Striptease: Roman (German Edition)
Shad. »Das waren Ihre eigenen Worte.«
»Dennoch muß man manchmal ein Spiel inszenieren. Wir haben es getan.«
»Und sehen Sie sich an, was passiert ist. Erin wurde entführt.«
»Unterschätzen Sie die Lady nicht.« Der Detective drehte sein Seitenfenster herunter und streifte ein Stück Asche von seiner Zigarre. »Ist Ihnen an der Spiegelinschrift irgend etwas aufgefallen? Außer, daß es Lippenstift war?«
Shad hockte mit düsterer Miene auf seinem Sitz, damit beschäftigt, sich für den Kongreßabgeordneten ein angemessenes Schicksal auszumalen. Dabei dachte er an Salzsäure und klaffende Wunden im Gesicht.
»Mir ist folgendes ins Auge gesprungen«, fuhr García fort. »Die Worte auf dem Spiegel waren nicht in Blockbuchstaben geschrieben, sondern in makelloser Handschrift. Und nun erzählen Sie mir mal eins, chico , wer schreibt schon perfekt leserlich, während einem die Pistole an den Kopf gehalten wird und man gekidnappt werden soll? Ich glaube, niemand.«
Shad runzelte nachdenklich seine Stirn. Im Dunkel des Wagens sah seine glatte rosige Schädelkugel wie der Kopf eines riesigen Neugeborenen aus. »Wollen Sie behaupten, sie hat das alles geplant?«
García nickte. »Möglich.«
»Diesen Kerl in der Fischkiste hat sie niemals erschlagen.«
»Das denke ich auch.« Der Gesichtsausdruck des Detectives wurde von einer wirbelnden blauen Qualmwolke verhüllt. »Trotzdem hatte sie einen genauen Plan.«
Shad erinnerte sich, daß Urbana Sprawl gesagt hatte: Erin habe irgend etwas Schlimmes vor.
»An solchen Situationen«, redete der Detective weiter, »frage ich mich immer, wer die Trümpfe in der Hand hat. Und das ist ganz eindeutig Erin, nicht Dilbeck. Auf der einen Seite haben wir diesen arroganten alten Knacker, der glaubt, er sei für jede Muschi das Geschenk des Himmels, dabei wünscht er sich auf der ganzen weiten Welt nichts anderes als die Liebe dieser einen wunderschönen Tänzerin. Ich denke, er würde sich im siebten Himmel fühlen, wenn dieses Girl seinen Schwanz auch nur anlächeln würde. Können Sie mir folgen?«
Shad fischte sich eine Zigarre aus Al Garcías Hemdtasche und riß die Umhüllung mit den Zähnen ab.
García kicherte. »Soviel Champagner. Ich wette, der alte Davey hat heute überhaupt nichts mehr hochgekriegt. Und Erin ist ihm IQ-mäßig um mindestens dreißig Punkte voraus, wenn nicht mehr.«
»Männer spielen wegen ihr schon mal verrückt«, sagte Shad. »Ich hab’s des öfteren erlebt.«
»Dilbeck ist nicht gerade der typische Vergewaltiger, er ist viel zu sehr von sich eingenommen.«
»Er braucht gar nicht typisch zu sein«, sagte Shad und biß von der Zigarre die Spitze ab. »Er braucht nur auf dumme Gedanken zu kommen.«
García sagte für mehrere Meilen gar nichts. Der Verkehr wurde spärlicher, je weiter sie nach Westen kamen.
Schließlich murmelte Shad: »Belle Glade, so eine Scheiße. Wohin in Belle Glade?« Er sah García fragend an. »Ich nehme an, Sie haben eine Vorstellung.«
»Wie ich schon vorher über das Dinge-in-Bewegung-Setzen sagte – sehen Sie, es gibt Menschen, die haben eine bestimmte Vorstellung von Gerechtigkeit. Sie reden über das ›System‹ und meinen damit Cops, Richter, Geschworene und Gefängnisse. Wenn das System funktionieren würde, sagen sie, dann gäbe es kein Verbrechensproblem! Die Straßen wären sicher, die Bösen wanderten für den Rest des Lebens hinter Gitter.«
Shad stieß ein verzweifeltes Lachen aus, zog den Zigarettenanzünder aus dem verbeulten Armaturenbrett und hielt ihn an seine Zigarre.
»Sehen Sie sich nur Erins verrückten Mistkerl von einem Ex-Ehemann an. Daran erkennen Sie, wie toll dieses System funktioniert.«
»Genau«, sagte García und schlug mit einer Hand in die Luft. »Darrell Grant war Spitzel für die Cops. Die Guten bezahlen die Bösen im Namen der allmächtigen Gerechtigkeit. Das kann der einfache Steuerzahler nicht verstehen. Sehen Sie, ›das System‹ ist ein Spiel, mehr nicht. Typen wie Moldowsky kann ich nichts anhaben. Das gleiche gilt für den Kongreßabgeordneten. Also, was tue ich? Ich versuche, irgendwelche Dinge in Bewegung zu setzen. Ich werfe mit Scheiße um mich und sehe mir an, wo sie klebenbleibt.«
»Weil Sie gar keinen richtigen Fall haben«, sagte Shad.
»Überhaupt keinen. Aber das heißt nicht, daß es nicht doch Gerechtigkeit geben kann.«
»Mann, Sie sind ein Träumer.«
»Kann schon sein«, sagte Al García, »aber ich bin sicher, daß Moldowsky die Morde an Jerry
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