert ein Förderband das Zuckerrohr in lange Anhänger mit Stahlgitterbehältern, die an Traktoren angehängt werden. Jeder Behälter fast zwanzig Tonnen und hat eine Seitenkippvorrichtung. In regelmäßigen Abständen stehen diese Hänger auf den Fahrzeugen, die die Zuckerrohrfelder von Okeechobee begrenzen.
Zuerst dachte Darrell Grant, er sei vor dem Zaun eines Zuchthauses gelandet, aber beim Näherkommen erkannte er, daß die Konstruktion die Seitenwand eines Truckaufbaus war. Indem er einen der Riesenreifen als Leiter benutzte, begann Darrell hinaufzuklettern.
Der Zuckerrohrtransporter bot einen doppelten Vorteil: Er sah aus, als biete er ein sicheres Versteck vor seiner mordlustigen Ex-Frau und als sei er ein hervorragender Schlafplatz. Es war für Darrell wichtig, daß er sich schnellstens ausstrecken konnte, bevor er umkippte. Die Krebstabletten hatten seinen Kreislauf völlig durcheinandergebracht. Offensichtlich hatte er sich hinsichtlich der Dosierung geirrt und seine eigene Belastbarkeit erheblich falsch eingeschätzt.
Nachdem er das Drahtgitter überwunden hatte, ließ er sich auf das feuchte Bett aus nach Qualm riechendem Zuckerrohr fallen und grub sich hinein
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