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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Bootsfahrt«, sagte Killian fröhlich. »Unten in Miami gibt es auch so etwas, nicht wahr?«
    »In Biscayne Bay. Eine Besichtigungstour zu den Prominentenhäusern.« Moldowsky blieb höflich, obgleich er längst entschieden hatte, daß Jerry Killian ein Spinner war. Aber auch Spinner konnten Schwierigkeiten verursachen.
    »Wer zum Beispiel? Welche Prominenten?« wollte Killian wissen.
    »Die Bee Gees.«
    »Welche Bee Gees?«
    »Die ganze verdammte Blase. Sie haben alle eine Villa am Wasser.«
    »Liegt das Haus von Madonna auch auf der Tour?«
    »Zweifellos«, sagte Moldowsky seufzend. Er brachte die Unterhaltung zurück auf die Erpressung. »Wie kommen Sie darauf, daß der Kongreßabgeordnete Dilbeck einen örtlichen Scheidungsrichter beeinflussen kann? Ich meine, selbst wenn er das wollte.«
    »Ganz einfach. Der Scheidungsrichter ist es leid, Scheidungsrichter zu sein. Er möchte ein wenig aufsteigen, nämlich bis in ein Bundesgericht. Dazu bräuchte er politische Beziehungen.«
    Moldowsky runzelte die Stirn. »Aber es ist doch der Senat, der am Ende...«
    »Das weiß ich!« Killian umklammerte wütend die Tischkante. »Ich weiß das, Sie aufgeblasener Scheißer. Ich weiß, daß der Senat die Kandidaten bestätigt. Aber ein Brief von einem Abgeordneten des Repräsentantenhauses wäre doch hilfreich, oder nicht? Er könnte für bestimmte Senatoren einige Bedeutung haben, richtig?«
    »Sicher«, sagte Moldowsky. »Sie haben recht.« Sein Blick ruhte auf Killians schäbiger Krawatte, die in seinen Bierkrug hineinhing. Killian bemerkte es und zog sie hastig heraus. Wenn er sich schämte, so ließ er es sich nicht anmerken.
    »Der Richter wäre beeindruckt, wenn er von einem Kongreßabgeordneten der Vereinigten Staaten hören würde. Das ist der Punkt, um den es geht, Mr. persönlicher Repräsentant – nicht so sehr um Einfluß, sondern um den Anschein davon. Wen interessiert es schon, ob dieser Hinterwäldler jemals den Sprung auf die Bundesrichterbank schafft? Wir wollen, daß er denkt, er könnte es. Wir wollen, daß er glaubt, Dilbeck habe die Macht, etwas zu bewirken oder zu verhindern. Und ich habe das Gefühl, daß Sie genau die hinterlistige kleine Made sind, um diese Nachricht zu überbringen.«
    Manchmal bedauerte Malcolm Moldowsky seine eigene Coolness. Nach so vielen Jahren als politischer Manipulator hatte er die Fähigkeit verloren, persönlich beleidigt zu sein. Praktisch nichts provozierte ihn mehr. In seinem Gewerbe waren Emotionen ziemlich riskant. Sie beeinflußten die Sinne, führten zu schweren Fehleinschätzungen und törichten Spontanreaktionen. Natürlich wäre es ein Spaß gewesen, so heftig auf Jerry Killian einzuschlagen, daß er Blut kotzte, aber es wäre auch kontraproduktiv gewesen. Der Mann wurde von Mächten getrieben, die stärker waren als Habgier, und das machte ihn wirklich gefährlich.
    Daher sagte Moldowsky: »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    »Das habe ich erwartet.«
    »Bis dahin dürfen Sie nicht in den Stripclub zurück.« Moldowsky klappte sein Notizbuch zu und schraubte die Kappe auf seinen Füllfederhalter. »Wenn Sie sich in dem Laden blikken lassen, ist das Geschäft geplatzt. Verstanden?«
    »Das geht in Ordnung«, sagte Killian. »Damit komme ich schon zurecht.« Aber er verspürte bei dem Gedanken heftige Stiche in der Herzgegend.
     
    Eine Synagoge zu verklagen war auch unter den günstigsten Umständen eine Herausforderung. Mordecai hatte Schwierigkeiten, sich dazu eine Anleitung zu beschaffen. In seinen Gesetzesbüchern gab es keine Präzedenzfälle. Begeisterung dafür aufzubringen war genauso schwierig. Als er seiner Mutter von dem Fall erzählte, schlug sie ihm mit einem Backofenhandschuh ins Gesicht. Das war ihre Methode, um ihn daran zu erinnern, daß zwei seiner Onkel orthodoxe Rabbiner waren.
    Mordecais Pläne für Paul Guber wurden außerdem durch die Freunde des Opfers behindert, die sich nicht an den Namen oder die Adresse der Synagoge erinnern konnten, wo der brutale Überfall stattgefunden hatte. Die jungen Männer erklärten ihre Verwirrung mit Dunkelheit, später Uhrzeit und Alkohol, aber Mordecai wußte es besser. Eine kollektive Amnesie war ein sicheres Zeichen für eine Verschwörung. Er zog in Erwägung, Paul Guber nach den wahren Details des Vorfalls zu fragen, aber dadurch hätte sich die Notwendigkeit ergeben, daß Paul Guber den Mund aufmachte und redete, wodurch der Hauptpunkt von Mordecais Prozeßstrategie ruiniert worden wäre. Er wollte

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