Striptease: Roman (German Edition)
reden...«
»Ein junger Norweger.« Mit den Händen deutete Shad die ungefähre Größe an. »Etwa so lang. Es war oben im Beef N’Reef in Wilton Manors. Ich öffne den Behälter mit der Steaksauce, und Bingo!, da liegt sie, eine Ratte! Mitten auf meinem Rib-eye Special. Ich war total traumatisiert.«
Die Vorstellung ließ Mordecai kurz innehalten. »Und Sie haben geklagt?«
»Ja, aber etwas Seltsames ist passiert. Die andere Seite … ich weiß wirklich nicht. Sie haben Gegenklage erhoben, und ob Sie es glauben oder nicht, mein Anwalt sagte, es sei wohl besser, die ganze Sache zu vergessen.« Shad schilderte diese Erfahrung voller Bitterkeit. »Ich habe dem Bastard keinen Nickel bezahlt«, fügte er bedeutsam hinzu. »So lautete die Abmachung.«
»So sieht der allgemein gängige Honorarvertrag aus.« Mordecai fühlte sich schon viel besser, da er sich wieder auf vertrautem Terrain bewegte. »Gegen eine große Firma zu klagen ist nicht so einfach. Es ist harte Arbeit. Und es ist teuer.«
»Am Telefon sagten sie, sie würden sich außergerichtlich einigen.«
»Das werden sie wahrscheinlich tun, Mr. Shad, aber nicht kampflos. Dort verdiene ich meine vierzig Prozent – wenn wir gewinnen.«
Mordecai legte nicht den feurigen Optimismus an den Tag, den Shad sich gewünscht hätte. Er fragte sich, ob er unter all den Anwälten die richtige Wahl getroffen hatte. »Wie lange hält Joghurt sich halbwegs frisch?« wollte er wissen.
Der Anwalt sagte, er wisse es nicht.
»Sie sollten es lieber in Erfahrung bringen.« Shad hielt den Becher hoch. »Wenn dieses Scheißzeug umkippt, dann Gnade Ihnen Gott, Freundchen. Bei dem Gestank fallen die Tapeten von den Wänden.«
Mordecai beruhigte ihn. »Wenn nötig, frieren wir alles ein.«
»Das ist kein Mittagessen«, sagte Shad, »sondern ein Beweismittel. Unterbrechen Sie ja nicht die Gewahrsamskette.«
»Ganz bestimmt nicht.« Mordecai dachte: Gewahrsamskette? Was für ein Bursche ist das denn?
»Dann erzählen Sie mir mal von Ihrem Gehirnklempner.«
»Ein guter Mann. Ich habe ihn auch schon in anderen Fällen eingesetzt. Sie sollten ihn schnellstens aufsuchen, und so häufig wie möglich.«
»Und wer bezahlt das?«
Mordecai lächelte väterlich. »Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf. Am Ende übernimmt die Delicato Company alle Kosten. Bis dahin müssen wir einen detaillierten medizinischen Krankenbericht produzieren.«
Shad schüttelte den Kopf. »Ich war noch nie bei einem Gehirnklempner. Irgendwie habe ich das Gefühl, als würde mir das nicht gefallen.«
»Es ist wichtig, Ihren Schmerz und Ihr Leiden zu dokumentieren. Damit lassen sich die endgültigen Schäden viel besser bestimmen.«
»Das Geld, meinen Sie.«
»Genau. Das Gericht muß schließlich wissen, was Sie alles durchgemacht haben. Vielleicht sollten Sie sogar daran denken, Ihren Job aufzugeben.«
»Das kann ich nicht«, erwiderte Shad kurz angebunden.
»Ein verlorenes Einkommen würde einen von den Geschworenen festgelegten Betrag erheblich in die Höhe treiben. Wie wäre es denn, wenn Sie sich krankschreiben ließen?«
Shad sagte nein, er könne seinem Job nicht fernbleiben. Mordecai ließ das Thema fallen. Sie könnten später darüber reden. »Was für einen Job haben Sie denn?« fragte er.
»Im Unterhaltungsgewerbe«, sagte Shad.
»Tatsächlich?« Mordecai konnte es sich kaum vorstellen. »Sind Sie... eine Art Künstler?« Er dachte an einen Zirkus.
Shad schüttelte den Kopf. »Sicherheit. Ich liefere Sicherheit.«
»Darf ich fragen wo?«
»In einem Unten-ohne-Laden.«
Mordecai holte tief Luft. Er stellte sich vor, daß Geschworene genauso reagieren würden. Er stellte sich vor, wie es im Gerichtssaal wäre, wenn er hilflos mit ansehen müßte, wie jegliches Mitgefühl sich aus ihren Augen verflüchtigte. Mordecai begann sich selbst leid zu tun.
Es war wirklich ein beschissener Tag. Zuerst das Paul-Guber-Debakel und nun dies. Warum bekam er denn niemals Eins-A-Kläger – die anbetungswürdigen kleinen Kinder, die liebreizenden jungen Witwen, die traurigen, aber mutigen Pensionäre?
Niemals ich, dachte Mordecai. Ich erwische den Rausschmeißer einer Tittenbar. Und dann noch nicht einmal einen normal aussehenden Rausschmeißer, sondern irgendeinen haarlosen, glotzäugigen Außerirdischen aus »Raumschiff Enterprise«.
Der Mann namens Shad sagte: »Was zum Teufel haben Sie? Wenn Sie nicht mit dem Herzen dabei sind, dann sagen Sie es lieber.« Er stocherte mit dem Löffel im
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