Striptease: Roman (German Edition)
Weise zu schmälern.«
»Ein Mann ist tot«, sagte Erin.
»Dann sieh dir mal an, was ich alles geleistet habe. Ich habe für jeden Gesetzesvorschlag zur Verbesserung der Bürgerrechte gestimmt, der je im Kongreß vorgelegt wurde. Es waren die wichtigen Themen unserer Zeit – Sozialversicherung, gleiches Wohnrecht für alle, niedrigere Kabelfernsehgebühren. Sieh dir nur mal an, wie ich gestimmt habe. Und die Farmer, ja, da hast du verdammt recht. Ich unterstütze den landwirtschaftlichen Familienbetrieb, und ich schäme mich nicht, das offen zu verkünden!«
Erin seufzte innerlich. Dilbeck plapperte papageienhaft eine seiner Wahlreden herunter.
»Und wer hat ganz allein die letzte Diätenerhöhung im Kongreß verhindert? Ich! Ich habe die entscheidende Stimme abgegeben. Glaubst du nicht, daß das einiges an Mut gekostet hat?«
Hastig unterbrach Erin den Monolog. »Ich habe dein Büro auch einmal angerufen.«
Dilbeck hielt inne. »In Washington? Weshalb?« »Um mich nach Jerry Killian zu erkundigen. Du warst gerade beschäftigt.«
Der Kongreßabgeordnete sagte: »Wenn ich gewußt hätte...«
»Was haben die Rojos für dich getan? Partys, Mädchen, Kreuzfahrten mit der Yacht – was sonst noch? Las Vegas? Ab und zu mal ein Urlaub auf den Inseln?« Erin umkreiste ihn. »Ich glaube, du bist jemand, der zu nichts nein sagen kann, was er umsonst bekommt.«
Dilbeck wischte sich theatralisch über die Stirn. »Mein Vater«, sagte er in erprobtem beifallheischenden Tonfall, »war ein einfacher Arbeiter. Weißt du, womit er seinen Lebensunterhalt verdient hat? Mit dem Auspumpen von Faulbehältern.«
Sie nickte. »Den könnten wir jetzt gut gebrauchen.« Dann ging sie zur Limousine, um einen Punkt mit Pierre zu klären, und kehrte mit einem Martini in einem Plastikbecher zurück.
»Gott segne dich«, sagte der Kongreßabgeordnete und soff wie ein Hund.
Sie öffnete den Reißverschluß ihres Minikleids, streifte es bis zu ihren Füßen hinab und schleuderte es weg. Ein Ausdruck lustvoller Verwirrung kehrte in David Dilbecks Miene zurück. In den eingefallenen Augen flackerte Hoffnung. In dem schlichten weißen Büstenhalter sah die Tänzerin jungfräulich und toll aus. Der Kongreßabgeordnete verspürte ein vertrautes Brennen der Lust. Die Frau war ein Engel in finsterer Nacht.
»Du bist wahrlich teuflisch«, murmelte er. »Ich liebe dich wahnsinnig.«
»Hast du«, fragte sie, »auch nur den Hauch einer Vorstellung, was hier geschieht?«
Dilbeck schüttelte schicksalsergeben den Kopf. »Es liegt alles in der Hand Gottes.«
»O Gott!«
Er warf den leeren Becher weg. »Ich bin Kirchendiakon.«
»Ja, und ich eine singende Nonne. Steh auf, Davey.«
Sich zu erheben erwies sich als ziemlich schwierig, denn der Kongreßabgeordnete war total erschöpft. Aber schließlich kam er mit Hilfe der Machete doch hoch und stand mit schlaff herabhängenden Armen da, während Erin mit der Taschenlampe eine letzte Inspektion vornahm. Aus den lächerlichen Stiefeln ragten mit blauen Adern übersäte Beine heraus, die immer noch von Vaseline glänzten. Der Lichtstrahl wanderte an seinem Körper hoch: rote und faltige Knie, tiefhängende Boxershorts, ausladender grauer Bauch, hochrote Operationsnarbe, erwartungsvolles Patriziergesicht und silbergraue Haare, nun jedoch ein verfilzter Wust, garniert mit Schlammspritzern und Zuckerrohrschnipseln.
»Du gibst vielleicht ein Bild ab«, sagte Erin.
Sie schätzte die Uhrzeit auf elf bis halb zwölf. Jetzt oder nie, dachte sie. Sie schleuderte die Taschenlampe so weit sie konnte in das Zuckerrohrfeld, wo sie lautlos landete. Dann tat sie das gleiche mit der Pistole.
Ich muß bescheuert sein.
»Hey!« sagte Dilbeck.
Im gelblichen Mondschein konnte Erin sein breites Grinsen erkennen.
»Demnach habe ich mich bei dir doch nicht geirrt«, sagte er.
Ich bin völlig verrückt.
»David«, sagte sie, »willst du tanzen oder quatschen?«
»Kontakt?«
Ich muß total verrückt sein.
»Was du möchtest, Süßer.« Irgendwo in der Nacht begann Jackson Browne zu singen.
Wo, zum Teufel, bleiben sie nur?
Auf einer zweispurigen Landstraße, die am Loxahatchee-Naturpark vorbeiführte, jagten drei Fahrzeuge nach Nordwesten auf die Stadt Belle Glade zu. Jeder der drei Wagen war ein schiefergrauer Ford jüngeren Baujahrs, jeder wurde von einem adrett aussehenden Mann in dunklem Anzug gelenkt. Es waren insgesamt sechs Männer – zwei in jedem Fahrzeug – und eine gutaussehende dunkelhaarige
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