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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Tonnen«, murmelte der Kongreßabgeordnete. Das hatte ihm auch Chris Rojo erzählt. Es schien absolut unmöglich.
    »Ein Arbeiter, ganz alleine«, bekräftigte Erin. »Ich habe einiges über den Zuckerrohranbau gelesen, damit wir uns eingehend darüber unterhalten können.« Sie schleuderte ihre Stöckelschuhe von den Füßen. »Ich nahm an, daß du alles über Zucker weißt in Anbetracht der Tatsache, daß die Rojos deinen Arsch besitzen.«
    »Das ist eine verdammte Lüge.« Dilbeck versteifte sich.
    Erin richtete die Taschenlampe auf ihn – er war aufrichtig wütend, aber es war nicht einfach, in Boxershorts beleidigt auszusehen. Sie sagte: »Rate mal, was die Rojos ihren Arbeitern zahlen.«
    »Das ist mir völlig gleichgültig«, schnappte der Kongreßabgeordnete. »Es ist auf jeden Fall besser, als in den barrios von Kingston zu verhungern.«
    »Ah – dann ist das Ganze also ein Unternehmen der Menschlichkeit.« Erin wischte sich eine imaginäre Träne aus dem Auge. »Bitte entschuldigen Sie, Mister Congressman, es war wohl ein Mißverständnis. Ich hatte angenommen, Ihre Freunde seien geldgierige Geschäftsleute, die notleidende, verzweifelte Seelen ausnutzen. Jetzt muß ich feststellen, daß sie eigentlich richtige Heilige sind!« Sie winkte mit der Pistole. »Mach weiter, Süßer. Und übrigens, in Jamaika gibt es keine barrios . Man nennt sie Slums. Du bringst schon wieder alles durcheinander.«
    Dank seiner Wut mit frischer Energie erfüllt, attackierte Dilbeck das Zuckerrohr wie ein Wilder. Zwischen seinen Ächzlauten keuchte er: »Wer bist du schon, daß du mich belehren willst!«
    »Lediglich ein Wähler«, sagte Erin. Sie erinnerte ihn daran, daß sein Saufkumpan, der junge Señor Rojo, ihr tausend Dollar für einen ihrer Schuhe gezahlt hatte. »Aber ich vermute, daß er es sich leisten kann«, bemerkte sie, »wenn man bedenkt, was er seinen Arbeitern bewilligt.«
    Der Kongreßabgeordnete legte eine kurze Pause ein. »Das ist eine simplifizierende Betrachtungsweise, junge Dame. Überaus simplifizierend sogar.«
    »Davey, wann stimmt dein Komitee über die Zuckersubventionen ab? Ich frage mich, wie die Rojos reagieren, wenn du dort einfach nicht erscheinst.«
    Dilbeck konnte nicht verstehen, wie ein Abend, der so vielversprechend begonnen hatte, sich derart katastrophal hatte entwickeln können: eine Stripperin mit einer Pistole irgendwo in einem beschissenen Niemandsland – und er, bis zu den jukkenden Eiern im Zuckerrohr. Traurig kam er zu dem Schluß, daß wilder Cowboysex nicht mehr auf dem Terminplan stand. Erschreckendere Szenarios entstanden vor seinem inneren Auge. All das Gerede von Sklavenarbeit, von den Rojos, von der Abstimmung im Ausschuß... warum redete eine Frau von solchen Dingen?
    Er schwang die Machete, bis sein Arm ganz taub war. Dann sank er auf die Knie.
    »Gute Arbeit«, lobte Erin. »Nur noch neunzehnhundert Pfund.« Sie fragte sich, was ihre Mutter, die notorische Opportunistin, zu dieser Szene sagen würde. David Dilbeck war der Typ, den Mom als ehelichen Siegespreis betrachten würde – reich, prominent und, wenn anständig angezogen, durchaus präsentabel.
    »Was willst du wirklich?« fragte er.
    Erin kauerte sich neben ihn. »Erinnerst du dich an einen Mann namens Jerry Killian?«
    Dilbeck nickte wachsam. »Er war es, der mich erpressen wollte. Damals sprach ich mit dem Richter über eine, äh, Neubewertung deines Sorgerechtsstreits.«
    »Und was ist passiert, Davey?«
    »Der Richter lehnte ab. Er saß plötzlich auf dem hohen Roß.«
    »Und was war mit Killian?«
    »War er ein Freund von dir?« Der Kongreßabgeordnete redete zögernd weiter. »Ich weiß nicht, was geschah. Malcolm sagte, man kümmere sich darum. Wir haben nie wieder etwas von dem Mann gehört.«
    »Natürlich, weil er ermordet wurde.«
    Dilbeck kippte nach vorne auf die Hände. »Mein Gott«, sagte er. »Stimmt das? Das ist doch nicht möglich.«
    »Und ob.« Erin stand auf. »Nur wegen dir, wegen der Rojos«, sie beschrieb mit der Pistole eine ausholende Geste, »und wegen des Zuckers hier draußen.« Sie verfolgte, wie er sich in eine sitzende Position hochkämpfte. »Ein Mann ist tot, Davey, und nur, weil du ein Gauner bist.«
    Der Kongreßabgeordnete sah aschfahl und am Boden zerstört aus. Er bat Erin, ihm verdammt noch mal nicht ständig in die Augen zu leuchten. »Neunzehn Jahre«, sagte er heiser. »Neunzehn Jahre habe ich in Washington, D.C., gedient. Wage nicht, mein Verdienst in irgendeiner

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